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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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darüber sprichst.«
    Anabel zögerte, eine winzige Falte erschien auf ihrer makellosen Stirn.
    »Ich geh dann besser mal wieder«, sagte ich leichthin. »War nett, dich kennenzulernen.«
    Noch während ich mich umdrehte, fing sie an, loszusprudeln. Gott, das war wirklich einfach gewesen.
    »Ich habe die Jungs dazu überredet, letztes Jahr an Halloween, verstehst du?«, stieß sie hervor. »Eigentlich sollte es nur ein Spiel sein. Ich konnte doch nicht ahnen, dass …« Wieder sah sie sich ängstlich um. »Man darf ihn nicht belügen. Er kann tief in deine Seele schauen, und er ist gnadenlos, wenn man seine Regeln nicht befolgt.«
    Wer? Was? Wovon sprichst du überhaupt? Diese und noch ein paar weitere Fragen lagen mir auf der Zunge. Ich fing mit der ersten an.
    »Wer?« Um des Effekts willen beugte ich mich vor und raunte genauso geheimnisvoll wie sie. »Wer ist gnadenlos?«
    Sie schüttelte den Kopf und wich meiner Frage aus. »Ich liebe Arthur, das musst du mir glauben. Ich habe immer geglaubt, dass das mit der großen Liebe nur ein Märchen sei – bis ich Arthur getroffen habe … Es war wie ein Tsunami, der uns überrollt hat. Ich wusste, wir sind füreinander bestimmt, das ist der Mann, auf den ich mein ganzes Leben lang gewartet habe.« Sie stockte und biss sich auf die Lippen.
    Herrje. Theatralischer ging es ja wohl nicht. Abgesehen davon, dass ich immer misstrauisch wurde, wenn jemand so offenherzig einem Wildfremden von seiner ach so großartigen Beziehung erzählt, erinnerte ich mich daran, dass im Tittle-Tattle-Blog etwas anderes gestanden hatte, von wegen, auf die große Liebe gewartet: Da gab es doch diesen Ex-Freund, Tom Irgendwas. Und war der nicht tot?
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Jedenfalls hätte ich wissen müssen, dass man ihn nicht belügen kann.«
    »Du meinst Arthur?«
    Anabel schaute mich überrascht an. »Nein! Ich spreche von ihm .« Jetzt erst bemerkte ich, dass ihre Pupillen riesig waren. Ihre Worte wanderten durch den Korridor und wurden als wisperndes Echo von den Wänden zurückgeworfen. »Er, den wir durch das Spiel heraufbeschworen haben.«
    Ich starrte sie an. »Heraufbeschworen? Wen?« Und warum?
    Anabel schwieg ein paar Sekunden, dann flüsterte sie: »Er hat viele Namen. Er ist der Windmann. Hüter der Schatten. Dämon der Nacht.«
    Der Korridor verdunkelte sich merklich. Ein kalter Lufthauch streifte meine Arme, und ich spürte, wie sich die Härchen in meinem Nacken aufstellten. Nicht so sehr wegen dem, was Anabel da von sich gab, sondern weil sie eindeutig Angst hatte. Ich konnte es in ihren Augen sehen.
    »Er ist der Herrscher über die Träume. Die Akkader nannten ihn Lilu. Auf Sumerisch heißt er Lulila, in der persischen Mythologie ist sein Name …«
    »Lulila, der Windmann?« Die Nackenhärchen sanken in ihre angestammte Position zurück, und ein Kichern brach aus mir heraus, ich konnte nichts dagegen tun.
    Anabel sah mich mit großen Augen an. »Du solltest nicht … man spaßt nicht mit einem Dämon der Nacht.«
    »Tut mir leid …«, japste ich, um Fassung bemüht. »Aber dann sollte er sich vielleicht einen furchterregenderen Namen zulegen.« Nein, keine Chance. Eine weitere Lachsalve platzte aus mir heraus. »Ich meine, Lulila! Das klingt doch wie aus einem Schlaflied für Teletubbies.«
    Die Angst in Anabels Miene war ungläubigem Staunen gewichen und etwas anderem, das ich nicht deuten konnte, weil Lachtränen meine Sicht beeinträchtigten. Lulila, der Windmann – ich hatte mich in einen Lachsack verwandelt, es war, als hätte ich noch nie etwas Komischeres gehört.
    Anabel schien vor Entsetzen erstarrt zu sein.
    Ich wusste selber, dass meine Reaktion vollkommen unangemessen war. Zumal das Licht im Korridor sich so stimmungsvoll verdüstert hatte und die Temperatur eindeutig gefallen war. Aber bevor ich mich zusammenreißen und bei Anabel entschuldigen konnte, klingelte der Wecker.
    Und immer noch lachend war ich aufgewacht.
    Auch jetzt musste ich wieder so laut kichern, dass Buttercup den Kopf drehte und mich fragend anschaute.
    »Alles in Ordnung, Butter. Erledige dein Geschäft, dann gehen wir zurück, und ich bürste dir noch ein bisschen das Fell.« Ich sah auf die Uhr. »Du lernst heute immerhin dein künftiges Zuhause kennen. Und deine neue Patchworkfamilie, samt Patchworkfamilienkater. Da musst du niedlich aussehen. Schließlich sollen sie dich alle liebhaben.«
    Buttercup blieb stehen, legte ihren Kopf schief und sah dabei so niedlich aus, dass

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