Das Erbstueck
unmöglich.
»So. Jetzt wollen wir schlafen. Du auch, Katzentier.«
Sie versank in einem Dämmerschlaf und erlebte die Nacht noch einmal. Vor allem das Schöne, was er mit ihr gemacht hatte und sie mit ihm, danach das andere, dass sein Schnurrbart nach Sardellen gerochen hatte, dass seine Nägel schmutzig waren, seine Haare fettig, und dass er die Socken anbehalten hatte, den ganzen Liebesakt hindurch. Aber wenn der Körper vorher schon bis zum Überlaufen mit Adrenalin und Freude gefüllt ist, nach fünf – fünf! – Vorhängen, wenn auch nur zusammen mit dem übrigen
Ensemble, und wenn ein großer, dunkler Zuschauer mit einem Zylinder zu einem Bummel einlädt, während ihm die Bewunderung geradezu aus den Augen sprüht, dann sagt man doch nicht nein. Auch nicht, wenn es schon fast eine Woche her ist, dass man mit der Männernacht auf dem Zimmer an der Reihe war. Und wenn ein interessanter Kavalier Sekt ausgibt, wenn auch nicht den teuersten, aber doch in einem endlosen Strom, dann achtet man nicht darauf, ob die Banknoten mit schmutzigen Nägeln hingeblättert werden. Und Sardellen schmeckten doch gut, wenn sie sich das genauer überlegte. Vor allem zusammen mit einem weich gekochten Ei. Und hatte sie in seinem Schnurrbart nicht auch Eireste entdeckt?
Sie schauderte unter ihren Decken. Der Mann war erledigt. Nie mehr. Es standen genug Liebhaber zur Auswahl. Und dann diese blödsinnige Idee, das Kätzchen aus dem Korb der Marktfrau zu ziehen und ihr zu verehren. Er hatte sogar gefragt, ob sie nicht zwei haben wollte, und die Frau hatte aufmunternd genickt. Sie hatte einen ganzen Korb voll, und jedes trug eine indigoblaue Schleife um den Hals.
Sie hob den Kopf und schaute zu dem Tierchen hinüber. Es war wieder eingeschlafen. Den Wurstzipfel hatte es einfach nicht hinunterbekommen.
»Aber hallöchen! Wie geht’s der Jungfer denn heute? Ich bin jedenfalls total erschossen.«
»Tutt! Endlich! Was schreiben sie? Werde ich erwähnt? Werde ich erwähnt, Tutt?«
Tutt schloss hinter sich die Tür ab, warf einen Stapel Zeitungen aufs Bett, streifte ihr Kleid ab und kroch unter die Decke.
»Ja, du wirst erwähnt. Im Gegensatz zu mir.«
»Und wo bist du gewesen?«
»Bei Käse-Erik.«
»Igitt, der. Den kannst du geschenkt haben. Tutt, ich kann es nicht finden!«
»Dann such!«
»Hier ist es endlich! Gooooott ...«
Malie überflog die Rezension, dann setzte sie sich ans Fußende des Bettes und deklamierte laut: »Die Stimmung war nicht gering, weder auf der einen noch auf der anderen Seite der Bühne, gestern Abend im Rode-Kro-Theater... bla bla bla ... bla bla ... Frl. Malie-Thalia J. hat sich überaus gemacht, seit wir sie zuletzt gesehen haben. Die junge Dame ist nicht allein zur Anführerin des ganz besonders reizenden Damenchors avanciert, sie feiert auch ihren eigenen kleinen Triumph bei der Darstellung des Lieschen Leichtfuß. Es war eine sehr hübsche Leistung... Sehr hübsch... ha! Und der Damenchor, das bist doch DU, Tutt. Also wirst du auch erwähnt.«
Malie riss die nächste Zeitung an sich und blätterte fieberhaft darin, überflog den Text und las dann weiter: »Hier! Der junge Backfisch ist auf dem Weg zu den Sternen, mag der Weg vielleicht auch noch lang sein... Tutt, hörst du? Noch lang sein, was zum Henker will er denn damit sagen? Was weiß dieser Trottel über meinen Weg?«
»Du bist aber schon lange kein Backfisch mehr, Malie. Ha.«
»Da siehst du, was ein bisschen Puder und gute Beleuchtung ausrichten können, Tutt. Aber was zum Henker soll das heißen, dass der Weg noch lang ist?«
»Das weiß ich nicht, Malie. Ich finde es nur eine Frechheit, am Premierenabend eine Männernacht einzuschieben. Wir hätten doch zusammen feiern können. Was war das? Hast du das geh ört?«
Tutt hatte sich im Bett aufgesetzt.
»Nur eine Katze. Da hinten in der Ecke. Hör doch nur! ... Malie-Thalia J., die allerlei junge Männer nur zerstreut an ihr Tagewerk gehen lässt. Ich kann jedenfalls nicht versprechen, dass ich, wenn ich durch eine offene Ladentür auf der Straße die kleine Malie-Thalia J. vorübergehen sähe, Frau Hansen nicht Krachmandeln an Stelle von gelben Erbsen geben würde . Das ist
wirklich gut! Ich lebe in den Fantasien der Männer, Tutt. Aber sie hätten ja wohl ein Bild bringen können. Sie haben nur eins von Ingeborg Nielsen, der alten Kuh ... jetzt lass die Katze doch in Ruhe. Die schläft.«
Tutt hockte bereits nackt vor dem Haufen schmutziger Wäsche.
»Die hat so seltsam
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