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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Cottle.
    »Pickering?« Caleb starrte den anderen ungläubig an. »Wieso?«
    Goddard schrieb eifrig. »Wegen der Bruchschäden«, nuschelte er. »Pickering hätte sie registrieren müssen.«
    Alle wichen Calebs Blick aus. »Und was ist mit Loman?« fragte er.
    »Der ist beim Zahnarzt.«
    Erst in der Mittagspause fand er Gelegenheit, mit Goddard allein zu sprechen. Auf dem Treppenflur stellte er ihn. »Willst du das wirklich einfach so geschehen lassen?«
    »Was denn?« Goddards Ton war bemüht unbekümmert.
    »Daß Pickering gefeuert wird.«
    Goddard zuckte mit den Schultern. »Das ist doch nicht meine Sache. Und deine ist es auch nicht.« Er lief nach unten.
    Caleb folgte ihm. »Wir können nicht zulassen, daß Pickering zum Sündenbock gemacht wird. Alle wissen, daß Loman der Dieb ist.«
    »Wicksteed nicht.«
    Caleb holte tief Luft. »Dann muß eben jemand mit Wicksteed reden.«
    Goddard drückte die Tür auf und trat in den sonnenhellen Hof hinaus. »Willst du’s tun?« Sein Blick unter den hellen Wimpern war hart. »Dann solltest du dir vielleicht überlegen, daß wir dann alle dran sind. Nicht nur Loman und Cottle. Wir sind alle in die Sache verwickelt. Dafür hat Loman gesorgt. Und du glaubst doch nicht im Ernst, daß er den Mund hält, wenn’s hart auf hart geht, oder?« Goddard zuckte mit den Schultern. »Außerdem war’s ja nichts Tolles. Immer nur Kleinigkeiten. Nie was richtig Großes. Die Firma bescheißt uns mit den niedrigen Löhnen, die sie uns zahlt – wir holen uns nur zurück, was uns sowieso zusteht. Alle tun das. Und die Kunden können sich’s leisten. Du hast doch die Häuser selbst gesehen. Komm jetzt, stell dich nicht so an, es ist doch nichts dabei.«
    »Für Pickering schon«, entgegnete Caleb.
    »Pickering ist eine Nervensäge. Halt einfach die Klappe, Mensch. Du würdest dir doch nur selbst schaden.«
    »Ich würde mir nicht selbst schaden«, widersprach Caleb.
    Goddards Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ah!«
    »Ich nehme an, du hast –«
    »Ganz recht.« Sie waren beim Hoftor angelangt. Goddard blieb stehen. »Loman hat mir eine Kaminuhr gegeben, wenn du’s genau wissen willst. Ich habe sie meinen Großeltern zur goldenen Hochzeit geschenkt.« Goddard lächelte. »Aber du hast dir die Hände nicht schmutzig gemacht, oder? Du hast eine blütenweiße Weste.« Er kräuselte verächtlich die Lippen. »So ein kleiner Tugendbold!«
    Damit ging er. Caleb kehrte ins Haus zurück. Als er an Mr. Wicksteeds Büro vorüberkam, hielt er nicht an, klopfte nicht, ging einfach weiter. Goddard hatte ja recht. Pickering war nicht seine Angelegenheit.
    Am folgenden Tag war er den ganzen Vormittag unterwegs, um Häuser zu besichtigen und sich Aufzeichnungen für Kostenvoranschläge zu machen. Er war froh, dem Büro zu entkommen, wo feindseliges Schweigen sich ausbreitete, sobald er ins Zimmer trat. Selbst die Luft schien mit Groll aufgeladen. Bevor er sich auf den Weg zur Garage machte, um den Firmenwagen zu holen, sah er die Liste mit den Adressen durch, die er aufsuchen mußte. Die Kunden hießen Smith, Clarke, Lawson und Paynter. Dieser letzte Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Während er aus Newbury hinausfuhr, versuchte er, sich zu erinnern, wo er ihn gehört hatte.
    Die drei ersten Besuche waren reine Routine. Er ließ Mr. Paynter bis zum Schluß. Auf der Fahrt über gewundene kleine Landstraßen, an deren Rändern Schafgarbe und Wilde Möhre wuchsen, ließ er den Blick über reife gelbe Getreidefelder, die bald abgeerntet würden, bis zu den Hügeln schweifen. Die Äste hoher Bäume bildeten ein gewölbtes Dach über der Straße, und der Asphalt war mit Sonnenflecken gesprenkelt.
    Der rote Backsteinbungalow der Familie Paynter stand am Rand eines Dorfs etwa acht Kilometer von Hungerford entfernt. Das Schild mit der Aufschrift »Zu Verkaufen« ragte an einer Stange aus einer Buchsbaumhecke in die Höhe. Caleb parkte gerade den Lieferwagen, als es ihm einfiel: Paynter . Die Hände auf dem Lenkrad, blieb er nachdenklich im Wagen sitzen. Vor Monaten hatte Mr. Daubeny in einem dunklen, holzgetäfelten Zimmer in Swanton Lacy gesagt: »Für die Räumung war Mark Paynter zuständig. Cole feuerte ein Gewehr ab, also hat Paynter die Polizei gerufen.« Caleb fröstelte, trotz des warmen Wetters.
    Es ist sicher nicht derselbe Paynter, dachte er. Paynters gab es hier in der Gegend wahrscheinlich wie Sand am Meer.
    Trotzdem schaute er auf seine Liste. Mr. M. Paynter.
    Er stieg aus dem Lieferwagen

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