Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Kleinzwerge stand und bauten gegen den Feind große Wehren in ihren tiefen Höhlen. Doch errichteten sie sich auch eine Stadt außerhalb des Gebirges an dessen Hängen. Ihren gewaltigen Schatz aus Gold und Edelsteinen jedoch gab Artizir zusammen mit dem Neruval an seinen Freund Grain, den König der Rast-Ziriag, der Großzwerge. Dieser sollte es verwahren, bis die Kleinzwerge wieder ein sicheres Heim gefunden hatten.«
Soweit Valralka wusste, war es nie so weit gekommen, aber daran konnte sie sich nicht mehr genau erinnern. »Es kam zum Krieg zwischen den Zwergen und den Anyanar vom Elinquell. Die Zwerge unterlagen, denn die Heere Solatwans und Fengols unter Xenon und ihrem Ahn Vanadir hatten Partei ergriffen für jene vom Elinquell. Doch von dem Gemetzel in den wilden Wäldern hinter dem Rastahir erzählt man noch heute. Viele, die dabei waren, schwören, dass die Kleinzwerge trotz ihrer Körpergröße die härtesten Gegner waren, die je gegen sie gestanden haben. Fast hätten sie sogar den Sieg davongetragen. Auch haben sie ohne Vorwarnung die Großzwerge angegriffen. Nur der Einsatz Uras der Schwarzen, die in jenen Tagen noch nicht die Fürstin von Fengol war, hat Schlimmeres verhindert. Dann, so heißt es, seien die Kleinzwerge jedoch durch ein Portal, das in den Bergen nördlich der Quellen des Rastahir freigelegt worden war, entschwunden. Und niemand hat sie mehr gesehen. Grain wollte jedoch den Schatz der Kleinzwerge nicht länger in seinen Hallen haben und daher wurde er nach Erigund verbracht.«
Tervaldor nickte ihr zu. »Fast richtig, Königin. Das Wichtigste weißt du also. Doch diese Geschichte ist so lang, und so voller Leid, dass ich dir weitere Einzelheiten ersparen will. Du musst jedoch wissen, dass große Goldschmiede von allen Völkern versuchten, des Neruvals Herr zu werden. Doch niemandem wollte es gelingen. Nur Wenja der Roten war es vergönnt, die Schwerter der Herrscher damit zu bearbeiten. Und dort«, er wies zum Platz der Altvorderen, »am Richtschwert kannst du ihr Werk noch heute erkennen. Doch die Kleinzwerge schenkten jedem verbündeten Herrscher, der ihnen im Kampf beigestanden hatte, eine Kiste des Neruvals, ehe sie sich gegen sie wendeten. Und diese Kiste, die Vanadir von Artizir zum Dank erhalten hatte, ist noch immer in Maladan.«
» In der Schatzkammer?«, wollte Valralka nun wissen. Dort war sie nicht mehr gewesen, seit sie das Geschenk für Tankrond entnommen hatte. Damals hatte sie keine Augen für eine Kiste gehabt.
» Nein, Königin«, sagte Tervaldor. »Mein Vater wählte damals einen anderen Ort aus. Als er noch am Leben war, haben wir oft über das Neruval gesprochen. Denn ich glaubte, dass wir es gegen Sharandir besser einsetzen konnten, als es in unseren gut gehüteten Schatzkammern der Fall war. Doch mein Vater war immer dagegen. Und so verfügte er, dass wir das Neruval nach seinem Tode mit ihm begraben sollten, was wir dann auch taten. Doch nur ich, meine Schwester Vanadia und mein Bruder Antlias wissen darum. Dein Vater und dein Großvater waren auch eingeweiht. Und nun weißt auch du, wo der Schweiß der Götter ruht.«
Valralka sah ihn an. »In Formos bei den Grablegen«, bestätigte sie seine Worte.
Tervaldor nickte.
Schon seit einiger Zeit hatte sie das Verlangen, die Totenstadt der Anyanar Maladans zu besuchen. Dort waren auch die Grablegen der Vanäer. Valralka sah es als ihre Pflicht an, diesen Ort zu besuchen, um den verstorbenen Vorfahren ihre Ehre zu erweisen. »Was meintest du mit Schweiß der Götter, edler Tervaldor?«
» Hat dir Eilirond nichts über das Neruval erzählt?«, schien dieser sich über Valralkas Frage zu wundern.
» Nein, bisher nicht.«
» Dann solltest du mit ihm darüber sprechen. Denn sein einstiger Herr wusste genau, woher das Neruval stammte.«
» Sag du es mir«, forderte Valralka von Tervaldor.
» Was weißt du über die Tage vor der Ankunft der Völker in der Ebene von Caradach und über die Erschaffung der Welt?«
Valralka überlegte, doch dann entschied sie sich dafür dass ihr Tervaldor einfach alles, was er über das Neruval wusste, erzählen sollte. Es war mühsam, nun jedes kleine Wissensteilchen, das ihr innewohnte, neu zu prüfen. Dies hielt auch Tervaldor für die beste Lösung. Doch wunderte er sich sehr, dass Eilirond die Königin nicht darüber ins Bild gesetzt hatte. Der mögliche Grund, warum dieser es nicht getan hatte, war Tervaldor fast etwas unheimlich. Es mochte daran liegen, dass Eilirond immer auf
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