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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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auffallend gewesen. Aber nicht einmal Sara oder Jamie waren mehr hier.
    Megan wünschte den Hotelangestellten, die an der Bar aufräumten, eine gute Nacht und ging los. Am Ausgang zögerte sie. Der Wagen schien ihr ewig weit weg geparkt. Viele der anderen Autos waren bereits verschwunden, und die symmetrisch an jeder sechsten Parklücke gepflanzten Bäume kamen ihr vor wie tote Wächter, die von den Lebenden längst verlassen worden waren.
    Sie konnte wieder ins Haus zurückgehen.
    Oder sie konnte einfach zu ihrem Wagen gehen – zu Tante Marthas Wagen. Er war von hier aus gut zu sehen.
    Megan straffte die Schultern, entschlossen, zu ihrer Tante nach Hause zu fahren, und setzte sich in Bewegung.
    Als Finn mit dem Abdecken der Bühnenanlage fertig war, blickte er zur Bar, wo Megan gestanden hatte. Er hatte keine große Geschichte daraus machen wollen, das Hotel gemeinsam mit ihr zu verlassen – am Ende hätte sie sich sogar noch dagegen gesträubt, dass er sie zu ihrem Wagen begleitete. Er wollte sie im Auge behalten und ihr folgen, aber auch wenn sie vor Sekunden noch da gewesen war – jetzt war sie fort.
    Adam Spade saß an der Bar. »Hast du Megan gesehen?«, fragte er ihn.
    »Klar, die saß doch eben noch da.«
    »Sie hat uns allen eine gute Nacht gewünscht«, rief einer der Kellner Finn zu. »Und dann ist sie zum Haupteingang hinaus, gerade eben.«
    »Danke«, sagte Finn.
    Er wollte nicht, dass es aussah, als würde er rennen, doch er beeilte sich, den Saal zu verlassen und auf den Parkplatz zu kommen.
    In der Ferne sah er sie.
    Lass sie nachts nicht allein.
    Oder im Nebel.
    Aber da war kein Nebel.
    »Megan?«
    Er sah sie nicht mehr.
    Finn blickte auf den Boden …
    Eine feine blaue Nebelschwade waberte um seine Füße.
    * * *
    Als sie den ersten Baum erreichte, begann der blaue Nebel aufzusteigen.
    Direkt um ihre Füße herum …
    Am zweiten Baum war er bereits auf der Höhe ihrer Brust. Sie ging schneller, machte dann aber instinktiv eine Pause, weil sie dachte, sie würde verfolgt. Sie stand reglos da, doch es war nichts zu hören. Die Luft schien totenstill. Kein Rascheln in den Bäumen. Kein Gelächter von anderen Leuten, die das Hotel verließen.
    Sie drehte sich um und schaute zurück. Jetzt schien auch das Hotel unendlich weit weg zu sein. Als sie wieder nach vorne blickte, bildete sie sich ein, dass der Wagen offenbar auch nicht näher war. Das war natürlich unmöglich. Es konnte nur mit dem Nebel zu tun haben.
    Noch einmal schaute sie zum Hotel zurück und versicherte sich, dass in der Umgebung des Parkplatzes absolut nichts und niemand war außer ihr und ihrem Wagen. Sie wünschte, wenigstens ein Betrunkener würde aus dem Hotel stolpern.
    Sie fühlte sich versucht, schnellstens wieder ins Haus zurückzugehen. Doch sie schluckte diesen lächerlichen Anfall von Panik hinunter, und noch während sie sich wieder dem Wagen zuwandte, begann sie zu laufen.
    Um nach kürzester Zeit abrupt wieder stehen zu bleiben.
    Da war doch jemand. Gleich bei ihrem Auto. Jemand in einem vom Nebel herrührenden Dunstschleier.
    »Megan!«
    Sie war sich nicht sicher, ob sie ihren Namen wirklich hörte oder ob sie es sich einbildete. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, der da stand, denn er trug entweder einen Umhang oder einen langen Wintermantel. Jedenfalls schien es eine kräftige Gestalt zu sein, irgendwie herausfordernd, aufreizend. Sie war versucht, weiterzugehen, die Gestalt so schnell wie möglich zu erreichen, um sich an sie … an ihn … zu werfen … seiner Kraft zu unterwerfen?
    Megan setzte sich in Bewegung, stolperte jedoch. So stark der Drang nach vorne auch war, etwas hielt sie zurück.
    Vergiss Vernunft und Verstand. Sie machte kehrt, wollte zum Hotel zurückrennen. Vergiss auch deinen Stolz. Es würde sie schon jemand zu ihrem Wagen begleiten.
    Aber als sie dieses Mal rannte, hörte sie wirklich Schritte hinter sich. Und sie kamen näher, immer näher. Sie blickte zurück. Die dunkle Gestalt holte sie ein. Das Blau hob sich von dem Nebel ab, und doch … die Gestalt bewegte sich schnell, kam näher, immer näher …
    Megan rannte und rannte, plötzlich überzeugt, dass ihr Leben von ihrer Schnelligkeit abhing.
    »Megan, Megan!«
    Dieses Mal war sie überzeugt, dass jemand ihren Namen rief. Sie wusste aber nicht, woher die Stimme kam. Es fühlte sich an, als rannte sie durch ein dickes, silberblaues Meer.
    Sie konnte ihn spüren … es … etwas … gleich hinter ihr. Tentakel aus feurigem Atem griffen

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