Das erste Gesetz der Magie - 1
kannst.« Richard blinzelte sie stumpfsinnig an. »Du kannst mir nicht entkommen, nicht einmal durch deinen Tod. Du wirst mir gehören, solange es mir beliebt, dich leben zu lassen.«
»Das wird nicht lange dauern, Herrin Denna. Darken Rahl wird mich töten.«
»Vielleicht. Aber selbst wenn, wird er es erst tun, nachdem du ihm verraten hast, was er wissen will. Ich will, daß du seine Fragen beantwortest, und du wirst tun, was ich verlange, ohne zu zögern.« Ihre braunen Augen waren hart wie Stahl. »Vielleicht glaubst du das im Augenblick nicht, aber du hast keine Vorstellung, wie gut ich im Abrichten von Menschen bin. Ich habe noch jeden Mann gebrochen. Vielleicht glaubst du, du könntest der erste sein, aber schon bald wirst du darum betteln, mir gefallen zu dürfen.«
Der erste Tag mit ihr war noch nicht vorüber, und schon wußte Richard, daß er fast alles tun würde, was sie verlangte. Sie hatte noch wochenlang Zeit, ihn abzurichten. Hätte er kraft seines Willens auf der Stelle sterben können, er hätte es getan. Das schlimmste war, er wußte, daß sie recht hatte. Er konnte nichts tun. Er war ihrer Gnade ausgeliefert, und sie schien keinen Funken davon zu besitzen.
»Ich verstehe, Herrin Denna. Ich glaube Euch.« Ihr süßliches Lächeln zwang ihn, daran zu denken, wie hübsch ihr Zopf war.
»Gut. Und jetzt zieh dein Hemd aus.« Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sein verwirrtes Gesicht sah und er sich dennoch sein Hemd aufzuknöpfen begann. Sie hielt ihm den Strafer vors Gesicht. »Es wird Zeit, daß ich dir beibringe, was der Strafer alles kann. Wenn du es anläßt, wird es völlig blutverschmiert sein, und ich finde keine unberührte Stelle mehr. Du wirst sehen, warum meine Kleidung diese Farbe hat.«
Er zerrte seinen Hemdzipfel heraus. Sein Atem ging schwer. Richard stand kurz davor, durchzudrehen. »Aber Herrin Denna, was habe ich denn falsch gemacht?«
Sie legte ihm in gespielter Sorge zärtlich die Hand an die Wange. »Was, das weißt du nicht?« Er schüttelte den Kopf und würgte den Kloß in seinem Hals hinunter. »Du hast dich von einer Mord-Sith fangen lassen. Du hättest alle meine Männer mit deinem Schwert töten sollen. Ich glaube, du hättest es schaffen können. Du warst recht eindrucksvoll bis dahin. Dann hättest du mich mit deinem Messer oder mit den bloßen Händen umbringen müssen, bevor ich deine Magie kontrollieren konnte. Du hättest niemals zulassen dürfen, daß ich dir die Kontrolle über die Zauberkraft abnehme. Du hättest sie niemals gegen mich richten dürfen.«
»Aber warum mußt du mich jetzt mit dem Strafer traktieren?«
Sie lachte. »Weil du etwas lernen sollst. Ich kann tun, was immer mir gefällt, und du hast keine Möglichkeit, mich daran zu hindern. Dir muß klarwerden, daß du vollkommen hilflos bist und daß du jeden Augenblick ohne Schmerzen einzig und allein mir zu verdanken hast. Und nicht dir.« Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Sie ging zum Tisch und kam mit einem Paar Handschellen zurück, die mit einer Kette verbunden waren. »Mich nervt, daß du ständig hinfällst. Das werden wir ändern. Leg sie an.« Sie warf ihm die Handschellen zu. Er hatte Mühe, seinen Atem zu kontrollieren, als er die beiden Bandeisen um die zitternden Handgelenke klicken ließ. Denna schleifte den Stuhl zu einem Balken und zwang ihn, sich darunter zu stellen. Sie stieg auf den Stuhl und hakte die Kette an einen Eisendorn.
»Streck dich. Das reicht noch nicht.« Er mußte sich recken und auf die Zehenspitzen stellen, bevor sie sie einhaken konnte. »Das wäre geschafft«, lächelte sie. »Jetzt wird uns dein dauerndes Hinfallen keinen Ärger mehr machen.«
Richard hing an der Kette und versuchte, seine entsetzliche Angst zu bändigen. Die Bandeisen schnitten ihm mit dem ganzen Gewicht seines Körpers in die Handgelenke. Er hatte schon vorher gewußt, daß er ihr vollkommen ausgeliefert war, aber das hier war etwas anderes, es verstärkte seine Hilflosigkeit und brachte ihm noch deutlicher zu Bewußtsein, daß er keine Chance hatte, sich zu wehren. Denna zog ihre Handschuhe über und ging, den Strafer in die andere Hand klatschend, ein paarmal um ihn herum, um seine Beklemmung zu steigern.
Wenn er doch nur bei dem Versuch, Darken Rahl aufzuhalten, getötet worden wäre! Auf dieses Opfer war er vorbereitet. Doch das hier war etwas anderes. Dies war der Tod, ohne zu sterben. Der Tod am lebendigen Leib. Ihm blieb nicht einmal die Würde, sich wehren zu können.
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