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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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guter Monat gewesen, aber in diesem Jahr war die Bilanz schlechter ausgefallen denn je, und weder der September noch der Oktober hatten bisher einen Aufschwung gebracht. Zwar lief die Brasserie immer noch gut, aber das Restaurant hatte zu kämpfen, und die Kosten für die Renovierungsarbeiten überschritten schon jetzt den ursprünglichen Voranschlag. Zum erstenmal war Romy ernstlich beunruhigt, als sie die Zahlen durchging.
    Sie blieb bis Mitternacht und sah die Bücher durch. Als sie das Hotelregister am Empfang durchblätterte, bemerkte sie, daß einige ihrer Stammgäste – Frauen aus der Provinz, die einmal im Monat zum Einkaufen nach London kamen und bisher immer im Trelawney übernachtet hatten, Paare, die regelmäßig im Trelawney wohnten, wenn sie übers Wochenende zu Theater- und Konzertbesuchen anreisten – schon seit einigen Monaten nicht mehr bei ihnen abgestiegen waren. Sie überprüfte gleich auch noch die Personalbücher. Auch hier war ein kleiner, aber stetiger Schwund zu verzeichnen. Von den Angestellten, die in letzter Zeit aufgehört hatten, hatten einige noch unter Mrs. Plummer angefangen. Jetzt, da Romy darüber nachdachte, erinnerte sie sich ihrer gemurmelten Entschuldigungen und ausweichenden Blicke bei der Kündigung.
    Und ihr fiel wieder ein, was Johnnie Fitzgerald zu ihr gesagt hatte. Wenn ich das Trelawney nicht haben kann, werde ich dafür sorgen, daß Sie es auch nicht behalten . Ihr war kalt, allein an ihrem Schreibtisch um Mitternacht, und sie hatte Angst. Sie goß sich einen Whisky ein, trank ihn schnell, aber die Furcht blieb, finster und besitzergreifend. Gerüchte waren nichts, was man greifen konnte. Sie zu bekämpfen wäre wie ein Kampf gegen Gespenster.
    Vielleicht, überlegte sie, sollte sie sich einen Anwalt nehmen. Die Verbreitung bösartigen Klatsches war doch Verleumdung. Aber sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Wie sollte sie vor Gericht ziehen, wo doch die Erinnerung an Jems Prozeß noch so frisch und schmerzhaft war? Sie hatte kein Vertrauen in das Rechtssystem. Es hatte Jem nicht geholfen, und es hatte ihrem Vater nicht geholfen. Und es würde nur zusätzliches Aufsehen erregen, wenn sie vor Gericht ging.
    Im Beisein anderer war sie selbstsicher, liebenswürdig, amüsant. Allein, hatte sie das Gefühl, daß in ihr etwas einen Kampf auf Leben und Tod führte. Als sie das Trelawney geerbt hatte, war sie überzeugt gewesen, die Jahre am Hill View für immer hinter sich gelassen zu haben. Jetzt aber spürte sie, wie ihr Selbstvertrauen bröckelte. Sie hatte Jahre gebraucht, um sich die Leiter emporzukämpfen, aber Johnnie Fitzgerald hatte nur ein paar kurze Monate gebraucht, um die Sprossen unter ihr herauszuschlagen.
    Einer ihrer Gäste bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. George Everett, ein wohlhabender Bauunternehmer Mitte Sechzig, der zu den Stammgästen des Trelawney gehörte, sagte eines Abends in der Bar vorsichtig zu ihr: »Sie müssen etwas gegen diese Gerüchte unternehmen, Romy. Sie müssen ihnen ein Ende machen.«
    »Gerüchte?« Das Wort erschreckte sie.
    »Darüber, wie Sie an das Hotel gekommen sind.«
    Sie sagte wegwerfend: »Jeder mit einem Funken Verstand weiß, daß solcher Klatsch reine Erfindung ist.«
    Er sah sich demonstrativ in der fast leeren Bar um. »Leider gibt es eine ganze Menge Leute, die nicht einmal ein Fünkchen Verstand haben«, sagte er bedauernd.
    Sie dachte daran, durch Werbung Gäste zu gewinnen – Mrs. Plummer hatte nichts von Werbung gehalten, hatte sie als vulgär abgetan. Aber Werbung kostete Geld, und sie schien plötzlich keines mehr zu haben. Sie prüfte die Rechnungen, um zu sehen, ob es Möglichkeiten gab, Einsparungen vorzunehmen. Sie wechselte zu einer preiswerteren Wäscherei, und als zwei der Zugehfrauen gingen, ersetzte sie sie nicht. Um die Personalkosten weiter zu senken, schränkte sie die Überstunden ein und erledigte einen noch größeren Teil der Büroarbeit selbst. Einige der luxuriösen kleinen Extravaganzen, die eines der Markenzeichen des Trelawney gewesen waren – die französische Seife im Badezimmer, das elegante Büttenrandpapier –, tauschte sie gegen billigere Alternativen aus. Es schmerzte sie, einen solchen Schritt tun zu müssen; sie kam sich vor wie eine Verräterin und sah im Geist deutlich Mrs. Plummers mißbilligend hochgezogene Augenbrauen.
    Aber das alles reichte nicht. Die monatlichen Ausgaben des Betriebs überstiegen jetzt die Einkünfte. Sie suchte den Filialleiter ihrer

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