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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gekrümmtes Messer aus der Scheide und legte es auf den feuchten Bauch des Jungen. Dann ließ er sein Gewand von den Schultern gleiten und auf den Boden fallen und trat es aus dem Weg. Schweiß bedeckte seinen schlanken Körper, rann in Strömen seinen Hals herab.
    Seine Haut spannte sich glatt und fest über seinen wohlproportionierten Muskeln, nur auf seinem linken Oberschenkel, über einen Teil seiner Hüfte und des Unterleibes und der linken Seite seines erigierten Geschlechtsteils nicht. Dort befand sich die Narbe. Wo die Flammen an ihm gezehrt hatten. Die Flammen des alten Zauberers. Die Flammen des Zaubererfeuers, die seinen Vater verschlungen hatten, während er an seiner rechten Seite gestanden hatte. Flammen, die auch an ihm geleckt und ihn den Schmerz des Zaubererfeuers hatten fühlen lassen. Ein Feuer wie kein anderes, brennend und versengend, ein Feuer, das man nicht abschütteln konnte. Er hatte geschrien, bis seine Stimme versagte.
    Darken Rahl leckte die Finger an und fuhr sich damit über die knotigen Narben. Wie hatte er sich danach gesehnt, als er gebrannt hatte, wie hatte er sich danach gesehnt, das Grauen des unerbittlichen Schmerzes und Brennens zu unterbinden. Doch die Heiler hatten es ihm verboten. Sie sagten, er dürfe den Brand nicht berühren, und so banden sie ihm die Handgelenke, damit er nicht nach unten greifen konnte. Er hatte sich die Finger geleckt und sie statt dessen über die Lippen gerieben, während er sich schüttelte und versuchte mit dem Weinen aufzuhören, und über seine Augen, um den Anblick seines Vaters fortzuwischen, der lebendig verbrannte. Monatelang hatte er gewinselt und geheult, darum gefleht, die Brandwunden berühren und lindern zu dürfen. Sie hatten ihn nicht gelassen.
    Wie er den Zauberer haßte. Wie sehr er ihn töten wollte. Wie er dem Zauberer die Hand bei lebendigem Leib in den Körper rammen, ihm dabei in die Augen sehen und ihm das Herz herausreißen wollte.
    Darken Rahl ließ von der Narbe ab, ergriff das Messer und verscheuchte die Gedanken an diese Zeit. Jetzt war er ein Mann. Er war der Meister. Er richtete sein Augenmerk auf die bevorstehende Aufgabe. Er flocht den passenden Zauber, dann stieß er dem Jungen das Messer in die Brust.
    Sorgfältig entfernte er das Herz und legte es in die Eisenschale mit kochendem Wasser. Als nächstes nahm er das Gehirn heraus und legte es ebenfalls in die Schale. Zuletzt nahm er die Hoden und legte auch sie dazu, dann erst legte er das Messer fort. Blut mischte sich mit dem Schweiß, der seinen Körper bedeckte. Er troff ihm in dicken Fäden vom Ellenbogen. Er legte seine Arme auf den Körper und bot den Seelen Gebete an. Dann hob er den Blick zu den Fenstern, schloß die Augen und fuhr mit den Gesängen fort, die ihm mühelos über die Lippen kamen, ohne daß er hätte nachzudenken brauchen. Eine Stunde lang fuhr er fort mit den Worten der Zeremonie, während der er sich im richtigen Augenblick das Blut über die Brust schmierte.
    Als er mit den Runen auf dem Grab seines Vaters fertig war, ging er zum Sand des Hexenmeisters, wo der Junge während seiner Prüfung eingegraben gewesen war. Mit den Armen glättete er den Sand, der als weiße Kruste am Blut kleben blieb. Er hockte sich hin und begann, von der Mittelachse ausgehend, den Zauberbaum sorgfältig in den Sand zu zeichnen, die jahrelang erlernten, fein verzweigten Muster zu ziehen. Konzentriert arbeitete er bis in die Nacht hinein. Sein blondes, glattes Haar hing herab, er hatte die Stirn vor Anstrengung in Falten gelegt, während er Element um Element hinzufügte, ohne einen Strich oder einen Bogen auszulassen, denn das wäre tödlich.
    Als er endlich fertig war, trat er zu der heiligen Schale. Das Wasser war fast verkocht, so wie es sein sollte. Mittels Zauberkraft ließ er die Schale zurück auf den polierten Steinblock schweben und ein wenig abkühlen, bevor er einen Steinmörser ergriff und zu mahlen begann. Der Schweiß lief ihm vom Gesicht, während er Herz, Hirn und Hoden zu einer Paste zerstampfte, unter die er Zauberpulver mischte, das er aus seinem abgelegten Gewand hervorholte.
    Vor dem Altar stehend, hob er die Schale in die Höhe und sprach die Anrufungsformeln. Als er fertig war, senkte er die Schale und sah sich im Garten des Lebens um. Vor seinem Eintritt in die Unterwelt warf er gerne noch einen Blick auf schöne Dinge.
    Er aß mit den Fingern aus der Schale. Den Geschmack von Fleisch fand er abstoßend. Er aß nie etwas anderes als Pflanzen.

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