Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
erscheint er ganz unregelmäßig. Nächstes Mal, wenn er kommt, werde ich Euch mit ihm bekannt machen.«
    Sie nickte und geduldete sich, bis er fortfuhr.
    »Ich stand im Rittersaal und wartete darauf, dass Matilda herunterkam, um mich zu begrüßen. Stattdessen stürzten ihre Ritter in die Halle. Sie metzelten alle außer Nazir, Royce und mir nieder. Ich war so überrascht, dass ich kaum zu einer Reaktion fähig war. Wir waren hoffnungslos unterlegen, doch wir drei hatten uns schon in ähnlichen Situationen befunden. Nazir machte zwanzig nieder, ehe er überwältigt wurde. Royce brachte es auf mindestens ein Dutzend, bevor man ihn entwaffnete. Ich habe keine Ahnung, wie viele ich getötet habe, doch die Leichen stapelten sich sechs Mann hoch um mich.«
    »Unten in dieser Halle?«, flüsterte sie.
    Er nickte
    »Und das macht Ihnen nichts aus?« Sie schüttelte den Kopf. »Entschuldigung, das war eine dumme Frage.« Was hätte er daran ändern sollen? Er konnte Seakirk ja nicht verlassen und sich einen anderen Wohnort suchen. Aber es musste ihm doch etwas ausmachen, ständig den Schauplatz einer so schrecklichen Tragödie vor Augen zu haben.
    »Was auch immer geschieht, Seakirk ist mein Zuhause«, erklärte er schlicht. »Ich möchte sogar behaupten, selbst wenn ich die Wahl hätte, würde ich nirgendwo anders hingehen. Nachdem sie uns überwältigt hatten«, fuhr er fort, »wurden wir nach unten gebracht und im Verlies an die
    Wand gekettet. Richard kam zu uns und bedankte sich sehr freundlich für alles, was ich für ihn getan hatte, wozu unter anderem auch ein paar Beutel mit Gold gehörten, die ich mitgebracht hatte. Dann schoss er Armbrustbolzen auf Royce und Nazir ab, danach auf mich. Während er seinen Teil erledigte, kam Matilda herunter.« Er verzog das Gesicht. »Sie lächelte, als sie ihre Verwünschungen über uns dreien aussprach. Ich stand im Geiste dabei und hörte zu, wie sie schwarze Magie heraufbeschwor.«
    Genevieve stellten sich die Nackenhaare auf. »Sie war eine Hexe?«
    »Würde ich an Hexen glauben, müsste ich sagen, ja.«
    Genevieve fröstelte. Auch sie glaubte zwar nicht an Hexen, doch sie konnte sich nur allzu deutlich das Bild einer mittelalterlich gewandeten Frau vorstellen, die über drei sterbende Männer gebeugt ihre Zaubersprüche murmelte. Ob Hexerei im Spiel war, blieb fraglich. Wie auch immer, Matilda hatte eine weitreichende Tragödie ausgelöst.
    »Aber was war der Grund dafür?«
    »Das Geld, nehme ich an. Meine Familie war ungeheuer wohlhabend.« Er strich sich mit dem Finger über eine kleine Narbe auf der Wange. »Ich hatte so einige Feinde.«
    »Wer hat Ihnen diese Narbe zugefügt?«, fragte sie leise.
    Kendrick lächelte grimmig.
    »Ein ehrloser Hurensohn aus Sedwick namens William. Er hasste mich wahrlich genug, um auf Rache zu sinnen, doch ich möchte meinen, es reichte ihm weder an Klugheit noch an Tapferkeit, ein Mordkomplott zu schmieden. Nay, es war wegen des Goldes, und Matilda war diejenige, die es veranlasst hatte.«
    Ein Leben ruiniert, und nur des Geldes wegen. Genevieve hätte nur zu gerne Matildas Hals zwischen die Finger bekommen. So eine geldgierige Hexe!
    »Und wie alt waren Sie«, Genevieve holte tief Luft, »als Richard ...« »Als er mich umbrachte? Zwei Dutzend Jahre und acht.«
    »Zweiunddreißig? Und wollten gerade heiraten? War das nicht schon ziemlich alt, um in jener Zeit noch unvermählt
    zu sein?«
    »Ich hatte so meine Gründe.« Er lächelte sie unschuldsvoll an, aller Grimm war aus seiner Miene verschwunden. »Da ich unter Hunderten von Frauen wählen konnte, die alle darum bettelten, eine Nacht in meinem Bett zu verbringen, erschien mir die Ehe für meine Begriffe etwas zu beengend.«
    Am liebsten hätte Genevieve ihm eine geknallt. »Sie waren damals wohl ein ganz schöner Don Juan«, bemerkte sie leicht säuerlich.
    »Aye«, erwiderte er grinsend. »Ich bin recht gewandt zwischen den Laken.«
    »Scheißkerl.«
    Er lachte. »Ihr braucht nicht eifersüchtig zu sein. Sie sind ja alle tot.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin nur entsetzt über Ihre Liederlichkeit.«
    »Und wie viele Liebhaber hattet Ihr?«, neckte er sie. »Kommt schon, Genevieve, Ihr seid dreißig. Ihr könnt mir doch nicht weismachen, dass Ihr noch Jungfrau seid.«
    Genevieve war schon aufgesprungen und aus der Tür, bevor sie wusste, wie ihr geschah. Sie rannte den Korridor hinunter und die Treppe zum Wehrgang hinauf. Nicht einmal die überraschend kalte Novemberluft

Weitere Kostenlose Bücher