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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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heute nicht fotografieren, wenn sie ohnehin nicht an ihn herankam? Ganz einfach, beantwortete sie ihre eigene Frage. Es handelte sich nur um ein weiteres Beispiel, wie schwierig und eigensinnig er ist.
    Nach einer Weile wollte der alte Lord sich in den Wintergarten zurückziehen.
    “Rufen Sie einfach, wenn ich wieder abschließen soll”, meinte er. “Ich komme sofort.”
    Doch Camilla hatte nicht vor, ihn zu stören. “Was ich hier habe, wird mich mindestens zwei Stunden beschäftigen. Ruhen Sie sich nur aus.”
    Sie trug die Stücke, die sie ausgewählt hatte, zu dem Platz im Garten, wo sie am Tag zuvor die Sonnenuhr entdeckt hatte, und begann, alles für die erste Aufnahme vorzubereiten. Der Platz war geradezu ideal. Der raue Stein des Mittelteils der Sonnenuhr bildete nicht nur eine wunderbare Ergänzung zu dem kunstvoll bearbeiteten Silber der Schmuckstücke, sondern die Einbeziehung der Uhr an sich schien etwas über die Zeitlosigkeit der Juwelen auszusagen. Auf geheimnisvolle Weise hatte der Lauf der Jahrhunderte zu ihrer Schönheit beigetragen.
    Camillas Prophezeiung, mindestens zwei Stunden zu tun zu haben, erwies sich als richtig. Die Uhr zeigte schon kurz nach zehn, als sie die letzte Filmrolle aus der Kamera nahm und sorgfältig in das dafür vorgesehene Fach in der Tasche schob.
    Hervorragende Arbeit, beglückwünschte sie sich, denn ein Gefühl sagte ihr, dass die Aufnahmen gut geworden waren.
    Doch der Morgen war noch lange nicht vorbei, und nachdem sie einmal zu ihrem Rhythmus gefunden hatte, mochte sie nicht aufhören. Die Arbeit machte ihr wirklich Spaß. Sie würde das, was sie bereits fotografiert hatte, zurückbringen, weitere Stücke aussuchen und sie vor einem anderen Hintergrund aufnehmen. Wenn sie Glück hatte, war ihr Wagen inzwischen gebracht worden, in dessen Kofferraum sich ein Vorrat an Filmen befand. Wenn nicht, würde sie rasch ein Taxi ins Dorf nehmen und dort welche nachkaufen.
    Sorgfältig verstaute sie die keltischen Schmuckstücke in einem Leinenbeutel, räumte die Kameratasche ein und hängte sich Beutel und Tasche über die Schulter. Dann machte sie sich auf den Rückweg durch den Garten zum Schloss.
    Sie hatte erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, da hörte sie plötzlich lautes Rufen. Es war die Stimme eines Mannes, und er klang schrecklich aufgeregt.
    “Schnell! Holen Sie einen Arzt!”
    “Was ist denn passiert?”, fragte ein anderer Mann. “Ist er schwer verletzt?”
    Dann heulte ein Motor auf.
    Unwillkürlich ging Camilla schneller. Sie merkte gar nicht, dass sie den Gurt ihrer Tasche wie eine Rettungsleine umklammert hielt. Während sie die Stufen zum Vorplatz hinauflief, ahnte sie bereits, was sie oben erwarten würde. Doch sie war nicht auf den Gefühlssturm vorbereitet, den der Anblick in ihr auslöste.
    Greg. Zwei Männer halfen ihm von der Ladefläche eines Lieferwagens. Er blutete, und sein dunkelblauer Pullover war hinten aufgerissen.
    Camilla zögerte nur eine Sekunde. Dann rannte sie auf ihn zu.
    “Greg!”, schrie sie. “Sind Sie schwer verletzt?”
    Bevor sie ihn erreichte, hatte er die Hände der Helfer bereits abgeschüttelt und sich dem Eingang zugewandt.
    Typisch für ihn, dachte Camilla ungeduldig, doch als er sich zu ihr umdrehte, zog sich ihr Herz zusammen. Unter der Sonnenbräune war er blass, und sein Lächeln wirkte verzerrt.
    “Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Traktor”, teilte er ihr mit. “Wenn Sie glauben, dass ich schlimm ausschaue, sollten Sie erst einmal den Traktor sehen.”
    “Sie hätten umkommen können, Sir”, warf einer der Männer ein. “Es ist ohnehin ein Wunder, dass Sie noch am Leben sind.” Er wandte sich an Camilla. “Das verdammte Ding hat sich von selbst in Bewegung gesetzt und ratterte quer übers Feld. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich so etwas nicht für möglich halten.” Er schüttelte den Kopf. “Es war fast, als hätte dieser leblose Gegenstand einen eigenen Willen gehabt, denn er fuhr direkt auf Mr. McKeown zu.”
    Greg schaute unwillig drein. “Es lag bestimmt nur an einem Kurzschluss in der elektrischen Anlage”, meinte er. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Traktor es auf mich persönlich abgesehen hatte.”
    Er schien entschlossen zu sein, den Vorfall als unbedeutend abzutun, doch Camilla sah ihm an, dass er Schmerzen hatte. Verstohlen blickte sie auf seine Schulter, die offenbar am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    “Ist

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