Das erste Gesetz der Magie - 1
das stimmt, was du sagst, dann hat dieser Rahl den Regen geschickt und unser Volk gerettet. Genau das hat uns dieser Bekehrer beizubringen versucht, daß Rahl uns retten wird.«
»Nein. Rahl hat die Wolken geschickt, damit sie mir folgen und nicht, damit sie euch retten. Ich bin aus freien Stücken hergereist, genau wie es die Seelen euren Ahnen prophezeit haben. Sie haben gesagt, der Regen würde kommen, und mit ihm ein Mann. Sie haben nicht gesagt, ich sei eine Seele.«
»Dann wollten uns die Seelen vielleicht vor diesem Mann warnen« , meinte Surin.
»Und vielleicht wollten sie euch vor Rahl warnen«, gab Richard sofort zurück. »Ich spreche die Wahrheit. Gebraucht eure Weisheit, sie zu erkennen, sonst ist euer Volk verloren. Ich biete euch eine Möglichkeit, euch selbst zu retten.«
Die Dorfältesten dachten schweigend nach. »Deine Worte scheinen wahr zu sein, Richard mit dem Zorn. Doch die Entscheidung ist noch nicht gefallen« , sagte Toffalar endlich. »Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
Die Ältesten saßen schweigend da, die Freude war aus ihren Gesichtern gewichen. Der Rest des Dorfes verharrte in angstvollem Schweigen. Richard ließ den Blick über das Gesicht jedes einzelnen Dorfältesten schweifen, dann fuhr er ruhig fort.
»Darken Rahl ist auf der Suche nach einem Zauber, der ihm die Macht gibt, alle zu beherrschen, auch das Volk der Schlammenschen. Ich bin ebenfalls auf der Suche nach diesem Zauber, damit ich ihm diese Macht versagen kann. Ich möchte, daß ihr eine Versammlung der Propheten einberuft, damit ihr mir sagen könnt, wo ich diesen Zauber finden kann, bevor es zu spät ist und ihn Rahl vielleicht als erster findet.«
Toffalars Gesicht wurde härter. »Für Fremde berufen wir keine Versammlungen ein.«
Kahlan sah, wie Richard wütend wurde und Mühe hatte, sich zu beherrschen. Ohne den Kopf zu bewegen, ließ sie den Blick in die Runde schweifen und schätzte ab, wo jeder saß, wo die Männer mit den Waffen waren, für den Fall, daß sie sich den Weg nach draußen freikämpfen mußten. Sie schätzte die Chance zu entkommen nicht besonders gut ein. Hätte sie ihn doch nie hierhergebracht.
Mit Feuer in den Augen betrachtete Richard die Dorfbevölkerung, dann wieder die Ältesten. »Als Gegenleistung für den Regen möchte ich euch nur bitten, nicht sofort zu entscheiden. Überlegt euch erst, wie ihr mich einschätzen wollt.« Er versuchte, ruhig zu bleiben, aber die Bedeutung seiner Worte war unmißverständlich. »Denkt sorgfältig darüber nach. Von eurer Entscheidung hängen viele Menschenleben ab. Meins. Kahlans. Und eure.«
Beim Übersetzen hatte Kahlan plötzlich den Eindruck, daß Richard nicht zu den Ältesten sprach. Er sprach zu jemand anderem. Plötzlich fühlte sie dessen Blicke. Sie ließ den Blick über die Menge schweifen. Die Augen aller waren auf die beiden gerichtet. Sie wußte nicht, welches Paar sie spürte.
»Schon« , verkündete Toffalar schließlich. »Bis zu unserer Entscheidung könnt ihr beide euch frei unter unserem Volk bewegen. Erfreut euch an allem, was wir haben, teilt unsere Speisen und Häuser.«
Es regnete leicht, als die Dorfältesten zu den Gemeinschaftsgebäuden aufbrachen. Die Menge machte sich wieder an die Arbeit, die Kinder wurden verscheucht. Savidlin blieb bis zuletzt. Lächelnd bot er an, ihnen zu helfen, sollten sie etwas brauchen. Sie bedankte sich, und er stapfte im Regen davon. Kahlan und Richard saßen allein auf dem nassen Holzboden, wichen dem Regen aus, der durch das Dach tröpfelte. Der geflochtene Teller mit Tavabrot und die Schale mit gerösteten Pfefferschoten standen noch da. Sie beugte sich vor und nahm von jedem eins und wickelte den Pfeffer in das Brot. Sie reichte es Richard und machte sich selbst auch eins.
»Bist du böse auf mich?« fragte er.
»Nein«, gab sie lächelnd zu. »Ich bin stolz auf dich.«
Ein Kleinjungengrinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. Er begann zu essen, mit rechts, stopfte das Brot in sich hinein. Als er den letzten Bissen hinuntergeschlungen hatte, redete er weiter.
»Sieh über meine rechte Schulter. Dort lehnt ein Mann an einer Mauer. Langes graues Haar, die Arme über der Brust verschränkt. Weißt du, wer das ist?«
Kahlan biß ein Stück Brot und Pfeffer ab und warf kauend einen Blick über seine Schulter.
»Das ist der Vogelmann. Ich weiß nichts über ihn, außer daß er Vögel herbeirufen kann.«
Richard nahm das nächste Stück Brot, rollte es ein und biß ein Stück ab.
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