Das erste Jahr ihrer Ehe
kunstgewerblicher Schmuck ausgestellt, das meiste aus Silber: breite Armbänder, Halsketten, die mehr wie Kunstwerke als Schmuckstücke aussahen, und Ohrgehänge, die bestimmt bis zur Kinnlinie herabfielen.
»Waren Sie schon in dem Laden?«, fragte sie Elena.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit. Als wir hier ankamen, sind wir ein bisschen herumgelaufen, aber die Läden hatten alle zu. Sie öffnen gegen Abend wieder, aber die genauen Zeiten weiß ich nicht. Warum? Gefällt Ihnen der Schmuck da im Fenster?«
»Haben Sie Spaß daran, mit den Leuten zu handeln?«, fragte Margaret. Amerikaner hatten für diesen Sport noch nie Talent gehabt. Es fehlte ihnen entweder am Fingerspitzengefühl oder an der Geduld, die man dabei brauchte. Das Handeln konnte bis zu einer halben Stunde hin und her gehen, auf beiden Seiten von freundlichem Lächeln begleitet. Wenn sie mit echter Raffinesse betrieben wurden, waren diese Spiele immer amüsant zu verfolgen.
»Es kommt darauf an«, antwortete Elena.
Der Kaffee wurde ihnen gebracht, eine Dose Zuckerwürfel dazu.
»Sie kommen wahrscheinlich um vor Durst«, bemerkte Elena. »Patrick, können Sie ihr eine Flasche Wasser holen?«
Was war das? Wie kam Elena dazu, Patrick herumzukommandieren?
»Ihr Mann ist wirklich nett«, sagte Elena, als Patrick gegangen war. »Unheimlich kompetent und ein freundlicher Mensch dazu.«
Der Gebetsruf des Muezzins schallte durch die Luft. Margaret lehnte sich zurück, schloss die Augen und gab sich dem Klang der Molltöne hin, die sie liebte. Sie öffnete die Augen, als Patrick mit dem Wasser zurückkam.
»Danke«, sagte sie.
Sie sah die Füße und die Knöchel der beiden Männer, die sich draußen vor dem Laden unterhalten hatten. Jetzt knieten sie drinnen auf Gebetsteppichen, die auf dem Stein ausgebreitet waren.
Im Petley’s trennten sie sich, nachdem sie vereinbart hatten, sich zum Abendessen im Dachrestaurant zu treffen. Oben in ihrem Zimmer ging Margaret zuerst ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Als sie wieder herauskam, saß Patrick auf dem Bett und wartete auf sie.
»Ich dachte, das sollte ein Wochenende zu zweit werden«, sagte sie.
»Sprichst du von Elena?«, fragte er. »Sie wollte früher herkommen, um Termine mit den Leuten zu machen, die hier die Poliklinik leiten. Aber ich sehe es so, dass unser Wochenende hier beginnt«, sagte er und klopfte neben sich aufs Bett.
Margaret musste zu ihrem Mann gehen, der schon sein Hemd aufknöpfte. Sie hatte keine Wahl. Aber der Weg vom Badezimmer zum Bett fiel ihr ungeheuer schwer.
Es ist unmöglich, mit einem Mann, den man liebt, zu schlafen, dachte Margaret, und sich in seinen Armen nicht zu entspannen. Auf dem Bett liegend hörte sie die Geräusche der Stadt, die Stimmen palavernder Männer. Ein stechendes Blau im Fenster tat ihren Augen weh. Patricks ungeheuchelte Leidenschaft machte es schwer zu glauben, dass er und Elena mehr waren als Kollegen. Sie würde keine Fragen über Elena stellen. Sie war keine eifersüchtige Frau.
Margaret zog ihr bestes Kleid an, schmal, schulterfrei, schwarz. Dazu wählte sie eine Elfenbeinkette mit messingfarbenen und schwarzen Perlen, die sie in der Kimathi Street gekauft hatte. Elenas Ermahnung fiel ihr ein, und sie legte den dünnen schwarzen Schal um ihre Schultern.
Elena saß allein am Tisch, als sie ins Restaurant kamen. Das lockige dunkle Haar fiel ihr lose auf die Schultern. Sie trug ein trägerloses schwarzes Kleid mit passender Stola und abgesehen von den Brillanten in ihren Ohren keinen Schmuck. Eine elegante Frau, diese Italienerin.
Patrick und Margaret gingen Hand in Hand durch das Restaurant. Als sie Elena erreichten, neigte sich Patrick zu ihr hinunter und küsste sie rechts und links auf die Wangen. Da ausschließlich Touristen im Restaurant zu sein schienen, ließ Margaret ihren Schal ein wenig abwärtsgleiten, als sie sich setzte. Feuchte, warme Luft strich über ihren Rücken. Die fremdländisch klingenden Stimmen an den anderen Tischen und der besondere Duft Lamus – ein Duft nach Seeluft und Räucherwerk, nach dem Rauch offener Feuer und auch einem Hauch Kloake – schufen eine einzigartige Atmosphäre, die sie gewiss nie vergessen würde. Patrick legte den Arm um sie, und Elena starrte sie an. Margaret fand ihren Blick kalt. Würde nicht ein normaler Mensch höflich wegschauen oder einen Schluck Wein trinken? Vielleicht war Elena einsam.
»Sind Sie verheiratet?«, fragte Margaret.
»Nein, aber ich habe einen Freund, der
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