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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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Manchmal kam es mir vor, als sei das Auto verflucht.
    Als ich ihn einmal nach erfolgreicher Reparatur beim Autohaus abholte, krachte ich direkt beim Verlassen des Hofes in ein anderes Fahrzeug. Die Mechaniker schoben daraufhin den Wagen rückwärts wieder in die Garage, und ich betrank mich mit einem Sechserpack Bier an der nächsten Tankstelle. Oder mir lief am Tag nach Abholung ein Hase mit Schwung in den Wagen und verbeulte meinen aufgestylten Flitzer. Nein, dieses Auto zurückzugeben machte mir wirklich nichts aus.
    Ich rief Laura an und ging das letzte Mal mit ihr frühstücken. Mitkommen wollte sie nicht, sie arbeitete an ihrer Verlobung und war in einem kleineren Club in der Nähe geblieben. Sie nahm einiges aus meiner Wohnung, und erneut schmiss ich, bevor ich zum Flughafen fuhr, die Schlüssel direkt beim Vermieter in den Briefkasten.
    Ich fuhr noch einmal alle Plätze und Wege ab, die ich gegangen war, als meine Familie noch vollständig und heil war. Schwermut überkam mich, und bei meinem Bruder habe ich sogar ein wenig geweint. Aber diese Entscheidung hilft mir über alles hinweg – dachte ich –, mal was anderes sehen, mal was anderes hören und erleben. So saß ich alsbald im Flugzeug und flog dem Glück direkt in die Arme – das hoffte ich zumindest. Angekommen, stieg ich aus und freute mich über das tolle Wetter. Der Himmel war blau, kein Wind milderte die Hitze, und ich konnte das Meer und die Palmen riechen. Gut gelaunt wartete ich auf meine beiden Taschen, mehr hatte ich letztendlich nicht mitgenommen. Ich würde neue Garderobe brauchen, denn es war klar, dass der Sommer hier viel länger und wärmer sein würde als in Deutschland. Auch für den Laden würde ich mich einkleiden müssen. Ich hatte gesehen, dass fast alle Mädchen halbnackt waren; manche hatten als Oberteil nur einen Outgoing-BH getragen.
    Als Erstes charterte ich ein Taxi und ließ mich in der Nähe des Clubs absetzen. Mit meinen Taschen, rechts und links schwer auf den Schultern liegend, ortete ich ein kleineres Hotel ganz in der Nähe. Der Zimmerpreis war der Saison entsprechend hoch. Aber ich war erschöpft, die Aufregung hatte an mir gezehrt, es war warm, und das Gepäck schnitt mir ins Fleisch. Für eine Woche buchte ich mich ein, schleppte mich ins Zimmer und fiel sofort in einen tiefen, zufriedenen Schlaf.
    Als ich wach wurde, war es später Abend. Nach kleinerer Orientierung rief ich im Club an und teilte Tina meine Ankunft mit. Ich verabredete, dass ich in drei Tagen anfangen würde. So lange hatte ich Zeit, mich einzuleben und mich einzukleiden. Der Hunger trieb mich schließlich aus dem Bett, und ich schlenderte in Shorts und Shirt die Strandpromenade entlang. Es war nach 23.00 Uhr, aber die Straßen waren gefüllt mit Touristen und Musik. Überall saß man draußen auf großen Terrassen, trank und feierte seinen Urlaub. Alle Geschäfte entlang der Straße waren geöffnet, und ich fing hier und da an mich umzusehen.
    Es war wunderbar warm, trotz der späten Stunde, und ich setzte mich in das nächste Café, das eine Speisekarte auf dem Tisch hatte. Die Menschen johlten und grölten an mir vorbei oder gingen bedächtig und verträumt Hand in Hand. Ja, ich fühlte mich gut, fühlte mich fantastisch und frei, alle meine Probleme waren auf ein Minimum zusammengeschrumpft.
    Und das lag auch bald an Leon. Leon war Franzose und verbrachte seinen Kurzurlaub jedes Jahr hier auf der Insel. Sein Akzent war sehr niedlich, er sprach deutsch sehr gebrochen, aber, wie ich fand, sehr sexy. In Ermangelung freier Plätze saß er an diesem Abend bald neben mir am Tisch. Wir aßen zusammen, tranken gemeinsam und plauderten über die Insel und das Leben. Er war 26, genau wie ich, und hatte dunkle, kurze Haare. Seine Augen, ebenfalls braun, passten wunderbar zu seiner tiefbraunen Haut.
    Später schlenderten wir gemeinsam weiter, mittlerweile Hand in Hand. Ich war nicht verliebt oder extrem an ihm interessiert. Aber es gefiel mir, an meinem ersten Abend nicht alleine zu sein. Und so willigte ich ein, die In-Disco zu besuchen. Natürlich hatte ich meinen Besuch ebenfalls als Kurzurlaub ihm gegenüber getarnt und genoss es, eine Touristin von vielen zu sein. Leon war ein angenehmer Unterhalter, nicht zu laut, nicht zu leise, und es machte mir viel Spaß, ihm zuzuhören.
    Er war eher klein als groß, eher schmächtig als kräftig, und doch hatte er das gewisse Etwas. Wir nahmen unendlich viele Drinks und fingen an zu tanzen. Wir hoppelten und

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