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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ganz junger Mann nach Berlin gegangen. Sie haben sich große Sorgen um ihn gemacht, weil ja auch der Krieg kam.«
    Immerhin: eine erste Spur! Erik musste einfach mehr herausbekommen.
    »Wissen Sie denn, was er in Deutschland gemacht hat?«
    Der Mann lachte kurz auf. »Darüber weiß ich allerdings gar nichts.«
    »Macht nichts. Sie haben mir auch so schon sehr geholfen. Vielleicht darf ich Sie später noch einmal anrufen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Erik beendete das Gespräch noch entschlossener als zuvor. Jetzt würde er noch mal mit der Polizei sprechen – und sich nicht wieder so rasch abwimmeln lassen. Das immerhin war er seinem Vater schuldig.
    Zuletzt hatte er ihn durch ein Autofenster gesehen, neben einem unbekannten Mann. Und Erik war immer stärker davon überzeugt, dass sein Vater nicht freiwillig in dem Auto gesessen hatte. Bislang hatte er deswegen nichts unternommen. Aber nun würde sich das ändern.

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    In dem kühlen Konferenzraum hallten die Stimmen der fünf Experten für Flugkörper- und Atomtechnologie der Streitkräfte und der Technischen Hochschule.
    »Unsere außerordentliche Aufgabe besteht darin, ein Dossier zu erstellen, das die Möglichkeiten zum Bau eines mit Atomsprengkopf ausgerüsteten Marschflugkörpers mit finnischen Ressourcen sondiert«, sagte Sonderberater Kero aus der Kanzlei des Staatsrates, der als Vorsitzender der Runde fungierte. »Natürlich wird dieses Dossier nur erstellt, um es bei einer eventuellen Zuspitzung der Lage als beruhigendes Moment einsetzen zu können. Wir brauchen also nicht allzu viel Zeit und Mühe zu investieren.«
    »Wie sieht denn die Lage an der Front aus?«, fragte Oberst Jalonen vom Oberkommando.
    »Die russischen Raketenexperten untersuchen gerade die Überreste des Objekts. Sobald sie genauere Informationen haben, geben sie sie an uns weiter – so ist es jedenfalls vereinbart. Laut KRP konnte man die Abschussstelle noch immer nicht ausfindig machen. Und Hinweise auf die Gruppierung der Täter haben wir auch keine. An der TH in Otaniemi werden Studenten und Angehörige des Personals vernommen, weil anscheinend einige flugkörpertechnische Aspekte stark in Richtung der TH weisen.«
    »Und wie sieht’s an der diplomatischen Front aus. Wie ist das Ganze politisch zu bewerten?«
    »Das gehört nun nicht zu den Themen
unserer
Versammlung hier. Vielleicht genügt es, festzuhalten, dass Putin ein bisschen |218| verärgert ist über die Publizität, die das Ganze im Westen erhalten hat, aber ansonsten äußert er durchaus Verständnis für unsere Lage.«
    »In Moskau versteht man sehr wohl, dass sich die finnische Staatsführung gerade in einer schwierigen Situation befindet«, sagte der anwesende T H-Professor für Aerodynamik. »Aber es gibt keine andere Möglichkeit, als die Erpresser möglicht rasch festzunehmen und vor Gericht zu stellen. Niemand wird so kindisch sein anzunehmen, Finnland könne jetzt einfach mal ein paar Atomraketen bauen.«
    »Trotzdem ist es einigermaßen paradox, dass die Erpresser in gewisser Weise ja recht haben«, sagte Oberst Jalonen. »Eine Kernwaffe bietet die einzige ausreichende militärische Abschreckung, die Finnland mit einem Schlag von jeder Notwendigkeit militärischer Bündnisse entbinden würde. Und das versteht Putin sehr gut. Er weiß, dass ein bündnisfreies Finnland keinerlei Bedrohung für Russland darstellt. Wenn Finnland also vor der Wahl stünde: NAT O-Mitgliedschaft oder ein paar finnische Atomsprengköpfe, dann wäre aus Sicht des Kreml . . . na, sagen wir so: welches Interesse sollte Russland daran haben, dass Finnland der NATO beitritt?«
    Die anderen sahen sich etwas verlegen an.
    »Derartige Spekulationen sollte man vielleicht aus unseren Zusammenkünften besser heraushalten«, sagte Kero.
    »Gern. Aber Finnland verfügte in diesem Szenario über undeklarierte Atomwaffen, nur wenige natürlich, und über deren Existenz wäre nur die russische Führung informiert. Sonst würde das niemanden etwas angehen. Und dieses Gleichgewicht des Schreckens zwischen zwei Parteien wäre immer noch weit entfernt von dem alten Zusammenarbeits- und Beistandspakt à la Stalin, aber effektiv wäre es ohne Frage trotzdem . . .«
    »Und Finnland würde die IAE A-Kontrolleure täuschen, wenn sie mindestens einmal im Jahr die AKWs in Olkiluoto und Loviisa überprüfen, ob auch kein Plutonium verschwunden ist?«, warf der Kerntechnologie-Experte von der TH ein.
    |219| »Finnen können sich ja wohl auch mal

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