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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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Stehen« hinter dem Toilettenhäuschen. Manchmal standen bis zu fünf von ihnen Schlange, und ich nahm, was ich bekommen konnte, sagte niemals nein. Und trotzdem reichte es vorne und hinten nicht, ich kam einfach nicht mehr klar.
    Kurze Zeit später lernte ich eine Frau kennen. Sie war ein paar Jahre älter als ich. Sie lebte mit ihrem kranken Mann schon seit langem auf der Insel und arbeitete noch länger als ich »im Geschäft«. Meist war auch sie in irgendeiner Bar zum Arbeiten. Sie tingelte, genau wie ich kurze Zeit später schon, von Club zu Club, von Bar zu Bar, um noch einen guten Laden zu finden. Vergeblich. Wir begannen nun zusätzlich zu inserieren, fuhren zu den Urlaubern ins Hotel oder zu den »Residenten« ins eigene Haus. Dinge, von denen ich mich längst verabschiedet hatte. Dinge, an die ich keine gute Erinnerung hatte. Das brachte uns finanziell wieder kurzzeitig nach vorn, bis dann auch andere unserem Beispiel folgten.
    In nur sechs Wochen wurden aus unseren beiden Annoncen in der derzeit einzigen deutschen Zeitung weit über 50. Und wieder fielen die Preise. Wieder verlangten die Männer am Telefon schon Zusagen über Praktiken oder andere Dinge. Bis Maike mich darauf aufmerksam machte, dass es noch eine andere Möglichkeit gab. Vor Jahren hatte sie genau in meiner alten Heimatstadt im Puff gearbeitet. Ein richtiger Puff, wo die Türen zu den Zimmern direkt an der Straße lagen und die Mädchen hinter einer Scheibe stehend die vorbeilaufenden Männer animierten. Mir wurde mulmig. Natürlich kannte ich die »verrufenste Straße« in meiner Stadt ganz genau. Sie war an dem einen Ende mit einer hohen silbernen Wand geschlossen worden, die den Mitmenschen, die dort vorbeibummelten, diesen »obszönen« Anblick ersparen sollte.
    Zutritt war erst ab 18, wurde jedoch offiziell nicht kontrolliert. Durch einen »Zickzackweg«, wie bei großen Attraktionen, zum Beispiel beim Rummel, konnte man dann durch das Tor gehen. Am anderen Ende dieser Straße waren die übelsten Kneipen und Zockerbuden angesiedelt. Wahre Horrorgeschichten rankten sich um dieses Gebiet, und niemand, der nicht »von dort« war, traute sich da hinein. Dorthin fuhr Maike nun alle zwei Wochen und erzählte mir von ihren tollen Umsätzen und dass es eine wirkliche Alternative wäre. Oder eben hier zu verhungern.
    Ich dachte an meinen Sohn. Überlegte, wie ich das machen sollte. Und fand keinen Ausweg. Ich sprach dann mit Tommy. Komischerweise hatte er vollstes Verständnis für meine Lage, zeigte sich großzügig und nett. Ab und an besuchte ich ihn oben in seiner Wohnung, und wir hatten guten Sex. Emotionslos, einfach nur so, weil es uns manchmal gut tat. Weil wir uns kannten, unsere Körper aufeinander eingespielt waren. Manchmal wurde es sogar ein richtig netter Abend mit Wein und gutem Essen.
    Bei mir war es jedoch noch mehr. Er fehlte mir doch, ich vermisste ihn derzeit oft und wünschte mir die scheinbare Sorglosigkeit der letzten Jahre fast zurück. Und ich konnte ihm jetzt, da er alles wusste und mich nahm, wie ich war, auch anders begegnen. Die Freundschaft zwischen uns wuchs, und wir beide versuchten sie zu pflegen. Aber manchmal kam es jetzt auch zu offenen Streitigkeiten um Geld. Tommy forderte jetzt immer öfter Beträge zurück, die er ausgelegt hatte, als mein Sohn bei ihm war und ich im Krankenhaus. Er wusste mich arbeitend, und ich hatte ihm vorerst den Ernst der Lage verschwiegen. Ich fing an, ihn zu vertrösten. Erst jetzt, wo sich die Alternative mit dem Puff in meiner Stadt anbot, begann ich, ihm davon in aller Offenheit zu erzählen. Wir besprachen die Lage. 14 Tage hier und 14 Tage in Deutschland »auf dem Puff«. So sollte es laufen. Genau wie bei Maike.
    Christopher verstand meine finanziellen Sorgen und Nöte, bekam ebenfalls mit, dass Tommy Forderungen stellte. Es war ihm recht, wie immer verstand er mich und war einverstanden. Mit wollte er auf keinen Fall. Es war unglaublich, wie viel Verständnis er zeigte. Mein Sohn genoss sein Leben und hatte kein Problem damit, bei Tommy zu wohnen.
    Wenige Tage später saß ich mit Maike das erste Mal im Flugzeug, um »den Dienst« anzutreten. Ich freute mich direkt, war ausgelassen. Laura war da, Tanja war da und Stefan; auch mein Bruder, und auf den freute ich mich besonders. Er würde »durchdrehen«, wenn er es erfuhr, überlegte ich. Aber das war jetzt egal, alles musste irgendwie weitergehen. Mein Bruder reagierte wie alle anderen auch. Sie hatten sich damit

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