Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
sagte er stolz zu den Umstehenden, »dort gibt es einen Künstler, der nur auf das Zeichnen solcher Karten spezialisiert ist.« Ganz zu schweigen davon, dass niemand wusste, wo Nendorial denn lag, außer Aldan natürlich, war diese Karte ein Meisterwerk. Auch die Kinder konnten sich nicht satt daran sehen. Viele kleine Zeichnungen zierten das gute Stück und wiesen in schönen Bildern auf örtliche Gegebenheiten hin.
» Wahrlich, ein großes Kunstwerk«, beschied Nimara. »Wie lange hat es wohl gedauert, bis es erstellt wurde?«
» Der Künstler meinte, dass die Karte drei Jahre Zeit brauchte, bis sie fertig war«, erklärte Elgar. Alle staunten und waren der Ansicht, dass dies eine angemessene Zeit für ein so schönes Werk sei. Nur Nimara erschrak ein bisschen, als sie die riesigen Fische erkannte, die in den Meeren aus dem Wasser zu springen schienen.
» Gibt es wirklich solch große Fische?«, wollte sie wissen.
Aldan bestätigte dies zunächst. »Doch ganz so groß sind sie nicht«, beschwichtigte er nach einem scharfen Blick von Elgar. »Höchstens ein bisschen länger als unser Schiff waren sie.«
Nimara wurde kreidebleich, doch Elgar versuchte sofort, sie wieder zu beruhigen. »Es gibt sie auch nur in den Wassern weit im Süden. Sie schwimmen sehr gemächlich vor sich hin, meist an der Wasseroberfläche, und sind schon von Weitem erkennbar.
» Sie spucken durch ein Loch in ihrem Kopfe auch immer Wasser in die Luft«, ergänzte nun wieder Aldan die Worte seines Vaters. Tankrond fand dies alles sehr interessant. Froh war er auch darüber, endlich sehen zu können, wo Valralka zu Hause war. Neithar hatte zwar auch einige alte Karten an der Wand hängen, jedoch zeigten diese nur die Thainate von Fengol. Nur eine einzige bildete ganz Vanafelgar ab, war aber in schlechtem Zustand und nicht einmal Tharvanäa, die Hauptstadt Maladans, war darauf zu erkennen. Als ob deren Zeichner einfach mittendrin aufgehört hätte, sie zu vollenden.
Nun kam die Frage von Nimara, die unausweichlich war. »Was kostet denn solch ein Prunkstück?«, wollte sie beiläufig wissen. Wie jeder im Raum wusste, hielt sie nichts von einer unnötigen Geldverschwendung. Doch bei dieser schönen Karte freute sie sich schon darauf, dass sie bald ihre gute Stube zieren würde. Als ihr jedoch Elgar nicht sofort Antwort gab, sondern die Schönheit und Vollkommenheit der Karte erneut beschwor, da dämmerte es ihr, dass sie wohl sehr kostspielig gewesen war. Auch die Kinder wollten nun wissen, was die Karte gekostet hatte.
» Sechs Malaner«, gab Elgar leise zu. Nimara verschlug es die Sprache und selbst die Kinder mussten kurz die Luft anhalten.
» Das ist sie auch wert«, sagte Neithar in die Stille. »Nie zuvor sah ich solch vollendete Kunst bei einer Karte.«
» Sechshundert Silberstücke«, murmelte Nimara leise vor sich hin. »Sechshundert?« Bevor sie sich jedoch abfällig äußerte, sah sie ihren Mann an. »Können wir uns das denn leisten? Sind wir reich geworden, ohne dass ich davon weiß?«
» Aldan, hole bitte die Kiste, bevor die Stimmung deiner Mutter weiter getrübt wird.«
Aldan forderte Tankrond auf, ihm zu helfen. Mit viel Mühe schleppten sie eine schwere Kiste fast in die Mitte des Raumes und stellten sie Elgar vor die Füße. Dieser nahm einen Schlüssel aus seiner Westentasche und stieß ihn rasant ins Schloss der Kiste, die, wie alle erst jetzt sahen, zur Gänze aus Stahl sein musste. Er drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete den Deckel. Alle sahen wie gebannt auf ihren Inhalt. Nimara verschlug es erneut und gänzlich die Sprache. Nicht einmal ein »Ah« oder »Oh« entfuhr ihr wie den anderen, als sie das viele Gold und Silber sah, das darinnen lag.
» Das müssen doch mindestens 400 Malaner sein«, stellte Neithar, schnell die Münzen abschätzend, fest.
Und Elgar verbesserte ihn voller Stolz: »432 sind es.«
» Wir sind reich!« , entfuhr es Arumar.
» Ja, das sind wir, und dies ist erst der Anfang. Denn wenn die Schiffe im Westen den erhofften Profit abwerfen, dann wird sich auch unser Wohlstand mehren.« Nun nahm Elgar seine Frau in den Arm, der noch immer die Worte fehlten. »Wir haben es geschafft. Gleich morgen werde ich unsere Schulden zurückbezahlen, die ich noch beim Schatzmeister der Burg habe. Dann gehören auch die Schiffe uns alleine und wir müssen nicht mehr 35 Teile von Hundert an den Baron bezahlen.«
Die Barone von Schwarzenberg betätigten sich häufig als Geldgeber. Damit hatten sie
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