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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Fünfzigern mit starren Dauerwellen und einer Fuchsstola um die Schultern musterte sie argwöhnisch, als Caleb ein Zimmer für die Nacht verlangte. Caleb stellte sich und Romy vor; sie schob die linke Hand in die Tasche.
    Aber es klang gar nicht schlecht, fand sie: Mrs. Romy Hesketh.
    Die Frau mit dem Fuchspelz nahm einen Schlüsselbund vom Haken. »Ich muß Sie um eine Anzahlung bitten.« Die glänzenden Glasaugen des Fuchses erinnerten Romy flüchtig an Bunny Napier. »Frühstück gibt es pünktlich um acht, keine Nahrungsmittel und Gummistiefel in den Zimmern. Die Zimmer müssen spätestens um zehn Uhr vormittags geräumt werden. Das Badezimmer ist am Ende des Korridors. Der Heißwasserboiler darf abends nach halb elf Uhr nicht mehr benutzt werden, und Sie müssen Ihre Seife selbst mitbringen.«
    Es gelang ihnen, das Lachen zurückzuhalten, bis sie außer Hörweite waren. Erst im oberen Flur prusteten sie los. »Ich muß sie um eine Anzahlung bitten«, kicherte Romy und drückte die Hand auf den Mund. Caleb lehnte sich mit zukkenden Schultern und tränenfeuchten Augen an die Wand. »Keine Seife. Du meine Güte.«
    Die Wände in ihrem Schlafzimmer waren bis etwa auf halbe Höhe braun gestrichen, darüber cremefarben. Das Linoleum auf dem Boden war braun-grau gemasert, auf dem Bett lag eine rostbraune Steppdecke. Die Hausordnung lag unübersehbar auf dem Toilettentisch.
    Romy berührte den Heizkörper. »Kalt.«
    »Das kostet wahrscheinlich extra –«
    »Und was ist mit dem Abendessen – meinst du, wir bekommen hier was zu essen?«
    »Abendessen gibt es pünktlich um sieben. Es ist jetzt zwanzig nach. Wir müssen essen, was noch im Wagen ist.«
    »Caleb! Keine Nahrungsmittel in den Zimmern!«
    »Ich dachte mehr ans Bett. Davon, daß man im Bett nicht essen darf, hat sie nichts gesagt.« Er nahm sie in den Arm und drückte seine Lippen auf ihren Hals.
    Sie wandte sich ihm zu. »So hungrig bin ich eigentlich gar nicht.«
    »Ich schon«, versetzte er. »Ich bin furchtbar ausgehungert.«
    Seine Augen blitzten. Sie spürte das Pochen erwachender Erregung. Als er ihre Jacke und dann ihre Bluse aufknöpfte, als er ihr den Unterrock abstreifte und die sanfte Schwellung ihres Bauches küßte, trat alles andere in den Hintergrund. Nur seine Hände waren da, die ihre Haut berührten, sein Mund auf dem ihren und der kühle glatte Stoff der Steppdecke unter ihnen. Nur sein Körper war da, der so genau, so wunderbar in den ihren paßte. Und da war diese plötzliche Erwartung süßer Lust, einer Lust von solch überwältigender Intensität, daß sie, die immer rechnete und plante, die immer alles unter Kontrolle haben wollte, sich ihr einfach überließ, stürzte und ins Unendliche fiel.
    Viel viel später zog er seine Jeans und einen Pulli über, schlich sich aus dem Hotel zum Lieferwagen und schmuggelte die Reste ihres Picknicks ins Hotel. Er fütterte sie mit KitKat und Orangen. Dann liebten sie sich von neuem, langsam, gaben ihren Körpern viel Zeit, einander wieder kennenzulernen und die Berührung auszukosten, die die Lust entfachte und zum Lodern brachte.
    Das Bett war leer, als Romy am Morgen erwachte. Sie kleidete sich an und ging ins Freie hinaus. Das Alma-Hotel stand auf hohen Felsen über einer Bucht. Ein wackliges Schild wies auf einen Fußweg zum Strand hinunter; ein großer Garten umgab das Hotel. Rhododendronbüsche kämpften gegen den Wind; überall konnte man das Brausen und Zischen des Meeres hören. Der Garten sah so vernachlässigt aus wie das Hotel; als hätte sich seit Jahren keiner mehr um ihn gekümmert. Blumen standen mit braunen, zerknitterten Blütenblättern müde in den Beeten. Unkräuter schoben sich durch die Risse der Betonplatten auf den Wegen, und die wenigen Bäume waren vom Wind gebeugt und verkrüppelt.
    Doch die Lage und der Blick waren einzigartig. Es war nicht das Savoy, aber sie wußte plötzlich, daß sie nie glücklicher gewesen war. Und sie erkannte zugleich, wie froh sie war, dem Trelawney fern und all ihren wachsenden Problemen und Ängsten entronnen zu sein.
    Als sie Caleb den Küstenpfad heraufkommen sah, rief sie seinen Namen. Dann lief sie ihm entgegen.
    Als sie ins Trelawney zurückkam, geriet sie mitten in einen Sturm. Ihr Buchhalter, Mr. Ingram, machte sie auf das Ausmaß der Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen das Hotel fertig werden mußte. Gleich am Montag morgen legte er ihr die Bücher vor und zeigte ihr den steilen Abfall der Einkünfte. Der August war nie ein

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