Das erste Gesetz der Magie - 1
auch?« Richard hielt die Zähne fest zusammengebissen. »Antworte! Meinst du nicht auch, daß du das verdient hast?«
Richard kniff die Augen zu und versuchte, nicht die Beherrschung über den Schmerz zu verlieren.
»Antworte! Und dann bitte mich, aufzuhören. Ich will dich quälen, während du mich anflehst.«
»Du solltest ihr antworten«, meinte Denna. »Sie scheint ein Naturtalent zu sein.«
»Bitte, Herrin Denna, bringt ihr das nicht bei. Was Ihr ihr antut, ist schlimmer als das, was Ihr mit mir macht. Sie ist doch noch ein kleines Mädchen. Bitte, tut ihr das nicht an. Bringt ihr diese Dinge nicht bei.«
»Ich lerne, was mir gefällt. Fang an zu betteln. Und zwar jetzt gleich!«
Richard wußte, daß er es nur schlimmer für sich machte, trotzdem wartete er mit seiner Antwort, bis er es absolut nicht mehr ertragen konnte. »Entschuldigt, Prinzessin Violet«, keuchte er. »Bitte vergebt mir. Ich habe mich getäuscht.«
Richard mußte erkennen, daß ihr zu antworten ein Fehler war, es schien sie nur noch mehr zu erregen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie gelernt hatte, ihn zum Betteln – und zum Weinen – zu bringen, obwohl er sich dagegen sperrte. Die Widersinnigkeit, daß ein kleines Mädchen das tat und sogar Spaß daran hatte, erschien ihm unfaßbar. Der reine Irrsinn.
Sie drückte ihm den Strafer leicht in den Magen und grinste ihn lüstern von unten herauf an. »Aber ein Konfessor hat noch viel Schlimmeres verdient. Eines Tages wird sie noch viel mehr leiden. Und zwar von meiner Hand. Meine Mutter hat gesagt, ich darf das machen, wenn sie zurückkommt. Ich will, daß du mich anbettelst, ihr weh zu tun. Los, sag es, bettele darum, daß ich der Mutter Konfessor den Kopf abschlage.«
Richard wußte nicht, was es war, aber irgend etwas erwachte in ihm zum Leben.
Prinzessin Violet biß die Zähne zusammen und rammte ihm den Strafer, so fest sie konnte, in die Eingeweide und drehte ihn einmal herum. »Sag bitte! Bitte mich darum, diese häßliche Kahlan umzubringen!«
Der Schmerz ließ Richard aus vollem Halse kreischen.
Denna trat zwischen die beiden und riß Prinzessin Violet den Strafer aus der Hand. »Das reicht! Ihr bringt ihn noch um, wenn Ihr mit dem Stab so umgeht.«
»Danke, Herrin Denna«, keuchte er. Er empfand eine seltsame Zuneigung zu ihr, weil sie zu seinem Schutz dazwischen gegangen war.
Prinzessin Violet trat einen Schritt zurück, ihr Gesicht war wutverzerrt. »Ist mir egal, wenn ich ihn umbringe.«
Dennas Stimme wurde kühl und gebieterisch. »Aber mir nicht. Er ist zu wertvoll, um ihn auf diese Weise zu vergeuden.« Es war eindeutig Denna, die hier das Sagen hatte. Nicht die Prinzessin, nicht einmal die Königin. Denna war eine Agentin von Darken Rahl.
Prinzessin Violet funkelte ihn wütend an. »Meine Mutter hat gesagt, wenn Konfessor Kahlan das nächste Mal herkommt, haben wir eine Überraschung für sie. Ich will bloß, daß du das weißt, weil meine Mutter gesagt hat, bis dahin bist du sowieso tot. Meine Mutter hat gesagt, ich darf mir selbst aussuchen, was ich mit ihr mache. Als erstes werde ich ihr die Haare abschneiden.« Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, ihr Gesicht war rot. »Und dann lasse ich sie von allen Wachen vergewaltigen, von jedem einzelnen! Und dann werfe ich sie für ein paar Jahre ins Verlies, damit sie dort jemanden zum Spielen haben! Und wenn ich es dann leid bin, sie zu quälen, werde ich ihr den Kopf abschlagen lassen und ihn auf einen Pfahl stecken, wo ich zusehen kann, wie er verfault!«
Im Grunde tat Richard die kleine Prinzessin leid. Die Traurigkeit schwappte wie eine Woge über ihn. Zu seiner Überraschung brachte diese Empfindung dieses Etwas, das in ihm erwacht war, an die Oberfläche.
Prinzessin Violet kniff die Augen zusammen und streckte ihre Zunge heraus, so weit sie konnte.
Wie eine rote Flagge.
Die Wucht seiner erwachten Kraft explodierte in seinem ganzen Körper. Er spürte, wie ihr Kiefer zersplitterte wie ein Kristallpokal auf steinernem Boden, als er seinen Stiefel darunter rammte. Der Tritt hob die Prinzessin in die Luft. Sie zerbiß sich die Zunge mit ihren eigenen Zähnen, bevor auch sie zerplatzten. Sie landete ein Stück weit entfernt auf dem Rücken und versuchte, durch das hervorsprudelnde Blut hindurch zu schreien.
Dennas Blick traf ihn. Einen winzigen Augenblick lang entdeckte er dort einen Anflug von Angst. Richard hatte keine Ahnung, wie er das geschafft hatte, wieso die Magie ihn nicht daran gehindert
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