Das Erwachen
Dorcas«, sagte sie bestimmt und wandte sich ab.
Sie wartete, bis Dorcas endlich gegangen war, und ging dann zu Andy Markham hinein. Infusion läuft, Vitalfunktionen schwach, aber konstant. Zustand nach wie vor kritisch, aber stabil.
Es würde eine lange Nacht werden, dachte Janice.
Sie ging ins Schwesternzimmer und las die Anweisungen des Arztes. »Vertrau mir, Dorcas, der alte Knacker wird morgen noch leben, wenn du kommst«, murmelte sie.
Dann runzelte sie die Stirn, denn ein plötzlicher Schauder ergriff sie; einen Moment lang schien das Licht schwächer zu werden, als seien riesige Fledermausschwingen durch eine Ecke des Krankenhauses gestrichen.
»Die müssen endlich diese Klimaanlage reparieren!«, murrte Toby Wyatt in der Telefonzentrale und legte die Arme um sich.
»Und die Beleuchtung«, sagte Janice zustimmend. Nach einem kurzen Zögern legte sie ihre Papiere beiseite und ging wieder den Flur entlang, um einen Blick auf ihren Patienten Andy Markham zu werfen. Keine Veränderung.
Ihr war noch immer … kalt.
Und noch immer schienen lauter kleine Schauder über ihren Rücken zu kriechen.
In Huntington House ging Finn unter die Dusche und zog sich um.
Megan saß auf dem Bett und wartete auf ihn, doch als er aus dem Bad kam, war sie weg.
Er zog sich rasch an und machte sich im Speisesaal und im Salon auf die Suche nach ihr. Dort saß Sally, die hübsche Blondine, ohne ihren Mann, und nippte an einer Tasse Tee. Sie lächelte ihm zu. »Hallo, wie geht’s?«
»Gut, danke. Haben Sie meine Frau gesehen?«
»In der Tat, das habe ich. Sie war hier und trank eine Tasse Tee. Und – seltsam, wirklich! – Susanna kam herein, sah sie und hätte beinahe ihr Tablett fallen lassen, so überrascht war sie, Megan zu sehen. Warum sie überhaupt überrascht sein sollte, einen Gast zu sehen, das weiß ich allerdings auch nicht. Jedenfalls, Ihre Frau half ihr, den Schlamassel zu beseitigen, den sie angerichtet hatte, ließ sich ihren Tee in einen Pappbecher einschenken und ging hinaus. Ich glaube, sie wollte mit Mr Fallon reden, weil der zuvor durch den Salon gekommen war, bevor er draußen die Pflanzen goss.«
»Danke«, sagte Finn und machte rasch kehrt.
»Hey, wir kommen auch heute Abend!«, rief sie ihm nach.
»Vielen Dank!«, schrie er über die Schulter zurück. Er wusste nicht, warum, aber er wollte nicht, dass Megan mit Fallon alleine war, egal, wo.
Als er vor das Haus trat, entdeckte er Megan, nicht aber Fallon. Er eilte zu ihr. »Hey! Du hast mir Angst gemacht. Und ich bin mir nicht so sicher, ob du allein zu Fallon gehen solltest. Der alte Knacker ist irgendwie unheimlich.«
Megan lächelte. »Ich denke, er ist in Ordnung. Nur ein alter Wicca.«
»Aha?«
Sie lächelte noch immer.
»Und …?«, wollte er wissen.
Sie hob eine winzige Samttasche hoch.
»Und was ist das?«
»Eine kleine Tasche mit Kletten darin«, erklärte sie und fuhr fort: »Das bringt Glück – und hält böse Geister fern.«
»Du glaubst wirklich, ein Täschchen mit solchem Zeug kann etwas bewirken?«
»Es kann zumindest nicht schaden.«
»Hast du das von Fallon?«
»Ja.«
»Bist du sicher, dass es dafür gut ist, was er behauptet?«
Sie lachte. »Ziemlich. Ich habe das auch bei Morwenna gesehen.«
Er nickte. »Okay, wenn es dir damit besser geht.«
»Ja, das tut es wirklich«, sagte Megan. Sie streichelte seine Wange. »Ich trage heute auch ein hübsches kleines mittelalterliches Kreuz, das ich in einem Laden gekauft habe. Eines von beiden wird schon helfen.«
»Sicher«, sagte er nur.
Aber er fragte sich, wie viele schutzbedürftige junge Mordopfer mit kleinen goldenen Kreuzen oder Davidssternen man schon gefunden hatte.
»Wir sollten gehen«, meinte er.
Von einem Fenster von Huntington House aus beobachtete Susanna Megan und Finn, wie sie zum Parkplatz gingen. Sobald sie weg waren, eilte sie hinaus.
Zuerst sah sie keine Spur von Fallon.
Dann kam er, den Gartenschlauch in der Hand, um das Haus herumgeschlendert.
Wütend schritt sie auf ihn zu.
»Was zum Teufel hast du gemacht?«
»Mich um meine Arbeit gekümmert«, gab er ebenso freundlich zurück.
»Du hältst dich von den beiden fern!«, warnte sie.
»Kümmere dich um dein eigenes Zeug, Weib, und lass mich in Ruhe!«, fauchte Fallon.
»Du gehst denen aus dem Weg!«, insistierte Susanna.
»Ich weiß, was ich tue«, fauchte er und drehte den Wasserhahn auf. Er spritzte sie nicht nass, machte jedoch unzweideutig klar, dass er das tun würde, wenn sie
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