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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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auf Jakes Silvesterfeier begegnet war. In dem enganliegenden schwarzen Trikot und dem wolligen Jäckchen, die Haare offen auf die Schultern herabfallend, hatte sie wieder viel mehr Ähnlichkeit mit der alten Romy gehabt.
    Und sie hatte sein Vorurteil, ihr sei nach der Trennung von ihm alles in den Schoß gefallen, gründlich erschüttert. Nicht nur hatte sie den Hotelbetrieb geleitet, sie hatte auch die Verantwortung für das Kind ihres Bruders übernommen. Und hatte dennoch so getan, als wäre es nichts. Danny ist keine Bürde , hatte sie gesagt. Aber das glaubte er keinen Moment. Er hatte zwar keine Erfahrung mit Kindern, aber es war doch sonnenklar, daß sie Sorge und Verantwortung bedeuteten.
    Zwei Tage später stattete er dem Trelawney einen Besuch ab. Romy saß in ihrem Büro, ganz die sachliche Geschäftsfrau in einem grauen Kleid mit Perlenkette, das Haar streng hochgesteckt.
    »Ich möchte gern den Hof hinter dem Hotel herrichten lassen«, sagte sie.
    Caleb schaute zur Terrassentür hinaus. Jenseits einer kleinen Terrasse war ein Hof mit Kohlenkästen und Geräteschuppen, struppigem Gras und häßlichen, von Sprüngen durchzogenen Betonplatten.
    »Da könnte man sicherlich einiges draus machen«, meinte er.
    »Ich möchte nämlich ein zweites Restaurant eröffnen. Das heißt, eine Brasserie. Wo es ein bißchen lockerer zugeht, ohne gestärkte Servietten und Vier-Gänge-Menüs. Mehr wie die kleinen Cafés in Soho, wo man aber bequemer sitzt, nicht so eng aufeinander.« Sie trat neben ihn an die Terrassentür. »Ich habe mir gedacht, ich lasse zwischen diesen beiden Räumen hier die Wand herausreißen. Wenn ich mein Büro nach oben verlege, könnte das ein schöner großer Raum werden. Aber es wird natürlich kein Mensch hier essen wollen, wenn er so einen Ausblick hat. Der ist ja wirklich schlimm.«
    »Ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
    »Ehrlich?«
    »Viel Schlimmeres.« Er ließ seinen Blick über den Hof schweifen. »Wenn du auf einige dieser Schuppen verzichten kannst, hätten wir da eine ganze Menge Platz. Damit ließe sich schon etwas anfangen.«
    »Meinst du?«
    »Kann ich mich mal umschauen?«
    »Natürlich.«
    Er ging hinaus. Er tat das, was er immer tat, wenn er ein neues Projekt in Angriff nahm: Er ging bedächtig das ganze Areal ab und versuchte, ein Gefühl dafür zu bekommen. »Einen Teil des Hofs könnte man pflastern«, rief er Romy zu. »Dann könntest du im Sommer Tische hinausstellen. Und mit einer schön dichtbewachsenen Pergola könnte man diese scheußliche Mauer da hinten kaschieren. Das ist Südseite, da bekommen die Pflanzen viel Sonne. Auf jeden Fall würden wir eine Clematis pflanzen. Und Buchs und kleinere Nadelbäume, das gibt auch im Winter ein bißchen Farbe.«
    Er kam wieder ins Büro. »Woher hattest du eigentlich meine Nummer?« fragte er.
    »Jake hat sie mir gegeben.« Sie spielte mit einem der Knöpfe an ihrer Jacke, hatte ihn, das war ihm aufgefallen, während des ganzen Gesprächs unablässig hin und her gedreht. Dann sagte sie: »Mir kam die Idee mit dem begrünten Hof, und du bist der einzige Gartengestalter, den ich kenne, Caleb. Weiter war es nichts.«
    Ihr Blick hatte etwas Herausforderndes. Wahrscheinlich, sagte er sich, rechnete sie halb damit, daß er unter irgendeinem Vorwand, etwa, er habe zuviel zu tun und deshalb keine Zeit, ablehnen würde. Und tatsächlich war war er versucht, genau das zu tun, sich diese kleine Rache zu gönnen.
    Aber es wäre unehrlich gewesen; ein billiger kleiner Triumph. Er betrachtete sie, scheinbar so selbstbewußt in ihrem Schmuck und ihrem eleganten Kleid, aber in Wirklichkeit, wie das nervöse Spiel ihrer Finger verriet, so unsicher, und er wußte, daß er das nicht über sich bringen würde.
    Außerdem brauchte er das Geld. Darum sagte er: »Ich komme morgen wieder und messe alles aus. Dann mache ich einen Entwurf und schicke dir einen Kostenvoranschlag.« An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Ich warne dich, Romy, ich bin nicht billig.«
    Ruhig entgegnete sie: »Das habe ich nie angenommen, Caleb.«
    Der Wintergarten in Whitewaters hatte Romy auf die Idee gebracht. Er hatte sie an die Eßlokale erinnert, die in den Vierteln Londons, die gerade im Trend lagen, wie Pilze aus dem Boden schossen; Bistros und Trattorien, wo man mittags oder abends, ohne die steife Förmlichkeit der üblichen Restaurants, einen raschen Happen essen konnte.
    Von ihrem neuen Büro in der ersten Etage des Hotels konnte Romy in den Hof

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