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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Lindors Regimenter in Lytar befanden?«, fragte sie gerade erstaunt.
    »Nein«, nuschelte Argor kauend, trank hastig etwas Tee und schluckte alles hinunter. »Wären wir nicht angegriffen worden, hätte wir womöglich jahrelang nichts davon bemerkt.« Er sah hoch und bemerkte Knorre, der im Türrahmen stand. »Der Götter Segen mit Euch, Meister Knorre.«
    Sina sprang auf und eilte zu ihrem Vater hinüber, um ihn zu umarmen. »Hast du gewusst, dass es in den letzten zweihundert Jahren keinen einzigen Mord in Lytara gegeben hat? Ist das nicht erstaunlich?«, begrüßte sie ihn strahlend.
    »Der Götter Segen auch mit Euch, Freund Argor«, erwiderte Knorre den Gruß des Zwergs und löste sich aus Sinas Umarmung, nicht ohne ihr dabei liebevoll übers Haar zu streichen, eine Geste, die Argor natürlich und seltsam zugleich vorkam. Es war einfach ungewohnt, Knorre so zu sehen.
    »Erstaunlich ist das nicht, Sina«, wandte sich Knorre dann an seine Tochter, während er sich zu Argor an den Tisch setzte und sich ein Stück Brot abschnitt. »Es leben nur wenige Menschen dort, und ein jeder hatte bislang sein Auskommen. Wenn es den Menschen gut geht, haben sie wenig Grund für Neid und Missgunst. Sie haben Platz, einander aus dem Weg zu gehen, jeder kennt jeden … und jeder zerreißt sich über jeden das Maul.«
    »So schlimm ist es nicht«, wandte Argor lachend ein.
    »Und es ist auch gar nichts Schlimmes«, ergänzte Knorre lächelnd. »Denn so versucht sich jeder zu benehmen, und niemand ist dem anderen ein Fremder …« Er strich Honig auf sein Brot und biss herzhaft hinein. »All das mag sich ändern, wenn das Tal erst wieder bevölkert ist. Doch mit etwas Glück und einem starken Glauben an die Lehren der Göttin wird es noch lange so bleiben.« Er sah zu Argor hinüber und zwinkerte ihm zu.
    »Vorausgesetzt, wir überleben diesen Kampf«, bemerkte Argor. Er schüttelte den Kopf. »Ich komme mir nutzlos vor, Knorre. Meine Freunde sind vermutlich in Gefahr, und ich sitze hier und schlage mir den Bauch voll.«
    »Und das gestern Abend war nur ein Entspannungsbad, nicht wahr?«, fragte Sina etwas spitz.
    »Das war etwas anderes«, winkte Argor ab. »Es war ja nicht geplant. Ich will helfen, Kanzler Belior zu besiegen, und nicht hier herumsitzen. Ich will etwas tun, anstatt mich zu verstecken!« Er sah Knorre fragend an. »Werden wir bald nach Lytar zurückkehren?«
    »Warum sollten wir?«, fragte Knorre kauend. »Der Kampf findet hier statt.«
    Argor sah ihn überrascht an, doch Knorre wies mit seinem Brot in der Hand in Sinas Richtung. »Erzähle du es ihm.«
    »Also«, wandte Sina sich an Argor, »ich war heute Morgen auf dem Frühmarkt. Es gibt neben dem Tor zum Hafen einen Richtplatz. Habt Ihr ihn gesehen?«
    »Ja«, sagte der junge Zwerg. »Es hat mich gewundert, dass ihr den Galgen stehen lasst, nachdem er benutzt wurde.«
    »Er wird oft genug benutzt«, erklärte Sina ernst. »Gestern Nacht allerdings bedienten sich die Priester Darkoths seiner. Als ich heute Morgen zum Marktplatz kam, hingen dort die Opfer ihres Wütens. Man erzählte mir, was geschehen war. Gut zwei Dutzend Bürger hatten sich gegen einen der Priester gestellt, nachdem ein alter Mann getötet worden war. Sein einziges Vergehen bestand darin, dass er die Größe und Statur von Knorre hatte.«
    Argor sah zu Knorre hin, doch der sagte nichts, sondern trank nur weiter seinen Tee, den Blick ins Leere gerichtet.
    »Die Leute wurden von den Wachen des Priesters erschlagen und ihre Körper zur Abschreckung an den Galgen gehängt. Bislang hat sich noch niemand getraut, sie abzunehmen, und auch die Stadtwache unternimmt nichts.«
    »Wie nehmen es die Bürger auf?«, fragte Argor leise.
    »Es herrscht eine angespannte Stimmung. Vor ein paar Monaten noch waren die königlichen Soldaten den Meisten hier willkommen, sie brachten gutes Gold und machten kaum mehr Ärger als ein Seemann mit zu viel Heuer. Aber jetzt?« Sie zuckte die Schultern. »Ich glaube, es wäre keinem königlichen Soldaten zu empfehlen, seinen Freigang allein in der Stadt zu verbringen. Ich nehme an, man würde ihn im Hafenbecken wieder finden.«
    »Oder auch nicht«, bemerkte Argor, der sich an die Körper auf dem Grund des Beckens erinnerte.
    »Im Moment jedenfalls ist Lindor der am meisten gehasste Mann in den Greifenlanden«, fuhr Sina fort. »Es gab noch einen anderen, der beinahe ebenso gehasst wurde: Baron Vidan von Mislok. Ein Mann, der nicht weniger machtbesessen war als Lindor. Es

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