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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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»Ich glaube, wir sollten uns mal mit ihm unterhalten.«
    »Warum?«
    Richard sah sie von unten herauf an. »Weil er hier das Sagen hat.«
    Kahlan runzelte die Stirn. »Das Sagen haben die Dorfältesten.«
    Richard lächelte aus dem Mundwinkel. »Die wahre Macht wird nicht öffentlich verwaltet.« Er sah sie aus seinen stechend grauen Augen an. »Die Dorfältesten sind nur für den Schein. Sie werden verehrt, daher setzt man sie den anderen vor. Wie die Schädel auf den Pfählen, nur daß sie noch die Haut darauf haben. Sie haben Autorität, weil man sie schätzt, aber das Sagen haben sie nicht.« Mit einer raschen Bewegung seiner Augen deutete Richard auf den Vogelmann, der an der Wand hinter ihm lehnte. »Das hat er.«
    »Warum hat er sich dann nicht zu erkennen gegeben?«
    »Weil«, er grinste, »er herausfinden möchte, wie schlau wir sind.«
    Richard stand auf und reichte ihr die Hand. Sie stopfte sich den Rest Brot in den Mund und wischte sich die Hände an der Hose ab. Als er Kahlan aufhalf, mußte sie daran denken, wie sehr ihr diese kleine Geste gefiel. Das hatte noch niemand getan. Bei ihm schien alles so einfach.
    Sie gingen durch Matsch und kalten Regen zum Vogelmann. Er lehnte noch immer an der Wand und verfolgte mit seinen stechenden, braunen Augen, wie sie näher kamen. Er hatte langes, meist silbergraues Haar. Es hing ihm über die Schultern und fiel auf das Wildlederhemd, das zu seinen Hosen paßte. Seine Kleider waren schmucklos, doch um seinen Hals hing ein Lederriemen. Er war weder alt noch jung, sah noch recht gut aus und war ungefähr so groß wie sie. Die Haut seines wettergegerbten Gesichts wirkte ebenso zäh wie seine Wildlederkleidung.
    Sie traten vor ihn. Noch immer lehnte er mit den Schultern an der Wand, stützte den einen Fuß gegen die verputzten Ziegel, reckte sein Knie vor. Mit verschränkten Armen betrachtete er ihre Gesichter.
    Richard verschränkte ebenfalls die Arme. »Ich würde gerne mit dir sprechen, es sei denn, du hast Angst, ich könnte eine Seele sein.«
    Der Vogelmann sah sie an, als sie übersetzte, dann sah er wieder zu Richard.
    »Ich habe bereits Seelen gesehen« , sagte er mit ruhiger Stimme. »Sie tragen keine Schwerter.«
    Kahlan übersetzte. Richard mußte lachen. Ihm gefiel, wie locker er geantwortet hatte.
    »Ich habe auch schon Seelen gesehen, und du hast recht, sie tragen tatsächlich keine Schwerter.«
    Ein dünnes Lächeln verzog die Mundwinkel des Vogelmannes. Er löste seine Arme und richtete sich auf. »Kraft dem Sucher.« Er verpaßte Richard einen Klaps.
    »Kraft dem Vogelmann«, sagte der und erwiderte den Klaps.
    Der Vogelmann ergriff den Gegenstand, der an der Lederschnur um seinen Hals hing und führte ihn an die Lippen. Seine Wangen blähten sich, und er blies, doch war kein Ton zu hören. Er ließ die Pfeife fallen und breitete die Arme aus, ohne Richards Blick auszuweichen. Nach einer Weile kam kreisend ein Habicht aus dem grauen Himmel und ließ sich auf seinem ausgestreckten Arm nieder. Er plusterte die Federn auf, glättete sie, blinzelte mit den schwarzen Augen und drehte dabei den Kopf in kurzen, ruckartigen Bewegungen.
    »Kommt« , sagte der Vogelmensch. »Unterhalten wir uns.«
    Er führte sie zwischen den großen Gemeinschaftsgebäuden hindurch nach hinten zu einem kleineren Haus, das etwas abseits von den anderen stand. Kahlan kannte das Haus ohne Fenster, obwohl sie es noch nie betreten hatte. Es war das Haus der Seelen, in dem die Versammlungen abgehalten wurden.
    Der Habicht blieb auf dem Arm sitzen, als der Vogelmann die Tür aufstieß und sie bat, einzutreten. In einer Vertiefung am hinteren Ende brannte ein kleines Feuer und erhellte den ansonsten dunklen Raum ein wenig. Ein Loch in der Decke über dem Feuer ließ den Rauch abziehen, wenn auch nur schlecht, so daß es beißend rauchig stank. Überall auf dem Boden standen Tonschalen herum, die von einer früheren Mahlzeit übriggeblieben waren, und auf einem Bretterregal an einer Wand lag ein gutes Dutzend Ahnenschädel. Abgesehen davon war der Raum leer. Der Vogelmann fand eine Stelle fast in der Mitte des Raumes, wo kein Regen durchtropfte, und ließ sich auf dem Lehmboden nieder. Richard und Kahlan setzten sich Seite an Seite ihm gegenüber. Der Habicht verfolgte ihre Bewegungen.
    Der Vogelmann sah Kahlan in die Augen. Offenbar war er es gewohnt, daß Menschen Angst hatten, wenn sie ihn ansahen, auch wenn es unberechtigt war. Sie wußte es, weil es ihr genauso ging. Diesmal

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