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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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Nichts von ihrem Wissen und ihrem Geschick würden sie mir ansonsten offenbaren können.
    Vor lauter Aufregung tat ich in dieser Nacht in der kleinen Kammer des Gasthauses kein Auge zu. Fast sehnte ich mich nach meiner Lagerstatt auf weichem Waldboden und über mir die tief hängenden Äste eines alten Baumes als Dach.
    Aber ich war kein wandernder Vagabund mehr. Nach einem kargen Frühstück am Morgen ging ich in Idar von Haus zu Haus und fand schließlich eine Bleibe bei der jungen Witwe eines Steineschürfers, der während seiner Arbeit von herabfallenden Geröllstücken erschlagen worden war. Ihr Name war Katharina, und sie war ein hübsch anzusehendes Ding. Ich bezahlte für ein Zimmer unterm Dach und Speis und Trank. Auch die Wäsche wolle sie mir machen. Dann wanderte ich nach Oberstein. Gegen eine geringe Gebühr hielt ich bald meine Schürfgenehmigung in der Hand.
    Nun brauchte ich noch meine Ausrüstung. Die Schleifer hatten mir ausführlich erläutert, was ich bedurfte. Also suchte ich einen Eisenhändler auf. Dort kaufte ich eine Spitzhacke, einen Hammer, mehrere Meißel in grober, viereckiger Form geschmiedet. Bei einem Kerzenhändler besorgte ich mir einen Frosch; so nannten die Männer die kleinen Lampen, die aussahen wie eine Kröte, mit Talg befüllt wurden und an deren Zipfel ein Docht hervorlugte. Dieser Frosch sollte mir für einige Stunden Licht spenden im dunklen Stollen.
    Nun sollte ich alles beisammen haben, was ein Steineschürfer benötigte. Nur eines besaß ich nicht mehr; meine Reisekasse war bis zum letzten Pfennig aufgebraucht. Doch an meinem Schmuck wollte ich mich nicht vergreifen. Seine Zeit würde noch kommen. Zuerst würde ich mit meiner Hände Arbeit Geld verdienen: Ich würde ein Achatschleifer werden!
     

Kapitel 25
     
    Andreas machte sich auf den Weg. Seine Überlegungen hatten ihn zu dem Schluss gebracht, hier in Thalfang loszuwandern. Ab Thalfang hat Jacob die Soldaten verlassen und sich allein durchgeschlagen. Der Berg, den er erklommen hat, kann nur der Erbeskopf sein. Er parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Ski- und Erholungsgebietes Erbeskopf, höchster Berg in Rheinland-Pfalz. Den Rest des Weges wollte er in Erinnerung an Jacob und als Zeichen seiner Anerkennung für das, was er erreicht hatte, zu Fuß zurücklegen. Das würde er wohl bewältigen, denn ab jetzt ging es den Berg hinunter.
    Unendlich lange lief Andreas durch den Wald immer talwärts. Er hoffte, auf den Quell eines Baches zu stoßen, dem er folgen konnte. Aber wo soll ich danach suchen?, fragte er sich. Erneut schaltete er sein Handy ein und erfuhr, dass der Idarbach zwischen dem Erbeskopf, 816 Meter über NN, und seinem kleinem „Bruder“ Kahlheid, 766 Meter über NN, entsprang, um dann über eine Strecke von 22 Kilometern über Kirschweiler und Tiefenstein nach Idar zu verlaufen. Die Quelle zu finden war entschieden zu kompliziert, beschloss Andreas. Er konnte sich glücklich schätzen, wenn er irgendwann auf eine Straße träfe, die ihm die Richtung zeigen würde.
    Entfernter Motorenlärm ließ diesen Wunsch bald Wirklichkeit werden. Andreas schmerzten bereits Blasen an den Füßen, obwohl er gerade mal etwas über zwei Stunden gelaufen war. Außerdem konnte er seine Prothese nicht mehr bewegen. Nutzlos und schwer hing sie an seinem Stumpf. Die Batterie war leer.
    Andreas folgte nun dem Ruf der Motoren der Gegenwart, statt seiner nostalgischen Gefühle; zum ersten Mal in seinem Leben trampte er. Ein Lieferwagen hielt am Straßenrand, und der freundliche Fahrer bot ihm an mitzufahren. Andreas kletterte erschöpft und stöhnend auf den Beifahrersitz. Er konnte den Mann kaum verstehen, fragte sich, welche „Sprache“ das wohl sei könnte. Andreas lächelte einfach zurück und gab sein Wunschziel an. „Idar–Oberstein“, artikulierte er laut und besonders deutlich und sah seinem Gegenüber dabei in die Augen. „Ah, da kummen isch här“, lachte der Fahrer fröhlich. Mit brausenden Pferdestärken ging es zügig voran auf der deutschen Edelsteinstraße. Und Andreas hoffte inständig, dieser nette Mensch möge ihn auch verstanden haben.
    Sie fuhren noch nicht allzu lange, als Andreas aufgeregt auf ein Schild am Straßenrand deutete und gleichzeitig „Halt!“ brüllte. Hier war genau der Ort, wo er hinwollte.
    Mit flauem Gefühl im Magen bedankte er sich und stieg an der „Historischen Weiherschleife“ aus. Andreas versuchte, sich zu beruhigen, er würde schon nicht Jacob Steinmetz persönlich

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