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Das Erbe

Das Erbe

Titel: Das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Robert die Karte in den Schlitz schob. Nichts tat sich.
    »Falsch«, murmelte er, als die Karte zurückgeschoben wurde. Er drehte sie um und startete den zweiten Versuch. Diesmal funktionierte es. Es war nur ein leises Geräusch, aber es zeigte an, dass das Schloss reagierte. Robert drückte den Türgriff nach unten und gleich darauf verschwanden wir in dem Raum. Wir hatten es geschafft.
    Das Brummen der Geräte klang seltsam beruhigend. Eine knisternde Klimaanlage sorgte für gleichmäßige Temperatur. Das einzige Licht, das den Raum erhellte, kam von den blinkenden Monitoren. Die Luft war staubig und trocken und extrem ozonhaltig. Ich konnte den Hustenreiz, der in mir hochstieg, kaum unterdrücken. Die Enge und die Dunkelheit, die hier unten herrschten, lösten in mir dasselbe Gefühl wie damals aus.
    Robert pfiff durch die Zähne. Er trat an eines der Terminals, die sich links an der Wand auf einer Art Konsole befanden, und drückte eine Tastenkombination, sodass der Bildschirm aufleuchtete. Ich spürte, wie erschüttert er war, doch während meine Unruhe und Nervosität ins Unermessliche stiegen, waren seine Handbewegungen sicher und methodisch. Ich bewunderte seine Gabe, sich in den Elfenbeinturm seines Genies zu flüchten. Es war seine Art, sich dem Wahnsinn in den Weg zu stellen.
    Seine Finger flogen nur so über die Tastatur. »Unglaublich«, sagte er. Er wirkte verblüfft, so wie man ihn selten erlebte. »David, das ist unglaublich.« Für einen Moment schien er völlig versunken.
    »Was denn?«
    Er riss sich zusammen. »Diese Server, diese Rechner hier«, er machte eine Handbewegung, »das ist nicht normal. Wir befinden uns schließlich in einem College und nicht bei der CIA.«
    »Heißt das, du kommst nicht rein?«
    Robert schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Ich hätte nur nie gedacht, wie viel Power hier unten verborgen steht.« Er straffte sich. »Egal.« Seine Finger flogen wieder über die Tasten. Unverständliche Zahlenreihen scrollten über den Bildschirm, lange Listen und Tabellen. Ich ertappte mich, wie ich nervös an meiner Nagelhaut herumkaute und mich dabei immer wieder umsah. Endlich seufzte Robert auf, drückte noch ein paar Tasten und rief etwas auf dem Bildschirm auf. »Ich bin drin«, sagte er.
    Ich beugte mich vor. Wie es aussah, hatte er sich in einen Übersichtsplan des Grace Colleges geklickt.
    »Die roten Punkte hier«, er deutete auf einen Punkt auf dem Plan. »Das sind die aktiven Videokameras im Gebäude. Und das hier ist die Empfangshalle.«
    Er klickte auf die Kamera, das Bild schaltete um und zeigte eine Reihe von Sicherheitsbeamten an der Eingangstür. Jedes Detail war zu sehen, sogar die Anspannung in ihren Gesichtern. Ich erkannte Miranda Garcia, die in ihrer Uniform wirkte wie eine Miniaturfigur. Stimmen waren nicht zu hören. Robert klickte einige andere Kameras an. Überall Studenten, die gehetzt durch die Gänge liefen, Treppen herunterrannten, flohen.
    »Sie sollten sich in irgendeinen Raum retten und sich dort einschließen.«
    »Wissen die überhaupt, dass es ein Sicherheitssystem gibt?«, fragte Robert.
    »Sie stehen unter Schock und niemand ist da, um sie zu schützen.«
    Ich zitterte inzwischen am ganzen Körper. Aber ich konnte nicht wegsehen. Wie gebannt verfolgten wir beide das Chaos, das sich vor unseren Augen abspielte.
    »Was ist mit Julia und Rose?«
    Unsere Blicke glitten über den Übersichtsplan und suchten den Prüfungsraum. Es gab keinen roten Punkt. Waren sie noch in dem Raum oder nicht? Oder hatten sie das Gebäude bereits verlassen?«
    »Die Kamera dort ist nicht aktiv«, erklärte Robert. »Aber soweit ich es erkennen kann, hat jemand den Schließmechanismus aktiviert.« Er lächelte und entspannte sich sichtbar. »Sie sind offenbar die Einzigen, die richtig reagiert haben. Wenn sie den Raum nicht verlassen haben, sind sie in Sicherheit. Klug von ihnen, die Videokamera auszuschalten. Niemand kann sehen, wer in dem Raum ist.«
    Das Problem war nur, es machte keinen Unterschied. Selbst wenn unsere Freunde und Roberts Schwester in Sicherheit waren – es blieben noch genügend andere Studenten, die völlig ungeschützt durch die Gänge liefen.
    Ungeschützt vor dem Täter, der irgendwo lauerte.
    In dem Moment hörte ich das leise Klingeln des Fahrstuhls.

Flashback
    Schreie hallten durch das Gebäude. Ich stand noch immer im Kellerflur vor dem Treppenhaus. Die Schüler, die ich getroffen hatte, waren in den Physiksaal geflohen. Nun blieb nur

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