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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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der Priester Darkoths, der so gehässig gelacht hatte, als auf sein Zeichen hin Garret und Tarlon erschlagen wurden. Sie holte zum letzten Streich aus, doch er blies ihr ein schwarzes Pulver ins Gesicht. Die Welt wurde still. Und dunkel.
     
    Als Tarlon die Augen öffnete, sah er die Sera vom Brunnen über sich gebeugt. Er befand sich wieder in der Akademie und lag auf der Bank vor dem Brunnen. Wie war das möglich?
    »Gar nicht«, antwortete die Sera, und eine feine senkrechte Falte erschien auf ihrer glatten Stirn, während sie besorgt auf ihn herabsah. Sie hat eine weiße Strähne im Haar, dachte Tarlon träge. Das hatte er anfangs überhaupt nicht wahrgenommen. Er versuchte sich aufzurichten, doch sie drückte ihn nieder. »Lieg still, ich brauche nicht lange«, sagte sie. Tarlon sank zurück und wunderte sich matt darüber, dass sie imstande war, ihn mit nur einer Hand am Aufstehen zu hindern.
    Wärme füllte seine Brust, breitete sich in ihm aus und überflutete ihn mit einem Gefühl der Linderung. Ein fernes Pochen durchdrang seinen Körper, erst stockend, dann immer regelmäßiger. Das ist mein Herzschlag, dachte er verwundert. Stand mein Herz denn still?
    »Es ist mir egal, ob es erlaubt ist oder nicht«, teilte ihm die Sera mit. Er hörte ihre Worte, doch verstand er nicht, was sie ihm damit sagen wollte. »Der Dunkle hält sich auch nicht an die Regeln. Außerdem wäre das alles nicht nötig gewesen, wenn Sie auf mich gehört hätte. So.« Sie richtete sich auf und wischte sich die blutigen Hände sauber. »Und nun zurück mit dir …«
     
    »Göttin«, hörte er eine ferne Stimme. »Der hier lebt noch! Ich dachte er wäre hin, bei dem vielen Blut, das er verloren hat …« Tarlon öffnete die Augen und sah einen Soldaten der Stadtwache über sich gebeugt, der ihm gerade mit einer scharfen Klinge das Wams aufschnitt, um die Wunde freizulegen.
    »Der hier lebt auch noch!«, rief ein anderer.
    Tarlon blinzelte verstört zu Garret hinüber. Für ihn hatte es den Anschein, als wäre seinem Freund der Schädel gespalten worden, und er hoffte nur, dass der Soldat Recht behielt und Garret wie durch ein Wunder überlebt hatte. Er wollte sich aufrichten, um besser sehen zu können, doch ein sengender Schmerz durchfuhr ihn von der Seite bis zur Brust. Keuchend vor Schmerz fiel er wieder zurück. Götter, dachte er, als er sich an den Augenblick erinnerte, da der Spieß ihn durchbohrt hatte. Wieso lebe ich überhaupt noch?
    »Ruhig, Junge«, meinte der Soldat, der über ihn gebeugt war. »Dich hat ein Spieß getroffen, schräg von hinten unterhalb des Arms in die Seite … die Spitze ist wohl an den Rippen abgeglitten und kam vorne durch die Brust wieder heraus! Das ist eine üble Wunde, aber mit der Göttin Gnade wirst du es überleben. Nur halte jetzt still, damit ich dich verbinden kann!«
    Tarlon biss die Zähne zusammen, während der Soldat erst ein weißes Pulver auf die Wunde stäubte und ihm danach einen festen Verband anlegte. »Vielleicht wird es die Blutung nicht stoppen«, sagte der Soldat. »Aber es hilft!«
    »Danke, Ser«, krächzte Tarlon und versuchte erneut sich zu aufzurichten. Seine Seite brannte noch immer wie Feuer, aber es war erträglicher geworden. »War hier nicht auch noch eine Frau?«
    »Und ob hier eine Frau war!«, antwortete der Soldat mit Ehrfurcht in der Stimme. »Wir haben es von dort drüben aus gesehen … schaut, was sie angerichtet hat!« Tarlon stützte sich schwerfällig auf seinen Ellenbogen und versuchte zu verstehen, was er da sah. Sieben königliche Soldaten lagen leblos um ihn herum auf dem Pflaster der Straße, zwei von ihnen mit gespaltenem Helm. Ein achter krümmte sich in Schmerzen und hielt sich sein Bein, das unterhalb des Knies abgeschlagen war. »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, sprach der Soldat weiter. »Ich dachte schon, sie erschlägt sie alle, aber dann hat der Priester sie erwischt. Er und die zwei Soldaten, die noch standen, packten die Frau und verschwanden vor unseren Augen, noch bevor wir heran waren.«
    »Vanessa«, stieß Tarlon hervor. »Sie lebt?«
    »Sieht danach aus«, erwiderte der Soldat. Er stand auf, ging zu dem königlichen Soldaten mit dem abgeschlagenen Bein hinüber und schnitt ihm die Kehle durch. »Sonst hätte der Priester sie wohl kaum mitgenommen«, erklärte er dann, während der beinlose Soldat mit einem gurgelnden Laut sein Leben aushauchte.
    »Was ist mit Vanessa?«, krächzte Garret neben ihm. Tarlon sah zu seinem Freund

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