Das Erwachen
das Licht dann in die Augen eindringen.
Erneut senkte sie das Haupt.
Etwas hatte sich verändert …
Sie spürte es. Und das bedeutete natürlich, dass auch sie Veränderungen vornehmen mussten.
Heute Nacht …
16
Verärgert über Morwenna und weitaus besorgter, als sie es sich eingestehen wollte, streifte Megan müßig in der Stadt umher, lächelte den Kindern an den Ständen zu und freute sich über die Kostümierungen der Kleinen.
Sie wünschte, Tante Martha wäre am Morgen wieder zurückgekommen, aber nachdem sie sich ein paar Stunden lang im Haus die Zeit vertrieben hatte, ohne wirklich etwas zu tun zu haben, hatte sie ein Taxi gerufen und war in die Stadt gefahren.
Und jetzt …
Sie fragte sich, wo Finn war. Irgendwo in der Stadt. Vielleicht traf er sich mit der Kritikerin und ihrem Mann. Sie wäre gern dabei. Die beiden waren ein nettes Paar gewesen, und die Frau, Jade, hatte ihr und Finn sicherlich einen großen Gefallen getan.
Der Tag war kühl, aber nicht wirklich kalt. Sie kaufte sich einen großen Mokka in einem der Cafés und spazierte zum Stadtpark. Von einer Bank aus entdeckte sie Darren, der für Lizzie ein Frisbee warf. Als der Hund die Scheibe fing, lachte Darren und lief rufend auf jemanden zu. Megan schützte mit der Hand die Augen vor der Sonne, neugierig, ob sie erkennen würde, wer es war. Sie meinte, die Stimme einer Frau zu hören, die seinen Namen sagte. Noch neugieriger geworden und froh darüber, an etwas anderes zu denken als an ihre eigenartige Lage, suchte sie Darrens Umgebung ab; dabei ließ sie sich von dem Gedanken, dass er womöglich eine Freundin hatte, leiten. Doch die Frau, deren Stimme sie doch gehört hatte, war nirgendwo zu sehen. Megan konnte überhaupt niemanden sehen außer der Großfamilie, die sich direkt vor ihrer Bank herzlich begrüßten.
Einen Augenblick später war Darren jedoch wieder auf der Wiese und warf wieder das Frisbee. Jetzt sah er Megan, winkte ihr zu und kam schließlich mit Lizzie zu ihr.
»Hey!«
»Hey Darren, wie geht’s?« Lizzie, die wusste, dass Megan sie mochte, wurde übermütig und kletterte halb auf die Bank, halb auf Megan, die die große Dogge lachend umarmte.
»Lizzie! Runter, mein Mädchen!«, tadelte Darren seinen Schützling.
»Ach, das macht überhaupt nichts, ich mag sie doch«, wiegelte Megan ab.
Sie kraulte den Hund hinter den Ohren und musterte Darren. »Wo ist deine Freundin?«
»Meine Freundin?«
»Ich dachte, ich hätte eine junge Frau bei dir gesehen«, sagte Megan.
Darren starrte sie an und schüttelte dann langsam den Kopf. »Nein, da hast du dich wohl getäuscht.«
»Oh, tut mir leid. So war es wohl.«
Er lachte. »Schön wär’s. Keine Freundin zurzeit.«
»Na ja, du bist ja noch jung. Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir.«
»Stimmt. Als ob du alt wärst.«
Sie lachte. »Ein paar Jährchen habe ich dir schon voraus!«
»So viele nun auch wieder nicht.« Er grinste und setzte sich zu ihr. »Aber du bist ja leider sowieso verheiratet, nicht wahr?«
»Ja, ich bin verheiratet und bleibe es auch. Wieso?«, fragte Megan.
»Ach, nur weil ich vor einer Weile deinen Mann gesehen habe.«
»Er geht schon mal ohne mich weg«, erklärte Megan ironisch.
»Er war mit einem Paar zusammen.«
»Ah ja.« Sie fragte sich noch immer, warum Finn sie nicht dabeihaben wollte. »Das sind … Freunde. Von zu Hause.«
»Verstehe«, sagte Darren und hielt den Blick starr auf sie gerichtet. Aber er verstand nicht. »Wieso bist du dann nicht bei ihnen?« Seine Frage war sehr gezielt.
Am liebsten hätte sie ihm barsch klargemacht, dass ihn das nichts anging. Doch sie wusste, dass es mit ihrer Laune nicht gerade zum Besten stand, was aber kein Grund sein durfte, Darren zu beleidigen. »Ich … musste heute bei Morwenna vorbeischauen«, wich sie deshalb aus und zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln. »Ich treffe mich später mit ihnen.«
Er nickte und schaute an ihr vorbei. »Hey, sieh mal, da ist Mr Smith.«
Sie drehte sich um und erkannte Mike Smith, der mit einer Einkaufstüte in der Hand den Stadtpark ansteuerte. Es war ein schöner Tag; er hatte wohl Lust bekommen, mittags eine Stunde im Freien zu verbringen.
»Kennt ihr beide euch?«
»Na klar. Studenten besuchen Museen, wie du weißt«, meinte Darren grinsend. »Und Salem ist ja auch nicht gerade eine Großstadt. Hey, Mr Smith!«, rief er Mike zu.
Mike war offenbar in Gedanken gewesen, doch als er Darren rufen hörte, schreckte er auf und kam dann
Weitere Kostenlose Bücher