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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich quer und ineinander verschachtelt über ihren Rücken, spitze Dorne stachen rings um den unteren Rand hervor.
    Greifer.
    Das war also das Geräusch gewesen, Krallen auf Stein. Die Greifer hatten einen seltsam watschelnden Gang, ihr Buckel schaukelte von rechts nach links, während sie sich abmühten, vorwärts zu kommen. Nicht schnell, aber stetig. Einige waren nur ein paar Meter entfernt.
    Zum ersten Mal begannen die Schatten sich zu bewegen, zu schweben, zu treiben, ihren Ring dichter zu ziehen.
    Kahlan blieb wie erstarrt stehen, mit dem Rücken am Fels, die Augen aufgerissen. Richard streckte die Hand aus, packte sie an ihrem Hemd und zerrte sie in die Öffnung. Die Wände waren feucht und glitschig. In der Enge schlug ihm das Herz bis zum Hals. Rückwärts schoben sie sich hindurch, schauten sich gelegentlich um, suchten nach dem Weg. Er hielt den Stein der Nacht vor sich und beleuchtete die näherrückenden Schattenwesen. Die ersten Greifer krochen in den Spalt.
    In der Enge des Spalts hörte Richard Kahlans hektischen Atem. Sie schoben sich rückwärts weiter, ihre Schultern scharrten an der Felswand entlang. Kalte, schleimige Feuchtigkeit durchnäßte ihre Hemden. An einer Stelle mußten sie sich bücken und seitlich weitergehen. Der Pfad wurde hier enger, schloß sich fast, so daß man nur gebückt hindurchkam. In den Spalt gefallenes Laub und Geäst bildete einen fauligen Bodensatz. Es stank nach Moder. Sie schoben sich weiter, bis sie endlich die andere Seite erreicht hatten. Die Schatten zögerten an der Öffnung im Felsen. Die Greifer nicht.
    Richard trat nach einem, der zu nahe gekommen war, schickte ihn Hals über Kopf ins Laub und Geäst auf dem Boden des Spalts. Er landete auf dem Rücken, strampelte zischend um sich schnappend, sich windend und wankend ins Leere, bis er sich wieder umgedreht hatte. Anschließend richtete er sich auf und stieß ein klackerndes Knurren aus, bevor er erneut zum Angriff überging.
    Die beiden drehten sich um und eilten den Pfad hinab. Richard hielt den Stein der Nacht vor sich, um den Pfad auszuleuchten.
    Kahlan sog zischend den Atem ein.
    Das warme Licht fiel auf den Hang, wo sich der Pfad durch den Schlund hätte befinden sollen. Vor ihnen, soweit das Auge reichte, breitete sich eine Trümmerlandschaft aus. Felsen, Baumstämme, zersplittertes Holz und Matsch, alles durcheinander. Ein Erdrutsch war vor kurzem den Hang hinuntergekommen.
    Der Pfad durch den Schlund war fortgeschwemmt worden. Sie traten ein Stück aus dem Felsen heraus, um besser sehen zu können.
    Das grüne Licht der Grenze leuchtete auf und überraschte sie. Wie ein Mann fuhren sie zurück.
    »Richard…«
    Kahlan klammerte sich an seinen Arm. Die Greifer waren ihnen dicht auf den Fersen. Die Schattenwesen schwebten durch den Spalt heran.

19. Kapitel
    Fackeln in verzierten Goldhalterungen beleuchteten die Wände der Gruft mit ihrem flackernden Schein, der vom polierten rosafarbenen Granit des riesigen Gewölbes zurückgeworfen wurde, und fügten ihren Pechgestank in der abgestandenen, reglosen Luft dem Duft der Rosen hinzu. Weiße Rosen, seit drei Dekaden jeden Morgen neu gebracht, füllten jede der siebenundfünfzig Goldvasen, die unter jeder der siebenundfünfzig Fackeln in die Wand eingelassen waren. Jede Fackel stand für ein Jahr im Leben des Verstorbenen. Der Boden bestand aus weißem Marmor, damit die weißen Blütenblätter keine Blicke auf sich zogen, solange sie noch nicht fortgefegt worden waren. Eine große Dienerschaft sorgte dafür, daß keine Fackel länger als ein paar Augenblicke ausgebrannt blieb, und keine Rosenblätter lange auf dem Boden liegenblieben. Die Dienerschaft kümmerte sich voller Hingabe und Sorge um ihre Pflicht. Ein Versagen in dieser Hinsicht wurde mit sofortiger Enthauptung geahndet. Wachen hielten die Gruft Tag und Nacht im Auge, um sich zu vergewissern, ob die Fackeln brannten, die Blumen frisch waren und kein Rosenblatt zu lange auf dem Boden liegenblieb. Und natürlich, um die Hinrichtungen durchzuführen.
    Freie Stellen in der Dienerschaft wurden aus dem umliegenden Land D’Hara rekrutiert. Ein Mitglied in der Grabmannschaft zu sein, war kraft Gesetzes eine Ehre. Die Ehre beinhaltete auch die Zusicherung eines raschen Todes, sollte eine Hinrichtung angeordnet werden. In D’Hara war ein langsamer Tod ebenso gefürchtet wie überall. Neuen Rekruten schnitt man aus Sorge, sie könnten während ihres Aufenthaltes in der Grabstätte schlecht über den toten

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