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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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abfinden, als die Nacht bereits stark vorgeschritten war.
    So brachten sie die Zeit bis zum Morgengrauen hin. Punkt sechs Uhr öffnete Camaret wiederum die Tür, durch die er sich am Abend zuvor zurückgezogen hatte. Er schien keineswegs erstaunt zu sein, sein Arbeitszimmer in einen Schlafsaal verwandelt zu sehen.
    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte er zu seinen Gästen mit der gleichen Gelassenheit, mit der er ihnen am Vortag gute Nacht gewünscht hatte.
    »Guten Morgen, Monsieur Camaret«, scholl es einstimmig zurück.
    »Meine Herren«, fuhr Camaret fort, »ich habe heute nacht über alles nachgedacht, was Sie mir berichtet haben. Diese Situation kann nicht fortbestehen. Wir müssen unverweilt handeln.«
    Er drückte auf einen Knopf. Von allen Seiten her hörte man heftiges Klingeln.
    »Folgen Sie mir bitte, meine Herren«, sagte er darauf.
    Nachdem sie mehrere Korridore durchmessen hatten, gelangten sie in eine geräumige Werkstatt, die mit zahlreichen, zur Zeit nicht arbeitenden Werkzeugmaschinen ausgestattet war. Um diese drängte sich eine große Schar von Männern und Frauen.
    »Sind alle da?« fragte Marcel Camaret. »Rigaud, bitte, den Appell.«
    Als durch den Appell festgestellt worden war, daß das Betriebspersonal vollzählig versammelt war, ergriff Camaret das Wort. Zunächst stellte er die Fremden vor, die gekommen waren, um seinen Schutz zu erbitten. Dann legte er dar, was ihm im Laufe der vorhergehenden Nacht bekannt geworden war. Schreckenstaten, begangen von George Buxtons Truppe, die aus dem einen oder anderen Grund unter die Befehlsgewalt von Harry Killer geraten war, Mord, der vermutlich diesem, dem späteren Anführer der Expedition zur Last zu legen war, Entführung, dann Gefangennahme der Expedition Barsac, Gewaltanwendung gegen Jane Buxton und schließlich die ebenso grausame wie ungerechtfertigte Tötung der beiden Schwarzen – er vergaß nichts, was auf das Gemüt seiner Zuhörer Eindruck machen konnte. Aus allen diesen Tatsachen gehe hervor, daß sie alle, ohne es zu wissen, im Dienste eines regelrechten Schurken gestanden hatten, und daß infolgedessen zu befürchten sei, daß die Arbeit in der Fabrik nur der Ausführung neuer Verbrechen dienen sollte. Da eine solche Situation nicht länger bestehen dürfe und zudem es gegen aller Ehre gegangen wäre, Harry Killer die Gefangenen zurückzugeben, die er gegen jedes Recht ihrer Freiheit beraubt hatte, sei seiner Meinung nach der Augenblick gekommen, jede Beziehung zum Palast abzubrechen und allgemeine Rückführung in die Heimat zu fordern.
    Camarets Bericht, dem alle in lautloser Stille gelauscht hatten, rief begreiflicherweise bei diesen redlichen Arbeitern zunächst Staunen hervor. Als ihre Erregung sich etwas gelegt hatte, stimmten sie seiner Folgerung aus ganzem Herzen bei. Wer von den Arbeitern übrigens hätte auf den Gedanken kommen können, eine Meinung zu äußern, die der des einhellig bewunderten und geachteten Direktors widersprach?
    Dieser berührte die Einbildungskraft seiner Zuhörer noch stärker, indem er ihnen noch eine weitere, sehr richtige Überlegung vortrug.
    »Was mich am meisten«, sagte er, »von allen unglaublichen Dingen, die ich heute nacht vernommen habe, überrascht hat, ist, daß von der Existenz dieser Stadt, die Killer, so scheint es, Blackland getauft hat, in Europa niemand etwas weiß. Ich bin mir wohl bewußt, daß sie abseits von jeder Karawanenstraße tief im Innern einer Wüste gegründet worden ist, offenbar mit gutem Grund. Doch ist nicht weniger gewiß, daß mehrere eurer Arbeitskameraden, nachdem sie eine mehr oder weniger lange Zeit hier verbracht hatten, von Heimweh gepackt den Wunsch geäußert haben, in ihre Heimat zurückzukehren. Ich habe heute nacht nachgerechnet. Seit der Gründung der Stadt haben wir genau einhundertsiebenunddreißig solche Rückwanderer zu verzeichnen. Wenn nun aber auch nur einige wenige von diesen einhundertsiebenunddreißig nach Europa gelangt wären, könnte die Existenz dieser Stadt nicht länger unbekannt sein. Da aber andererseits niemand von ihr weiß, ergibt sich notwendigerweise, daß keiner von den einhundertsiebenunddreißig Heimkehrern jemals seinen Bestimmungsort erreicht hat.«
    Kein einziger Schrei erhob sich aus dieser Masse von Arbeitern, denen offenbar diese strikte Beweisführung jede Form der Äußerung verschlug.
    »Infolgedessen ergibt sich aus dem bislang Geschehenen«, schloß Camaret, »daß keiner von euch hoffen kann, die Heimat

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