Das Erbe des Loewen
Tunnels zu bleiben, während Rhys die Felsen bestieg und Kieran stromaufwärts ritt.
„Wirst du Lady Laurel mit dir nehmen?“ fragte Rhys.
„Sie wird hier warten, wo es sicher ist.“ Er warf ihr einen festen Blick zu. „Duncan würde sich zu Tode grämen, wenn seiner Enkelin etwas zustoßen würde.“
Ein kluger Mann, dachte Laurel, als sie Kieran nachsah, wie er den Felspfad hinabritt und den Fluss durchwatete. Er wusste genau, wie er ihre Einwilligung gewann. In ihm steckte mehr als nur Grimm und Kraft. Sie betrachtete seine breiten Schultern, die stolze Haltung des Kopfes, und spürte ein plötzliches Verlangen. Er war wahrhaftig ein stattlicher Mann. Wenn er doch ...
Nein. Es machte keinen Sinn, etwas zu wünschen, was nicht sein konnte. Kieran war nicht für sie bestimmt. Er war zu kalt, zu rücksichtslos. Wenn sie sich jemals wieder vermählen sollte - und sie musste, wollte sie Kinder haben -, sollte es ein warmherziger, leidenschaftlicher Mann sein, wie ihr Vater oder ihr Großvater. Niemand, der schroff befahl, ihre Wälder abzuholzen.
Während sie den Blick auf die Waldung gerichtet hatte, tauchten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf. Zwei Männer. Schwarz gekleidet. Hockten zwischen den Bäumen zu ihrer Linken. Beobachtend. Spähend. Plötzliche Angst befiel sie.
Laurel regte sich im Sattel. „Geordie, ich sah ...“ Sie unterdrückte die Worte, selbst als der Reiter zu ihr blickte. Niemand würde ihr glauben. „Ich reite hinab ans Flussufer“, sagte sie.
„Sir Kieran sagte, du sollst hier bleiben.“
„Kein Mann kann mir etwas befehlen. Ich bin zurück, ehe er wiederkehrt.“ Sie warf den Kopf in den Nacken und lenkte das Pferd den steilen Hang hinab. Geordie versuchte nicht, sie aufzuhalten. Er war in sie verliebt und hatte ihr immer nachgegeben, seit sie als Kinder zusammen gespielt hatten.
Laurel hielt den Atem an, als das Pferd die Furt des Flusses durchquerte. Sie erwartete jeden Augenblick, dass die Späher hervorsprangen und sie ergriffen. Närrin. Wahrscheinlich waren gar keine Spione hier. Doch sie konnte gegen das Gefühl nicht ankämpfen. Als sie das andere Ufer erreichte, wandte sie sich nach rechts, um den Anschein zu erwecken, dass sie Kierans Spur folgte. Sobald sie in dem Gehölz war, stieg sie ab und band die Zügel des Pferdes an den starken Ast einer Eiche.
Sie nahm den Bogen von ihrer Schulter und machte sich auf den Weg zu der Baumgruppe, die sie zuvor ausgemacht hatte. Es war kalt und dunkel unter den Bäumen, das weiche Moos dämpfte ihre Schritte, als sie langsam dem Flusslauf folgte. Über ihrem Kopf rauschten die Blätter im Wind, der den schweren Geruch von feuchter Erde und Kräutern mit sich trug. Der wohl bekannte Klang des rauschenden Wassers und der Duft beruhigten ihre angespannten Sinne.
Ein Knacken vor sich im Gebüsch ließ Laurel erschrocken innehalten. Sie hoffte, dass ihre dunkle Kleidung sich den Schatten anpassen würde, und hielt den Atem an.
„Woher haben die MacLellans diese Söldner?“ verlangte ein Mann zu wissen.
Laurel legte erschrocken die Hand auf die Lippen.
„Woher soll ich das wissen?“ sagte eine zweite Stimme, die tief und heiser klang.
„Zur Hölle. Sie sind nun in der Übermacht. Wir müssen uns versteckt halten, bis die übrigen Streitkräfte meines Heers eingetroffen sind“, sagte der erste Mann.
„Narr“, sagte die raue Stimme. „Wir schleichen uns flussab-wärts, bis wir aus der Sicht der Posten am Taleingang sind, überqueren die Ebene, holen unsere Leute und greifen an. “
Heilige Maria! Die Plünderer! Laurel bebte und bemühte sich, ihren pochenden Herzschlag zu überhören.
„Es sind meine Männer, und ich sage, wir warten.“ Dieser Mann schien den Befehl zu haben.
Was sollte sie tun? Hier bleiben und warten, bis sie gingen, oder zu ihrem Pferd zurückschleichen, um loszureiten und die Männer auf den Felsen zu warnen? Verschwinde! rieten ihre Sinne. Sie machte einen vorsichtigen Schritt zurück; ein Zweig unter ihrem Stiefel knackte.
„Was war das?“ erklang mahnend die heisere Stimme.
„Wahrscheinlich ein Tier. Wir haben von hier einen guten Blick auf den Fluss, niemand hätte sich anschleichen können.“
„Doch da ist dichtes Gehölz zwischen hier und der Weggabelung, und wir waren nicht sehr umsichtig, seit die Söldner ausgeritten sind. “
Laurel erstarrte, ihr Herz klopfte so heftig, dass sie fürchtete, die Späher könnten es hören. Sie vermochte in der Dunkelheit und in dem
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