Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
Vom Netzwerk:
herumzupfuschen … könnten sie ein Chimärenvirus schaffen, das noch tödlicher ist.«
    »Ein ›Chimärenvirus‹!«, stieß Voorhis hervor.
    »Er redet von Genmanipulation – die Schaffung eines Monsters durch die Verschmelzung eines Bazillus mit einem anderen«, sagte Epstein.
    »Ja, aber – für so was brauchte man doch ein mit allen Schikanen ausgestattetes Labor, oder?«, fragte Voorhis.
    Epstein schüttelte den Kopf. »Die Gentechnologie schickt Biochemiekästen an Schulen, um sie für ihre Sache zu begeistern. Oder man kann sie für vierzig Dollar kaufen.«
    Niemand sagte etwas. Dann brach Fitch das Schweigen. »Sie wollen also damit sagen, dass wir ganz schön in der Scheiße stecken.«
    »Laienhaft ausgedrückt«, erwiderte Epstein, »ja, das ist durchaus möglich.«
    Während sie darüber nachdachten, stand Janine Wasserman auf und ging ganz gemächlich um den Tisch herum. Schließlich blieb sie vor der Karte von Nordkorea an der Wand stehen und studierte sie einen Augenblick. »Es gibt da zwei Probleme«, sagte sie nachdenklich. »Erstens müssen wir genau lokalisieren, wo sich der Unfall ereignet hat.«
    »Dabei kann das Pentagon helfen«, sagte Fitch.
    »Ich bin sicher, wir kriegen die Genehmigung, das Gebiet überfliegen zu lassen«, sagte Voorhis. »Mindestens mit U-2.«
    Fitch nickte. »Und ECHELON.«
    Alle pflichteten murmelnd bei, außer Epstein. »Was ist ›Echelon‹?«, fragte er und blickte von einem CIA-Mitarbeiter zum anderen.
    Fitch rutschte unruhig auf seinem Stuhl, verärgert über den Lapsus, der ihm da im Beisein eines Außenstehenden unterlaufen war. Schließlich sagte er: »Das ist … äh, ein Geheimprogramm«, erklärte er. »Ich hätte es nicht erwähnen dürfen.«
    Tatsächlich war das ECHELON-Wörterbuchprogramm eine der sensibelsten und geheimsten Operationen des Nachrichtendienstes, ein weltweites elektronisches Abhörnetzwerk von erstaunlichen Ausmaßen. Durch die Verbindung von Satelliten und ›Abhörstationen‹ mit einer Reihe leistungsstarker Simultanrechner konnten der US-Nachrichtendienst und seine Verbündeten praktisch alle elektronischen Meldungen auf der Welt abfangen und dekodieren – in Echtzeit, also während sie übermittelt wurden. Durch die Suche nach Schlüsselwörtern identifizierte und differenzierte dasselbe Programm daraufhin Nachrichten, die von Interesse waren.
    »Also, was für Wörter nehmen wir?«, fragte Voorhis mit gespitztem Stift.
    Fitch zuckte die Achseln. »Da gibt es nicht viele. ›Influenza‹ wird uns nicht weiterbringen …«
    »Ja, aber … ›Influenza‹ und ›Nordkorea‹ oder ›Influenza‹ und ›Tasi-ko‹ … alles mit Tasi-ko wäre vermutlich interessant.«
    Fitch nickte. »Das müsste hinhauen.«
    »Selbst wenn wir das Labor wirklich finden«, sagte Voorhis, »was machen wir dann? Schließlich liegt es in Nordkorea.«
    »Wenn wir soweit sind, ist es eine diplomatische Angelegenheit. Das kann das Außenministerium regeln«, sagte Fitch.
    »Was ist mit dem Impfstoff?«, fragte Wasserman. »Wie lange würde es dauern, einen zu entwickeln?«
    Epstein antwortete zögerlich. »Sechs Monate. Alles in allem.«
    »Könnten Sie es schneller schaffen, wenn es sein müsste?«
    Epstein blickte Karalekis an, der die Brauen hochzog. Schließlich sagte Epstein: »Wenn wir es überhaupt schaffen können, dann vielleicht einen Monat schneller. Aber es ist so oder so eine rein hypothetische Frage. Man kann keinen Impfstoff produzieren ohne das Virus, und –«
    Karalekis beendete den Satz. »Und das Virus haben wir nicht.«
    Wasserman beugte sich vor und drückte Karalekis so fest die Schultern, dass er beinahe zusammengezuckt wäre. »Genau«, flüsterte sie, »das ist das zweite Problem. Ich denke, wir machen uns besser auf die Suche danach.«
    Falls das Virus überhaupt zu finden war, dachte Karalekis, dann am ehesten in einem fensterlosen Gebäude auf dem Gelände des Walter Reed Army Medical Center in Bethesda, Maryland. Hier befand sich das Staatliche Gewebedepot – oder wie es in der Sensationspresse manchmal genannt wurde, ›die Todesbibliothek‹. Es sah aus wie ein Lagerhaus und war voll mit Metallregalen, auf denen sich Kartons stapelten. In jedem Karton waren menschliche Gewebeproben, die in Formaldehyd eingelegt und mit kleinen Paraffinblöcken umhüllt waren. Insgesamt enthielt das Gebäude über 2,5 Millionen Stücke erkranktes, aber ruhendes Gewebe, das von Soldaten stammte, die in irgendwelchen Kriegen für ihr

Weitere Kostenlose Bücher