Das Erbe in den Highlands
Zeit schon an ihn gewöhnen.
»Lass mich nicht fallen.«
Er lächelte. »Ein Ritter lässt seine Lady niemals fallen. Das verstößt gegen die Etikette.« Er zwinkerte ihr zu und
schritt dann die letzten Stufen zu seinem Rittersaal hinab. Genevieve kam schon viel bereitwilliger in seine Arme. Aye, sie würde sich rasch an ihn gewöhnen.
Da war so vieles zu berühren und zu riechen, und er wusste kaum, wo er anfangen sollte. Er ließ Genevieve zu Boden gleiten, nahm sie an die Hand und zog sie hinter sich her. Als Erstes zu den Wandbehängen. Etwas rau unter seinen Fingern, ein gutes, wolliges Gefühl. Und so ein angenehm muffiger Geruch. Dann die Quader des Kamins. Aye, die waren gut behauen und einwandfrei zusammengefügt. Er legte die Hand auf den kalten Stein des Kaminsims und lächelte, als ihn die Wärme des Feuers traf. Wie sehr er doch selbst ein so simples Vergnügen vermisst hatte. Was war wohltuender als ein heißes Feuer und warmer Wein nach einem Morgen auf dem Turnierplatz im tiefsten Winter, wenn der Körper eines Mannes im Kettenpanzer nie richtig warm werden wollte? Und was war nach Stunden unter der heißen Sonne im Kampf oder in Übungsgefechten erfrischender, als ein kühles Fass mit Regenwasser zur Hand zu haben, in das man seinen Kopf tauchen konnte?
Er hielt inne, als ihn eine weitere Duftwolke von Worthingtons Vorbereitungen traf. Ohne ein Wort zu sagen, zog er Genevieve hinter sich her zur Küche. Welch himmlische Gerüche.
»Nicht so schnell«, lachte Genevieve, die rennen musste, um mit seinen langen Schritten mitzuhalten.
Kendrick schenkte ihr nur ein Lächeln und eilte weiter. Bei allen Heiligen, er war vollkommen ausgehungert! Unsanft setzte er seine Lady auf einen Stuhl und näherte sich den Herden. Ein verstohlener Griff nach einem der flachen Kuchen brachte ihm von seinem Haushofmeister nur einen scharfen Klaps mit dem Kochlöffel ein.
»Setzt Euch und wartet, wie es sich für vornehme Leute gehört.«
Kendrick öffnete den Mund für eine schroffe Erwiderung und spürte dann, wie Genevieve an seinem Arm zog. Mit finsterem Blick drehte er sich zu ihr um, aber sie blieb unbeeindruckt. Er grummelte, als sie ihn zum Tisch führte und auf einen Stuhl drückte.
»Benimm dich.«
Mit neuerlichem Stirnrunzeln lehnte er sich zurück und schwor sich, den Tisch zu verspeisen, wenn ihm nicht spornstreichs etwas Nahrhaftes vorgesetzt wurde. Er sah zu, wie Genevieve einen Teller nahm und zum Herd ging. Nur mit Mühe unterdrückte er den Drang aufzuspringen, sie an sich zu ziehen und über ihren Mund herzufallen. Sein Blut wallte noch von den süßen Küssen, die er ihr im Badezimmer geraubt hatte. Mit etwas Glück würde er so bald wie möglich mehr davon bekommen. Genevieve würde doch sicher bereit sein, ihn damit zu verwöhnen, oder?
»Worthington«, sagte Genevieve, während sie den Teller füllte, »Wenn wir nicht aufpassen, wird er uns wahrscheinlich aufspießen und über dem Feuer rösten. Ich glaube, wir müssen heute Morgen die Höflichkeit zugunsten der Sicherheit fallen lassen.«
Kendrick knackte mit den Fingern, als sie den mit verschiedenen, äußerst essbar wirkenden Dingen vollgehäuften Teller vor ihn hinstellte. Sie erwischte seine Hand, bevor er sich ein schmackhaft aussehendes Fleischstück schnappen konnte.
»Besteck, Kendrick.«
Zweifelnd schaute er auf die Gabel, die sie ihm reichte. »Hab nie begriffen, wozu die gut sein soll. Zu meiner Zeit hatten wir die nicht.«
»Tja, deine Zeit ist jetzt 1996, und wir benutzen Gabeln. Und was du da beäugst, ist eine scharf gewürzte Wurst. Du wirst dir den Mund daran verbrennen.«
»Ich bin durchaus in der Lage zu entscheiden, was ich essen will und was nicht«, sagte er, missachtete die Gabel, griff mit den Fingern nach einem Wurststück und steckte es in den Mund. Es war glühend heiß und so scharf, dass ihm die Augen tränten. Starrköpfig kaute er weiter und blinzelte wie wild. Bei allen Heiligen, sein Mund stand in Flammen! Genevieve lachte und reichte ihm ein Glas Milch. Er kippte es in einem Schluck hinunter.
»Wunderbar«, keuchte er.
Sie zog den Stuhl zu seiner Rechten heraus und ließ sich darauf fallen. »Sie sollten noch mehr von dieser Wurst braten, Worthington. Seine Lordschaft ist ganz versessen darauf.«
Kendrick bedachte sie mit einem finsteren Blick, wandte sich wieder seinem Teller zu und überprüfte, was noch darauf war. Er riss ein großes Stück Brot ab und kaute darauf, während er zu
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