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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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der Arzt schon verständigt?”, erkundigte sie sich.
    Einer der Männer nickte. “Dave ist bereits losgefahren, um Dr. Fraser zu holen. Seine Praxis ist nur wenige Kilometer von hier entfernt. Er müsste jede Minute hier sein.”
    “Gut.”
    Die beiden Männer wandten sich zum Gehen, und ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich tat, folgte Camilla Greg ins Schloss. Ihr Blick war auf den blutdurchtränkten Pullover gerichtet, der von der verletzten Schulter herunterhing. “Während wir auf den Arzt warten”, sagte Camilla, “werde ich schon einmal damit anfangen, die Wunde zu säubern.”
    “Mir war nicht klar, dass Sie neben Ihren vielen anderen Talenten auch eine Ausbildung in Krankenpflege haben.” Greg war stehen geblieben und schaute herausfordernd auf sie herunter.
    Ehe sie antworten konnte, klingelte das Telefon in der Halle. Er ging hin, nahm den Hörer ab und führte ein kurzes Gespräch, gesellte sich danach wieder zu Camilla.
    “Das war Mrs. Fraser”, erklärte Greg. “Ihr Mann ist im Dorf bei einer Geburt. Er wird frühestens in einer Stunde kommen können.” Er lächelte schief. “Es sieht so aus, liebe Miss Holden, als müsste ich auf Ihr freundliches Angebot zurückkommen.”
    Ruhig erwiderte sie seinen Blick. “Keine Angst. Ich weiß, was ich tue. Ich bin zwar keine ausgebildete Krankenschwester, aber ich habe einen Kurs in Erster Hilfe gemacht. Sie können sich also darauf verlassen, dass ich über die Erstversorgung von Verletzungen Bescheid weiß.”
    Eine Viertelstunde später konnte Camilla – ausgerüstet mit mehreren frischen Handtüchern, einer Schüssel warmem Wasser, Desinfektionsmittel und Watte – ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Greg hatte den blutverschmierten Pullover ausgezogen und saß rittlings auf einem Sheraton-Sessel im Wohnzimmer.
    Sie stand hinter ihm und säuberte die Umgebung der Wunde behutsam und gründlich. Das sieht schlimm aus, dachte sie, während sie die aufgerissene Haut an seiner Schulter und den dunkel verfärbten Arm betrachtete. Doch um ihren Patienten nicht zu beunruhigen, sagte sie nur: “Das heilt wieder, aber wahrscheinlich müssen Sie genäht werden.”
    “Ich werde es überleben”, erwiderte er gleichmütig.
    Das steht außer Frage, dachte sie und lächelte erleichtert, weil er den Unfall relativ gut überstanden hatte. Den Unfallschock schien er jedenfalls bereits überwunden zu haben. Es gehörte offenbar mehr als der Zusammenstoß mit einem Traktor von drei Tonnen Gewicht dazu, um Greg McKeown außer Gefecht zu setzen!
    Aber das hätte sie eigentlich wissen müssen. Greg war der geborene Kämpfer.
    Wenigstens etwas haben wir gemeinsam, dachte sie, während sie mit der Säuberung fortfuhr. Es war ein seltsam wärmendes Gefühl, dass sie nicht in jeder Hinsicht gegensätzlich waren.
    Fast besorgt verdrängte Camilla den Gedanken. Die unerwartete körperliche Intimität zwischen ihnen brachte sie ganz durcheinander. Um genau zu sein – der ganze unglückselige Vorfall hatte in ihr weder angebrachte noch erwünschte Gefühlsreaktionen ausgelöst. Die Besorgnis, die sie bei seinem Anblick gespürt hatte, und das schmerzhafte Zusammenziehen ihres Herzens ergaben bei näherer Überlegung überhaupt keinen Sinn. Warum sollte sie etwas für ihn empfinden? Er machte ihr doch bloß das Leben schwer, wo er nur konnte!
    Ich bin eben ein normales menschliches Wesen, das Mitleid empfindet, rechtfertigte sie sich. War es ihr nicht genauso ergangen, als sie das Reh auf der Straße hatte liegen sehen? Und das, was sie jetzt machte, hätte sie auch für jeden anderen getan. Daran war nichts Ungewöhnliches oder Abwegiges, es handelte sich um die Hilfeleistung eines Menschen für einen anderen.
    Dennoch atmete Camilla auf, als sie auch die letzten Blut- und Schmutzspuren beseitigt hatte. Sie legte eine Kompresse auf die Wunde und befestigte sie sorgfältig, auch dabei darum bemüht, dem Patienten nicht mehr Schmerzen zuzufügen als unvermeidlich.
    “Das reicht als Notverband, bis der Arzt eintrifft”, erklärte Camilla und wandte sich ab, um die Sachen zusammenzuräumen, die sie benutzt hatte.
    Greg stand auf und drehte sich zu ihr um. “Ich bin Ihnen sehr dankbar, Camilla.” Zum ersten Mal nannte er sie beim Vornamen. “Falls ich noch einmal in einen Nahkampf mit einem Traktor verwickelt werden sollte, werde ich froh sein, wenn Sie in der Nähe sind.”
    Camilla hielt den Blick auf die Binde gesenkt, die sie aufrollte. Der Anblick von

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