Das erste Gesetz der Magie - 1
davon überzeugen, ihnen zu helfen. Verbarg der Betreffende sein Wissen vor Darken Rahl, war er vielleicht sogar froh, ihnen helfen zu können, Rahl ein Ende zu bereiten. Aber wurden seine Gedanken nicht gar zu sehr von Wünschen und Hoffnungen beherrscht?
Auch, wenn Rahl alle Kästchen hatte, ohne das Buch wußte er nicht, welches Kästchen welches war. Im Gehen rezitierte Richard das Buch der Gezählten Schatten und versuchte, einen Weg zu finden, wie man Rahl aufhalten konnte. Das Buch beschrieb, wie man die Kästchen zu verwenden hatte, also sollte es auch eine Möglichkeit enthalten, ihren Einsatz zu unterbinden. Doch im Buch gab es darauf keinen Hinweis. Die eigentliche Erläuterung der Funktion der Kästchen, Anleitungen zum Bestimmen und Öffnen nahmen nur einen relativ kleinen Teil am Ende des Buches ein. Diesen Teil verstand Richard gut, denn er war klar und eindeutig. Der größte Teil des Buches beschäftigte sich jedoch mit Anweisungen, was im Falle unvorhergesehener Zwischenfälle zu tun war, mit Problemen, die den Inhaber der Kästchen am Erfolg hindern konnten. Das Buch begann sogar mit der Überprüfung der Richtigkeit der Anweisungen.
Ließ sich eines dieser Probleme erzeugen, dann konnte er auch Darken Rahl aufhalten, denn Rahl mußte auf die Hilfe des Buches verzichten. Die meisten Schwierigkeiten entzogen sich jedoch seinem Einfluß. Dort ging es um Sonnenwinkel und um Wolken am Tage des Öffnens. Vieles ergab für ihn keinen Sinn. Es war die Rede von Dingen, von denen er nie gehört hatte. Richard wollte nicht länger über das Problem nachdenken und sich statt dessen der Lösung widmen. Er nahm sich vor, das Buch noch einmal durchzugehen, und fing ganz von vorne an.
Die Überprüfung der Richtigkeit der Worte des Buches der Gezählten Schatten, so sie von einem anderen gesprochen werden als jenem, der über die Kästchen gebietet, kann nur durch den Einsatz eines Konfessors gewährleistet werden…
Am späten Nachmittag waren Kahlan und Richard von der Anstrengung des Marsches in Schweiß gebadet. Als sie einen kleinen Bach überquerten, hielt Kahlan an und tauchte ein Tuch ins Wasser, um sich das Gesicht abzuwischen. Richard fand die Idee gut. Am nächsten Bach hielt er und wollte das gleiche tun. Das klare und flache Wasser strömte in einem Bett runder Steine. Er balancierte auf einem flachen Felsen und ging in die Hocke, um das Tuch ins kalte Wasser zu tauchen.
Als er sich wieder erhob, sah Richard das Schattenwesen. Er erstarrte augenblicklich.
Hinten im Wald stand etwas, halb verborgen hinter einem Stamm.
Ein Mensch war es nicht, doch von ungefähr gleicher Größe und ohne eindeutige Form. Es sah aus wie der Schatten eines Menschen, der in der Luft steht. Das Schattenwesen rührte sich nicht. Richard kniff die Augen zusammen, um herauszufinden, ob er wirklich sah, was er zu sehen glaubte. Vielleicht war es nur eine Täuschung des trüben Lichts am Spätnachmittag, der Schatten eines Baumes, den er mit etwas anderem verwechselte.
Kahlan war den Pfad weitergegangen. Richard holte sie rasch ein und legte ihr eine Hand unterhalb ihres Rucksacks auf den Rücken, damit sie nicht stehenblieb. Er beugte sich über ihre Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
»Schau nach links, hinten, zwischen den Bäumen. Sag mir, was du siehst.«
Er hielt seine Hand auf ihrem Rücken, ließ sie weitergehen, während sie den Kopf drehte, um zu den Bäumen hinüberzusehen. Sie hielt sich die Haare zur Seite, ihre Augen suchten. Da sah sie es.
»Was ist das?« flüsterte sie und sah ihm ins Gesicht.
Er war ein wenig überrascht. »Weiß ich nicht. Ich dachte, du könntest es mir vielleicht sagen.«
Sie schüttelte den Kopf. Der Schatten rührte sich noch immer nicht. Vielleicht war es nichts, nur eine Täuschung des Lichts, wie er sich einzureden versuchte. Er wußte, das stimmte nicht.
»Vielleicht ist es eines der Monster, von denen Adie uns erzählt hat«, brachte er vor.
Sie sah ihn von der Seite an. »Monster haben Knochen.«
Kahlan hatte natürlich recht, er hatte jedoch darauf gehofft, sie würde sich seinem Gedanken anschließen. Das Schattenwesen blieb wo es war, während sie rasch weiter den Pfad hinunterliefen, und bald waren sie außer Sichtweite. Richard atmete auf. Offenbar hatten Kahlans Knochenhalskette und sein Zahn sie unsichtbar gemacht. Im Gehen aßen sie ein Mittagsmahl aus Brot, Karotten und Rauchfleisch. Beim Essen suchten sie die Tiefe des Waldes ab. Keinem schmeckte
Weitere Kostenlose Bücher