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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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letztendlich nicht in den Händen ihrer Feinde lag. Dennoch wollte niemand früh aus dem Leben scheiden und der Verlust der Lieben schmerzte sehr. Gerne wandelten die Anyanar in den Landen, die der Eine für sie bereiten ließ.
    Als sie dann in Schwarzenberg mit eigenen Augen das Erscheinen Ililiths miterlebt hatte, war für Valralka der Beweis für die Worte ihrer Mutter erbracht. Es gab diese Wesen, die nicht von dieser Welt waren und die Lichter der Verstorbenen geleiteten. Nie würde sie den freudigen Anblick im Gesicht des alten Barons von Schwarzenberg vergessen. In seinen Augen hatte sie gesehen, dass jener nun heimzukehren dachte – wo immer diese Heimat auch war. Ililith hatte nichts Bedrohliches an sich gehabt, nichts, wovor man sich fürchten konnte oder musste. Jene in ihrem Volke, welche sich zu den Erstgeborenen zählen durften, meinten gar, dass der Tod einst die einzige Erlösung sein könnte, die die Anyanar zu erwarten hatten. Diese Worte hatte sie noch nie richtig verstanden. Doch wenn sie reich an Jahren sei, würde sie sie schon verstehen, meinte Meister Eilirond, als sie ihn einmal darauf ansprach. Er musste sogar lachen, die Vorstellung von seinem eigenen Tod schien ihn zu belustigen. Andere, es waren sehr wenige, meinten jedoch, dass die Mächte nicht mehr in der Welt waren. Vor langer Zeit schon hätten sie sich in einer großen Schlacht gegenseitig vernichtet. Daher wäre auch die Macht, die Ihriel über die Lichter der Anyanar hatte, gebrochen. Doch diese Meinung war falsch, das wusste sie seit jener Stunde in Schwarzenberg am Sterbebett des Barons genau.
    Valralka richtete ihren Blick wieder gen Westen und fröstelte dabei etwas. Ein kalter Wind erreichte ihre nackten Schultern, sie stand, nur in ein großes Tuch gehüllt, am offenen Fenster. Was hatte Tankrond wohl am heutigen Tage gemacht? Hatte er das Federvieh versorgt, wie er ihr erzählt hatte? Und war er im Unterricht bei seinem Onkel Neithar gewesen, der angeblich sehr alt war? Oder reiste er vielleicht gar in jener Stunde auf einem der Schiffe seines Onkels über das Vanameer und besuchte sie bald? Das wäre zu schön.
    Ein neuer Windstoß ließ sie das Fenster schließen, denn ihr wurde es nun doch zu kalt. Dann versteckte sie den Stern wieder in einem kleinen Amulett, das sie sich sofort anlegte. Sie trug es nun immer um den Hals. Niemand sollte ihr Geheimnis erfahren. Als der Stern im Amulett verschwunden war, wurde es gleich völlig dunkel in ihrem Schlafgemach. Valralka legte sich auf ihr Bett und deckte sich zu. Doch während sie einschlief, hatte ihre rechte Hand das Amulett noch fest im Griff.
     
    Als sie am nächsten Tage erwachte, war es noch sehr früh und die Sonne war noch nicht aufgegangen. Doch viel Schlaf brauchte Valralka nicht mehr. Vor zwei Jahren noch hatte sie das Aufstehen gehasst, lieber war sie in ihrem warmen Bett geblieben und hatte vor sich hingedöst, bis ihre Mutter sie ermahnt hatte, dass der Müßiggang des Morgens aller Laster Anfang sei. Damals hatte sie sich immer darüber geärgert. Doch heute hätte sie alles dafür gegeben, wenn sie nur noch einmal ihre Stimme hören dürfte.
    Wieder ging sie zu ihrem Fenster und schaute hinunter auf die noch schlafende Stadt. Dort gab es bestimmt viele Familien, die bald zusammen frühstücken würden und Kurzweil miteinander hatten, ehe sie ihrem Tagewerk nachgingen. Ihr selbst war das nicht vergönnt. Mit wem hätte die Zeit denn kurzweilig sein sollen? Alles, was sie tun konnte, um diese zu überwinden, war, wieder und wieder mit Eilirond und Nerija zusammen darüber nachzudenken, wie sie ihren Krieg gewinnen konnten. Einen Krieg gegen einen Feind zu führen, der nichts von einem forderte, war schlimm genug. Aber gegen Feinde zu kämpfen, von denen man selbst nichts haben wollte, setzte diesem Wahnsinn die Krone aufs Haupt. Diese Worte Eilironds hatte sie sich gut gemerkt. Sie standen für all die sinnlosen Tode, die ihr Volk sterben musste, um die Mordlust der Nird zu befriedigen. Ihr kam es manchmal gar so vor, als ob der Krieg um seiner selbst willen gegen sie geführt wurde. Seit der Schlacht von Falra hatte man auch nichts mehr von Sharandir gehört. Die gefangenen Nird kannten seinen Namen, aber schon lange vor ihrer Geburt hatten auch die Anyanar begonnen, keine Gefangenen mehr zu machen. Jeder unterlegene Gegner wurde noch vor Ort gerichtet. Othmar hatte extra ein Gesetz geschrieben, das dies erlaubte. Die Nird machten schließlich auch keine

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