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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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und abermals veränderte sich das Verhalten desjenigen,
     der sie in die Hand gedrückt bekommen hatte, auf’s Verwunderlichste.
    »So, so, Ihr und Eure – ähm – Reisekameraden braucht also ein Nachtquartier?«, fragte Meisterin Yba und verzog die wulstigen,
     rissigen Lippen zum Zerrbild eines Lächelns.
    »Zwei Zimmer«, bestätigte Kara.
    »Freilich, Herrin.« Ihre wässrig-blauen Augen nahmen einen fragenden Ausdruck an. »Und wie lange gedenkt Ihr zu bleiben?«
    Kara führte Shadow gemächlich in einen leeren Verschlag und leinte sie sorgfältig an, bevor sie antwortete.
    »Kara heiße ich, Meisterin Yba«, sagte sie leise und nachdrücklich gleichermaßen. »Und wir bleiben, bis wir bereit sind, weiterzureisen.
     Es sei denn, dies wäre ein Problem für Euch?«
    Sie wandte sich um und die große Frau tat einen überstürzten Schritt zurück. »Nein, nein, es gibt keine Probleme, Herrin Kara«,
     versicherte sie. »Überhaupt keine Probleme.«

|535| Das Blatt wendet sich
    »Ich muss mich mit jemandem treffen«, eröffnete Kara ihnen.
    Sie wirkte angespannt. Skip versuchte, ihr in die Augen zu sehen, jedoch wich sie seinem Blick aus. Er wollte sich erkundigen,
     ob mit ihr alles in Ordnung sei, aber da Ellahs spöttische Augen unablässig auf ihn gerichtet blieben, zog er es vor, alle
     Fragen und Sorgen bei sich zu behalten.
    »Wir müssen beratschlagen, wie es nun weitergehen soll«, erinnerte Erle sie.
    »Das können wir immer noch, sobald ich wieder da bin«, versetzte sie. Ihre Stimme bebte.
    Skip starrte sie an. War er denn der Einzige, der es bemerkte?
    »Wann?«, fragte Ellah.
    Hör auf, sie wie einen Lakaien zu behandeln!,
wollte Skip sie anfauchen.
Sie ist aufgeregt. Lass sie einfach gehen!
Doch er wagte es nicht; er wollte nicht mit Ellah streiten. Trotzdem konnte er nicht anders, als sich zu wundern. Was mochte
     nur mit Kara los sein? Warum war sie so nervös?
    »In ein paar Stunden«, sagte Kara. »Längstens.«
    Äußerlich wirkte sie ganz ruhig – trotzdem. Skip
spürte,
dass ihr ganzer Körper vor Anstrengung vibrierte   ... Jener Anstrengung, die es kostete, den äußeren Anschein zu wahren. Ein Teil seines Verstandes fragte sich, wie es ihm
     möglich war, dies zu spüren.
    Karas Gesicht war weiß wie frisch gefallener Schnee. »Warum geht ihr drei nicht in die Wirtsstube hinab und esst etwas, solange
     ich unterwegs bin?«, schlug sie vor, als die Stille zwischen ihnen allzu lange andauerte.
    »Also gut.« Ellah zuckte die Schultern. »Versprichst du uns, so bald wie möglich zurückzukommen?«
    |536| »Warum drängelst du sie immer?«, sagte Skip, kaum dass sich die Tür hinter Kara geschlossen hatte. »Wir wissen nichts von
     ihrem Söldnerberuf. Vielleicht hat sie etwas wirklich Wichtiges zu erledigen? Außerdem – hast du nicht gesehen, wie nervös
     sie war?«
    Ellah betrachtete ihn einen Moment lang sehr aufmerksam. »Nervös?«, wiederholte sie, plötzlich misstrauisch. »Sie war die
     Ruhe in Person.«
    Erle nickte zustimmend. »Ja, kleiner Bruder. Mir kam sie auch kein bisschen aufgeregt vor. Eilig hatte sie’s, richtig. Aber
     dass sie nervös gewesen wäre – nein. Wann war diese Frau schon jemals nervös? – Wie kommst du denn auf so etwas?«
    Er brummte unwirsch: »Keine Ahnung.« Er
wusste
, dass Kara angespannt und nervös war. Und vermochte sich nicht zu erklären, wie er das wissen konnte.
    Ellah zerstrubbelte sich die kurz geschorenen Haare und lachte. »Und wenn schon! Für’s erste wird uns wohl nichts anderes
     übrig bleiben, als genau das zu tun, was sie sagte. Etwas essen.«
    »Wir haben kein Geld mehr«, erinnerte Erle sie.
    »Oh, nur keine Sorge. Ich wette, die Münze, die Meisterin Yba in die Hand gedrückt wurde, hat mindestens so viel Kaufkraft
     wie diejenige, die in Jaimir ihren Besitzer wechselte«, sagte Ellah geradezu mütterlich-überheblich. »Eine waschechte Großkupferne,
     soweit ich das sehen konnte. Ich würde wirklich zu gern mal eine genauer betrachten.«
    »Was redest du denn da?« Erle beugte sich vor, und nichts als Verwirrung zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
    Ellah sah ihn eindringlich an. Angesichts Erles gutmütiger Redlichkeit schmolz ihre Kratzbürstigkeit im Nu dahin. »Ich mein’
     das nicht boshaft«, verteidigte sie sich und strich ihm fürsorglich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Finden wir’s heraus«, schlug Skip vor.
     
    |537| Die Gaststube war leer, was Skip angesichts der frühen Mittagsstunde nicht weiter

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