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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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dann. »Ich habe Angst vor Marten.«
    »Schaut, sie hat sich wieder beruhigt«, sagte Vanessa leise und deutete dabei auf die Bardin, die ihr Pferd mittlerweile gezügelt hatte und auf sie wartete.
     
    »Dort vorne liegt Mislok. Die Hauptsstadt der Baronie«, sagte sie, als die anderen zu ihr aufschlossen.« Sie warf Garret einen schelmischen Blick zu. »Dort lebt der Baron, der Brückenzoll für Eure Brücke einzieht.«
    »Eure Laune scheint sich gebessert zu haben«, stellte Garret fest. »Darf ich fragen, warum? Noch liegen zwei Tage Weges vor uns.«
    »Es gibt in Mislok ein gutes Gasthaus, das Greifenschild. Der Wirt dort ist ein alter Freund von mir und das Essen vorzüglich, außerdem wird er uns weiterhelfen können, er kennt Land und Leute wie kaum ein anderer.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Ein Moment der Ruhe vor Euren aufdringlichen Fragen half zudem auch.«
    »Sie müssen gestellt werden«, beharrte Garret.
    »Vielleicht«, schritt Tarlon ein, noch bevor die Bardin etwas sagen konnte. »Nur nicht jetzt.« Er sah Garret bedeutsam an, dieser zögerte einen Moment, zuckte aber dann mit den Achseln.
    Vanessa überging Garrets Worte dagegen einfach und wandte sich stattdessen an die Bardin. »Wieso weiterhelfen?«, fragte sie. »Seht Ihr denn Schwierigkeiten für unseren Weg nach Berendall?«
    »Abgesehen von den Kronoks und anderen militärischen Einheiten im Sold Beliors?«, antwortete die Bardin etwas spöttisch. »Nein, eigentlich nicht. Noch stehen diese Lande nicht unter der Herrschaft Beliors, auch wenn ihm hier niemand ernstlich Widerstand entgegensetzen wird. Aber unser Freund wird uns über die Lage in den Vorlanden berichten können. Er kennt die Menschen hier. Es kann nicht schaden, sich mit ihm zu unterhalten.«
    »Hhm«, sagte Garret und musterte die Bardin sorgfältig. »Soeben wart Ihr noch erzürnt mit mir, jetzt lächelt ihr und wollt helfen.«
    Sie sah ihn an und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
    »Wisst Ihr, Garret, wie der alte Leitwolf den frischgeborenen Welpen wahrnimmt?«
    »Nun, ich denke, wohl als nicht allzu wichtig.«
    »Genau dieses. Nur, irgendwann muss auch der dümmste Wolf feststellen, dass er alt ist und die jungen Welpen erwachsen.« Ihr Blick, der unverwandt auf dem jungen Bogenschützen haftete, war nur schwer zu deuten. »Ich gebe es nur ungern zu, aber Ihr habt Recht mit Eurem Vorwurf, Garret. Die Vergangenheit, so allgegenwärtig sie für mich auch sein mag, ist vergangen. Und Ihr seid weder Euer Vater noch Euer Vorfahr, auch wenn Ihr dem ersten Lord von Lytar so stark ähnelt, als wäret ihr Zwillinge.« Sie schüttelte irritiert den Kopf. »Es ist seltsam mit euch Menschen. Da stirbt einer, jemand, den man mochte oder auch verachtete, und gleich darauf steht er wieder vor einem, zwar mit etwas anderen Augen, anderer Nase oder Kinn, aber seinem Vorfahren doch so gleich, dass man immer verwundert ist, nicht von ihm erkannt und begrüßt zu werden.«
    »Sagt, Sera, wie war er denn, mein Vorfahr?«
    »Garret!«, sagte Tarlon mahnend, doch die Bardin lächelte nur. »Ein paar Antworten bin ich durchaus noch bereit zu geben.«
    »Danke«, nickte Garret. »Also, was für ein Mensch war er?«
    »Der erste Lord Lytars?« Die Bardin lachte leise. »Er war ein sturer Hitzkopf, der von seiner eigenen Meinung allzu sehr eingenommen war, jemand, der nie zugegeben hätte, Angst zu haben. Doch er hatte sie, und es war genau sein Bestreben, diese Angst zu besiegen, das ihn zu dem Mann machte, der er war.«
    »Das hört sich nicht danach an, als hättet ihr ihn verachtet«, stellte Garret überrascht fest, während er überlegte, was er davon halten sollte, dass Vanessa bei jedem Wort der Bardin nur genickt und Tarlon amüsiert gelächelt hatte.
    »Natürlich habe ich ihn nicht verachtet«, erwiderte die Bardin schmunzelnd. »Gestritten habe ich mich mit ihm. Er ließ keine Gelegenheit aus, seine Hörner an mir abzustoßen.«
    »War er denn ein guter Mensch?«, wollte Vanessa überraschenderweise wissen.
    Die Bardin sah sie scharf an.
    »Er war der erste Lord Lytars. Egrim Grauvogel. Ein stolzer und harter Mann.« Die Bardin seufzte. »Aber ja, ich denke, er war ein guter Mensch. Entsprechend seinen Möglichkeiten.«
    »Ihr habt sie gesehen und unter ihnen gelebt, den Leuten aus Lytar«, sagte Vanessa nun leise. »Gab es denn nicht auch normale Menschen unter ihnen? Waren sie denn wirklich alle von Hochmut und Hass erfüllt?«
    »Ihr wollt es unbedingt von mir hören, nicht

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