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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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konnten.
    Hannes stieg in die Wanne, aber auch im wundervoll heißen Wasser konnte er sich nicht beruhigen. Er zermarterte sich den Kopf, wer es nur auf ihn abgesehen haben könnte. Und warum.
     

Kapitel 14
     
    Kommissar Lenz packte das Kreuz und das Blatt Papier mit der krakeligen Handschrift in einen Plastikbeutel und wies seinen Assistenten an, sofort zum Kriminaltechnischen Labor zu laufen.
    Er räusperte sich umständlich und bot Hannes einen Stuhl auf seiner Seite des Schreibtisches an. Hannes stierte auf den Computermonitor und erkannte zu seinem Schrecken sich selbst, wie er hilflos im Grab strampelte.
    Lenz klickte weiter, und Hannes konnte seine unbeholfenen Fluchtversuche aus dieser unmöglichen Situation im Sekundentakt beobachten.
    Der Kommissar ließ hörbar die Luft raus. „Wie Sie sehen, hatten wir einen Beobachter bei der Beerdigung.“
    Er betätigte erneut die Maus und ließ die Diashow von Beginn an durchlaufen. Angestrengt blickte Hannes auf jedes einzelne Foto, wobei manche nur schwer zu erkennen waren wegen des dunkelgrauen Regenschleiers, der sich penetrant auf die abgelichteten Trauergäste gelegt hatte.
    Die Bilder wechselten in rascher Folge, und Hannes fühlte sich an die Daumenkinos seiner Kindheit erinnert. Aufgrund der vielen Schirme, Hüte und Mäntel war kaum ein Mensch identifizierbar, Hannes selbst erkannte sich fast nicht wieder.
    „Halt“, schrie er aufgeregt, „ein Bild zurück bitte!“ Lenz stoppte die Wiedergabe und fror eine Szene auf dem Monitor ein, auf der Hannes genau hinter sich einen unbekannten Menschen mit tief heruntergezogener Hutkrempe ausmachen konnte. „Das muss er sein …“, flüsterte er.
    Es war genau jener Moment, als Hannes an den Rand des Grabes getreten war und schon das Instrument zum Segnen in der Hand hielt. Der Unbekannte hinter ihm wirkte wie ein Schatten.
    „Das nächste Bild bitte.“ Hannes sah sich über den Abhang rutschen. Mist. Ausgerechnet die Zwischensequenz fehlt. Ausgerechnet der Augenblick, in dem ich getreten wurde!
    Wieder blickte er auf den Bildschirm. Hannes sah, wie er erneut stürzte und nahm seinen eigenen, zu Tode erschrocken wirkenden Gesichtsausdruck wahr, bei dem verzweifelten Versuch, sich irgendwo festzuhalten.
    Er bemühte sich, die Menge am Rand des Grabes genauer zu untersuchen. Hier fand er ähnliche entsetzte Gesichter. Alles Bekonder Leute, die er kannte. Ein zusammengewürfeltes Knäuel. Aber den Mann mit der tiefen Hutkrempe suchten seine Augen vergeblich. Wie in Luft aufgelöst oder irgendwo von der Menge verschluckt. „Einfach verschwunden“, murmelte Hannes mutlos. Fast unbeteiligt sah er sich die restlichen Fotos an. „Hier“, unterbrach Lenz schließlich die Stille. Hannes starrte auf die Alte im Großformat. In den Händen einen Rosenkranz. „Machen Sie das weg“, bat Hannes, der in seinem Ohr noch immer dieses schreckliche, sich stetig wiederholende und beschwörende „Jesus und Maria“ nicht loswurde.
    „Aber so schauen Sie doch hierher“, forderte Lenz ihn auf. Er veränderte den Bildausschnitt und ließ den Mauszeiger auf die linke Bildecke ziehen. Das Friedhofstor. Und eindeutig ein Mann im langen schwarzen Mantel. Der Hut. Aber kein Gesicht. Er hatte wohl die allgemeine Aufregung der Menge genutzt und war unauffällig durch das Tor verschwunden.
    Hannes schluckte schwer. Das ist er also. Das ist der Mann, der es, warum auch immer, auf mich abgesehen hat. Das ist der Mörder von Martin Krischel.
    Lenz zoomte das Bild heran. Die Auflösung wurde immer körniger und Hannes fragte sich, was der Kommissar damit bezweckte. Er sah nur noch Punkte, die in allen Graustufen vor seinen Augen hin und her schwammen.
    „Hier“, meinte Lenz schließlich stolz. „Was ist das?“ Hannes kniff die Augen zusammen und schaute auf einen riesenhaft vergrößerten Schuh, der das ganze Bild ausfüllte.
    „Möglicherweise etwas, womit wir den Kerl identifizieren können.“
    „Wegen seiner Schuhe?“, fragte Hannes ungläubig. „Das sind nicht irgendwelche Schuhe“, meinte Lenz bedeutungsvoll. „Es handelt sich hierbei um spezielle Radfahrerschuhe mit Klickmechanismus.“ Hannes, bekannt für seine fanatische Sportbegeisterung, blickte begriffsstutzig auf sein Gegenüber. „Schuhe, die sich per Klick in die Pedale des entsprechenden Fahrrads einrasten“, half Lenz ihm auf die Sprünge. „Wir konnten die Marke der Schuhe bereits identifizieren. Unsere Spurensucher haben sowohl auf dem

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