Das erste Gesetz der Magie - 1
fesselte mich nachts, behielt mich jede Sekunde im Auge. Ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Hatte ich wohl auch vorübergehend. Schließlich überzeugte er mich, daß ich unmöglich wissen könnte, was die Prophezeiung bedeutet. Vielleicht sei er es sogar, der sich gegen uns stellte und getötet werden mußte, um Rahl zu bezwingen. Er machte mir klar, daß ich mich nicht nach einer Prophezeiung richten konnte, die wir noch nicht richtig begriffen hatten.«
»Tut mir sehr leid, meine Liebe, daß ich dich zwingen mußte, mir das zu erzählen. Aber Richard hat recht. Prophezeiungen sind gefährlich, wenn man sie zu wörtlich nimmt.«
»Doch die Prophezeiungen einer Hexe treffen doch immer zu, oder?«
»Ja«, meinte er leise und mit einem Achselzucken. »Nur nicht immer so, wie man glaubt. Manchmal erfüllen sie sich auch von selbst.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Wirklich?«
»Natürlich. Stell dir, nur zur Verdeutlichung, einmal vor, ich würde versuchen, dich zu töten, um Richard davor zu bewahren, daß sich diese Prophezeiung erfüllt. Er merkt das, wir kämpfen, einer von uns gewinnt, sagen wir, er. Dieser Teil der Prophezeiung hat sich also erfüllt, also befürchtet er, der andere wird sich auch erfüllen, und glaubt, er müsse dich töten. Du willst nicht getötet werden, also berührst du ihn, um dich selbst zu schützen. Da hast du es, die Prophezeiung ist erfüllt. Das Problem ist, sie hat sich selbst erfüllt. Ohne sie wäre keines dieser Dinge geschehen. Von der Prophezeiung abgesehen, hat es keine äußeren Einflüsse gegeben. Prophezeiungen bewahrheiten sich immer, doch wissen wir selten, auf welche Weise.« Er sah sie an, als wollte er sich vergewissern, ob sie verstanden hatte.
»Ich dachte immer, man müsse Prophezeiungen ernst nehmen.«
»Soll man auch, aber nur, wer sich auf solche Dinge auch versteht. Prophezeiungen sind gefährlich. Wie du weißt, hüten die Zauberer ein Buch der Prophezeiungen. Als es sich in meiner Obhut befand, habe ich einige der einschlägigen Bücher noch einmal gelesen. Die meisten jedoch habe ich nicht verstanden. Früher gab es Zauberer, die nichts anderes taten, als die Bücher der Prophezeiungen zu studieren. Ich habe Prophezeiungen gelesen, die dich vor Angst blind machen würden. Manchmal wacht man nachts schweißgebadet auf. Manche Dinge, dir mir angst machen, scheinen sich auf Richard zu beziehen, manche beziehen sich ganz sicher auf ihn, doch ich weiß nicht, was sie letztendlich bedeuten, und ich wage es nicht, nur aufgrund dessen zu handeln, was ich gelesen habe. Wir können nicht immer wissen, was die Prophezeiungen bedeuten, deshalb müssen sie geheimgehalten werden. Manche könnten großen Ärger machen, wenn die Menschen sie erfahren.«
Kahlan hatte die Augen aufgerissen. »Richard kommt in den Büchern der Prophezeiungen vor? Ich habe noch nie jemanden getroffen, der darin vorkommt.«
Er sah sie ruhig an. »Du kommst auch darin vor.«
»Ich! Mein Name steht in den Büchern der Prophezeiungen!«
»Ja und nein. So funktioniert das nicht. Genau weiß man es selten. Aber in diesem Falle schon. Es stehen dort einige Bemerkungen über eine ›letzte Mutter Konfessor‹, wie sie dort genannt wird. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, wer die letzte Mutter Konfessor ist. Das bist du, Kahlan. Auch kann kein Zweifel daran bestehen, wer der Sucher ist, ›der den Wind gegen den Erben D’Haras befehligt‹. Das ist Richard. Und der Erbe D’Haras ist Rahl.«
»Den Wind befehligt! Was bedeutet das?«
»Ich habe nicht die geringste Idee.«
Kahlan wurde nachdenklich, senkte den Blick und polkte an dem Felsen herum. »Zedd, was steht über mich im Buch der Prophezeiungen?«
Sie hob den Kopf und sah, daß er sie beobachtete. »Tut mir leid, Liebes, das kann ich dir nicht verraten. Du hättest solche Angst, daß du nie wieder schlafen würdest.«
Sie nickte. »Ich komme mir töricht vor, weil ich mich wegen Shotas Prophezeiung töten wollte. Nur, damit sie sich nicht bewahrheitet, meine ich. Du mußt mich für dumm halten.«
»Kahlan, das können wir erst wissen, wenn sie sich erfüllt. Aber du solltest dir nicht töricht vorkommen. Durchaus möglich, daß sie sich wortwörtlich erfüllt, daß Richard der einzige ist, der eine Chance hat, weil du uns verraten und dadurch Rahl zum Sieg verhelfen wirst. Es kann aber auch sein, daß du all das tust, um uns zu retten.«
Sie sah ihn finster an. »Wie auch immer, es gefällt mir nicht.«
»Prophezeiungen
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