Das erste Jahr ihrer Ehe
schlechtes Wetter«, bemerkte Willem. »Ich wollte es euch vorher nicht sagen. Es hätte euch den Nachmittag verdorben. Aber morgen soll es den ganzen Tag dicht bewölkt sein.«
Er lehnte sich zurück und tätschelte seinen Bauch, während die anderen stöhnten.
»Schade«, sagte Arthur. »Ein harter Tag und dann auch noch trist.«
Diana warf ihm einen Blick zu.
»Aber ob er trist wird, liegt auch an uns«, fügte er hinzu. »Ich jedenfalls kann’s kaum erwarten, den verdammten Berg anzugehen.«
Margaret hätte Patrick gern zugeflüstert, Komm, lass uns von hier verschwinden . Die Frage war nur, wohin. Sollten sie im Hotel bleiben, bis die anderen zurückkamen? Damit wäre Patrick niemals einverstanden. Von ihnen allen war er als Einziger wirklich guter Stimmung.
Margaret winkte dem Kellner, um sich noch ein Glas Wasser geben zu lassen.
Patrick drehte sich um und flüsterte ihr zu: »Komm, lass uns von hier verschwinden.«
Am nächsten Morgen fuhren sie mit dem vom Hotel zur Verfügung gestellten Rover zum Parktor. Dort ließen sie den Wagen stehen und luden ihre Ausrüstung ab. Sie hatten alle ihre Parkas an, trugen sie zu diesem Zeitpunkt noch offen, aber schon bald würden sie Handschuhe und Kapuzen brauchen. An den Farben waren sie leicht zu erkennen. Diana hatte eine knallrote Jacke mit weißem Pelzkragen an. Saartje trug einen hochmodischen lindgrünen Skiparka. Margarets Kapuzenjacke war blaugrau. Willems Massen waren unter einem weißen Skianzug verstaut. Margaret verkniff es sich mit Mühe, Patrick anzusehen, der sich bestimmt nicht hätte halten können. Arthur hatte eine abgewetzte Barbour-Jacke an, die aussah, als wäre sie zuletzt in einem Stall getragen worden. Patrick war in Blaugrau wie Margaret. Sie hatten die Jacken vor ihrer Abreise in Boston im Ausverkauf erstanden.
Sie lernten die Träger und den Führer kennen, die sie schon erwarteten. Die Männer begrüßten sich mit Handschlag. Der Führer sprach fließend Englisch, aber Willem unterhielt sich lieber auf Swahili und komplizierte damit die Verständigung für diejenigen, die nicht mithalten konnten, was aber vielleicht nur für Margaret zutraf.
Sie gingen in einer Reihe hintereinander, vorn der Führer, am Schluss die Träger, sodass sie an beiden Enden geschützt waren, falls ein umherstreunender Löwe angreifen sollte. Die Afrikaner trugen keine Handfeuerwaffen, aber die griffbereiten Pangas waren nicht zu übersehen. Irgendwann vorher hatte Margaret bemerkt, dass Willem eine Schusswaffe bei sich hatte. Beruhigend fand sie das alles nicht.
Margarets Gefühle beim Aufbruch waren eine Mischung aus Angst und Euphorie. Die Euphorie war von der Aussicht auf das spannende Abenteuer gespeist, das vor ihr lag, das kühnste, das sie je gewagt hatte. Der erste Schritt war getan, und sie würde diese Bergbesteigung zu Ende bringen. Und wenn sie wieder unten war, konnte sie davon erzählen. Die Angst war nicht so leicht festzumachen. Es war mehr eine Angst vor dem Unbekannten. Sie wusste nicht, was ihnen bevorstand, und sie hatte keine Ahnung, wie weit sie würde durchhalten können. Sie hatte ja so wenig Übung und praktisch keine Erfahrung.
Angst hatte sie auch vor der Dynamik innerhalb der Gruppe. Niemand außer Patrick war am Vorabend guter Stimmung vom Tisch aufgestanden, und einige von ihnen waren verkatert zum Frühstück erschienen. Willem und Arthur aßen keinen Bissen, obwohl Willem die anderen (und sich selbst) ständig ermahnte, zuzulangen. Diana schien, wie so oft, bereits auf dem Sprung.
Zuerst stiegen sie durch einen niedrigen Wald einen Hang hinauf. Wind kam auf, und Margaret lief die Nase. Sie sah, wie vorn Kapuzen hochgeklappt und Handschuhe aus den Taschen geholt wurden. Ihr Blick begann sich schon auf ein winziges Universum einzuengen, das ihre Füße und den Boden unmittelbar vor ihnen umfasste. Sie merkte beinahe sofort, dass sie von der Landschaft rundherum nichts wahrnahm und ihr ganzes Bemühen sich darauf konzentrierte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Atmen war mühsam.
Die anderen waren weit voraus. Von Zeit zu Zeit ließ Patrick sich zurückfallen, um nach ihr zu sehen, aber er musste sein eigenes Tempo gehen. Es war ihr peinlich, dass sie so langsam war, doch wenn sie versuchte aufzuholen, geriet sie sofort außer Atem. Sie dachte ernsthaft daran, aufzugeben. Sie waren noch nicht so weit gelaufen, dass sie nicht allein hätte zurückgehen können, aber sie wusste, Patrick würde es für seine Pflicht
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