Das Erbe des Loewen
das, was ich empfinde.“ Er spürte, wie ihr Puls in ihrem Handgelenk heftig schlug, und er wusste, auch sie begehrte ihn. Es war zu viel. Er gab sie frei, solange er noch konnte.
„O Kieran.“ Mit diesem glückseligen Ausruf warf sie sich ihm entgegen und legte die Arme um seinen Nacken.
Er verlor das Gleichgewicht und wankte zurück. Sie fiel auf ihn. Ihren Busen zu spüren, der sich gegen seine Brust drückte, brachte ihn um den kümmerlichen Rest seiner Selbstbeherrschung. „Laurel“, klang es heiser. „Wir können nicht ... ich kann nicht ..." Er hob die Hände, um sie von sich zu stoßen, gerade in dem Augenblick, als ihre Lippen die seinen trafen. Diese unerwartete Berührung sandte einen wohligen Schauer durch seinen Körper. Verzweifelt sehnte er sich nach ihrer Wärme und wünschte, nur einen Augenblick darin zu verweilen. Nur für einen einzigen Kuss.
Stöhnend erwiderte er ihren Kuss. Gut. Es ist so gut. Tief in seinem Innersten löste sich ein wildes und urgewaltiges Gefühl, so stark wie der Sturm der letzten Nacht.
Laurel dachte, sie sollte Angst haben, als er sie bedrängte und mit begierigem Verlangen küsste. Seine Hände glitten über sie, streichelnd, liebkosend. Sie spürte seine heftige Erregung, als er seine Schenkel fest an ihre presste. Doch sein Verlangen war wie der Funke, der ihre eigenen lange unterdrückten Gefühle entzündete. Sie hatte davon geträumt, jemanden zu finden, der sie so fühlen ließ, doch niemals hatte sie geglaubt, dass sich solch Begierde in ihr regen könnte, dass sie kaum mehr atmen konnte.
Laurel klammerte sich mit jeder Faser ihres Seins an ihn und ließ sich von ihm willig in den Strudel der Leidenschaften ziehen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Alles war neu für sie, obgleich sie zuvor schon verheiratet gewesen war. Das Blut pochte in ihren Schläfen, als der Sturm der Begierde sie erfasste.
Ihr begeisterter Widerhall verzehrte ihn wie Feuer. Niemals hatte er erwartet, dass Verlangen so urtümlich sein könnte. Stöhnend löste Kieran seine Lippen von den ihren und rang nach Atem. „Ah, wie sehr begehre ich dich.“
Ihre Augen schienen zu glühen. „Und ich dich. Ich bin so glücklich, dass wir uns vermählen.“
Uns vermählen. Doch noch nicht vermählt sind. Das Gespenst grausamer Wirklichkeit fasste nach ihm, kalt und nüchtern. „Wir begehen ein Unrecht.“
„Was für einen Unterschied macht das? Wir vermählen uns in ein paar Tagen. “
Jeden Unterschied der Welt, sollte er sterben, ehe der Eheschwur gesprochen war, und sie mit einem Kind Zurückbleiben. War es so gewesen bei seinen Eltern? Waren sie voll wilder Wollust gewesen? Nun konnte er verstehen, was sie dazu getrieben hatte, doch er war aus festerem Holz.
„Wir müssen uns auf den Weg machen“, sagte Kieran, obgleich er beinahe daran starb, sie aus seinen Armen zu lassen. Er löste sich von ihr und schob sie sacht von sich. Sein Herz war schwer und fühlte sich verwaist. Noch schlimmer war der verletzte Blick in ihren Augen. „Zieh dich an“, befahl er, die Stimme rau vor Verlangen und Selbstverleugnung.
„Was habe ich falsch gemacht?“
„Nichts. Ich ...“
Rath wieherte wie zur Warnung und zerrte an den Zügeln, die ihn an einen großen Felsen banden.
„Eindringlinge.“ Kieran stieß die Decke von sich und zog das Schwert, das neben ihm lag. Stumm dankte er für Laurels Bedachtsamkeit. „Stell dich hinter mich“, rief er ihr zu. Er kam auf die Beine, als plötzlich zwei Tiere im Höhleneingang erschienen.
Wölfe. Ein tiefes Knurren klang durch die Höhle, das von Raths verzweifelten Bemühungen, sich zu befreien, begleitet wurde. Verdammt! Ehe Kieran zu ihm konnte, zerriss der Hengst die Zügel und floh aus der Höhle. Kieran hatte erwartet, dass ihm die Wölfe folgen würden, doch sie verharrten. Offenbar schienen ihnen die Menschen die leichtere Beute zu sein.
„Bleib hinter mir, was auch immer geschehen mag.“ Geduckt kroch Kieran vorwärts, das Schwert bereit zum Angriff. Überraschenderweise war es der kleinere Wolf, der seine Herausforderung annahm und sich ihnen entgegenstellte.
„Nein! Es ist Freda!“ Laurel schob sich an Kieran vorbei, kniete nieder und umarmte den Hund, der sie voll ungebändigter Freude begrüßte und zu Boden warf. „O Freda. Wie bin ich froh, dich zu sehen“, sagte sie und rieb ihr Gesicht in dem dicken grauen Fell des Hundes.
Hinter ihr sah Kieran, wie der Wolf sich bewegte. „Komm zurück. Ich traue dem Wolf
Weitere Kostenlose Bücher