Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Ställen und sattelten Pferde. Die Menschen, die Whenda aus den westlichen Lehen Maladans mitgebracht hatte, wollten heute den Soldaten von Schwarzenberg, die zur berittenen Leibwache des Barons gehörten, einige Tricks beim Anreiten auf gepanzerte Truppen zeigen.
Aus den Schmieden der Burg war auch schon lautes Hämmern und Werken zu hören. Dort weihten die Anyanar Maladans, unter denen große Schmiede waren, die Schwarzenberger in die Kunst ihrer Waffenherstellung ein. Die ersten Erzeugnisse konnte man schon bestaunen. Es waren Rüstungen für Pferde. Rüstung war vielleicht der falsche Ausdruck, wie Turgos gesagt hatte, denn er meinte, dass es sich hier mehr um Panzer handelte. Aber irgendwie wollte sich dieser Ausdruck nicht verflüchtigen und die Rüstungsbauer behielten ihn bei. Prächtig sahen die Pferde darinnen aus. Ihre Köpfe steckten fast ganz in einem Gewand aus Stahlblechen. Doch diese waren so gefertigt, dass sie sich über- und untereinanderschoben, wenn die Tiere ihren Kopf bewegten. Vor ihrer Brust trugen sie eine Platte aus Stahl, die von ihrer Mitte zu den Rändern hin leicht geneigt war. Dies sollte verhindern, dass ein aufgestellter Speer, welcher an dieser Platte abglitt, doch noch die Beine des Reiters traf, der mit dem Kriegsross in die Schlacht zog. Auch die vorderen Läufe der Pferde wurden von Blechen bis zu den Unterschenkeln hinunter geschützt. Fast furchterregend sahen sie damit aus. Auf jeden, der die Pferde und ihre Reiter nicht kannte, musste dies einen gewaltigen Eindruck machen, wenn sie gegen ihn anstürmten. Viele würde der Mut verlassen, sollten sie sich ihnen entgegenstellen müssen.
Die Soldaten Maladans übten mit den Reitern der Baronie das Niederreiten von Feinden. Sie taten dies noch mit Strohballen, die die Feinde darstellten. Whenda hatte ihm jedoch erklärt, dass bald Puppen an deren Stelle treten würden, die aber auch mit Stroh ausgestopft waren. Im letzten Schritt würden Menschen zwischen den Puppen stehen und fürchterlich schreien und sich bewegen. Dann mussten die Reiter aufpassen, dass sie diese nicht verletzten. Der Angriff sollte nur gegen die Puppen geführt werden und jene, die dazwischen standen und schrien, waren nur dazu da, den Pferden die Scheu vor einer echten Armee und deren Geräuschen zu nehmen. Die Soldaten auf den Pferden waren mit Schwert, Axt und einer Lanze bewaffnet. Ihre Aufgabe sollte es einmal sein, die feindlichen Reihen aufzureißen oder gar niederzureiten.
Turgos und Whenda gingen, nachdem sich Turgos davon überzeugt hatte, dass hier alles zum Besten stand, hinüber zu den Schmieden. Wie man schon von weitem hören konnte, waren dort alle frohgemut am Werken. Während Whenda mit den Anyanar sprach, die die Schmiede Schwarzenbergs anleiteten, stand Turgos auf dem Steinboden, der unter alle Essen führte, und besah sich die Schmiede als Ganzes. Auch wenn Whenda ihm manchmal den Eindruck vermittelte, dass er seine Baronie nicht ganz unter Kontrolle hatte, so war dem nicht so. Turgos konnte die Lage sehr gut einschätzen. Er wusste, dass dieser Krieg, in den ihn diese Esul-Anyanar hineinziehen wollte, auch zum Untergang all dessen, was er liebte, führen konnte. Seine Armee mochte stark sein. Doch die anderen Baronien, an die sein Land angrenzte, waren reicher an Volk als er.
Sollte ein Krieg, wenn er sich denn zu ihm entschloss, nicht schnell gewonnen werden, dann konnte er ihn nur verlieren. Er verfügte auch nicht über die Ressourcen, neu zu rüsten. Denn einzig die Schmieden der Burg waren auf das Fertigen von Waffen und Rüstungen ausgelegt. Jene in der Stadt und die wenigen Schmieden auf dem Land würden Jahre brauchen, sollten sie ein ganzes Heer von fünf- bis sechstausend Männern neu ausrüsten müssen. Auch dauerte es einfach zu lange, um Soldaten so auszubilden, bis diese auch kämpfen konnten. Pferde hatten sie genug – doch das war auch das Einzige. Auf Whendas Drängen, mehr Soldaten anzuwerben, war er zwar eingegangen, jedoch versprach er sich nicht viel Erfolg davon. Was die Baronie an Männern aufbieten konnte, stand schon unter Waffen. Die anderen Männer wurden an anderer Stelle gebraucht, wo sie als Handwerker, Bauern und in sonstigen Tätigkeiten dem Wohle der Baronie dienten. Zog er sie dort ab, um sie unter Waffen zu stellen, so konnte schnell das Gleichgewicht des Landes aus dem Lot geraten. Doch von all diesen Bedenken wollte Whenda nichts hören und tat einfach immer so, als hätte Turgos sie nie
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