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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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nichts mitbekommen?«
    Breuer winkte ab. »Die Arme ist so etwas von eingeschüchtert und hat ungemein viel Respekt und Angst vor Herrn von Rönstedt. Außerdem hat sie mir Dinge erzählt …« Breuer ließ offen, was er damit meinte. »Herr von Rönstedt hat ihr in letzter Zeit immer frei gegeben, wenn er verreist war. Und den Abstellraum, also der Verbindungsraum von Küche zu Weinkeller …, den hat er verschlossen. Man brauche ihn nicht mehr, hat er zu der Haushälterin gesagt. Weil eben die Ehefrau nicht mehr da sei. Und die Haushälterin hat sowieso alles in der Küche aufbewahrt. Selbstverständlich hat sie sich strikt an die Anweisung ihres Herrn gehalten, nicht in den Abstellraum zu gehen.«
    »Und sie hat nichts davon bemerkt, dass zwei Türen weiter jemand eingesperrt war?« Carmen hätte sich die Frage selbst beantworten können. Der Weinkeller war tief in den Boden gebaut, mit der Rückwand an anstehendes Erdreich, außerdem mit dicken Mauern umgeben und isoliert. Wie man inzwischen wusste, war Sarah mit Medikamenten ruhig gestellt worden und hatte fast den ganzen Tag über geschlafen. Zudem hatte Henry sie, falls es erforderlich war, in den Keller unter die Garage ausquartiert. So wie bei dem Besuch von Ludevik.
    Breuer zuckte mit der Schulter, als sei es ihm unverständlich. »Ihrer Aussage nach nicht.«
    »Das ist schon seltsam. Finden Sie nicht auch?«
    Breuer zuckte erneut mit der Schulter. Als Carmen gehen wollte, fragte er: »Wie lange kennen Sie die von Rönstedts schon?«
    Carmen sah ihn von der Seite an und reagierte nicht.
    Breuer erkannte, er war indiskret geworden. »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht aushorchen. Was mich jedoch seit Tagen beschäftigt ist der Umstand: Wie kann sich ein Mensch wie Herr von Rönstedt so verändern?«
    Und als Carmen nicht antwortete, sprach er weiter: »Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Nicht persönlich, sondern so, wie man einen Mitbürger kennt, der sich ständig in der Öffentlichkeit bewegt. Weiß also auch um seine … Arroganz, seine ausgeprägte Persönlichkeit, seine Korrektheit. All das spricht doch genau dem entgegen, wie er sich in letzter Zeit entwickelt hat. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Herr Breuer, wenn wir für alles Verständnis hätten, alle Verfehlungen im Voraus ahnen und damit verhindern könnten, wie ideal wäre unsere Welt. Ich will damit sagen, wir können die Entwicklung des menschlichen Geistes nicht berechnen. Auf der einen Seite ist es zwar schade, auf der anderen jedoch auch wieder gut, weil unser Geist uns zumindest noch eine Fluchtmöglichkeit zu uns selbst lässt. In unsere kleine, private Burg, die uns Schutz bietet, wo nicht jeder eindringen und mitreden kann, wovon nicht jeder Kenntnis hat. Die Gedanken sind immer noch frei.«
    »Aber ausgerechnet Herr von Rönstedt …?«
    »Vielleicht sperren Sie mich morgen wegen eines Banküberfalls ein? Oder man entlässt Sie wegen Bestechung und klagt Sie auch noch an? Wir können nur hoffen, dass es nicht so kommt. Und dann vielleicht noch eines, Herr Breuer. Egal, wie man Herrn von Rönstedt früher gegenübergestanden hat: Er ist krank. Er ist nur krank.«
    Und trotzdem ist er ein Arschloch, dem ich es gönne, dachte Carmen, während sie hinaus zu ihrem Auto ging. Ein riesengroßes, perverses Arschloch.
    Carmen stieg ein, wollte den Motor starten, als Breuer gegen das Seitenfenster klopfte.
    »Beinahe hätte ich es vergessen, Frau Dr. Sigallas. Wir haben eine Kiste mit Kleidern gefunden, Frauenkleidern. In der Garage.« Und als Entschuldigung fügte er hinzu: »Sie wissen ja, die Polizei ist immer neugierig. Weil wir nach einer Erklärung suchen. Und gerade in diesem Fall würde uns eine Erklärung sehr weiterhelfen.«
    Carmen winkte ab. »Wahrscheinlich alte Kleider von Sarah, seiner Frau.«
    Breuer war unschlüssig. »Nun, ich kenne mich da nicht so aus, aber eine der Beamtinnen meinte, das ganze Zeug sei längst unmodern. Schon seit mehr als fünfzehn Jahren. Das passt doch irgendwie nicht, wenn man Frau von Rönstedts Alter in Betracht zieht, oder?«
    Carmen überlegte. Dabei ließ sie ihre Finger über das Lenkrad streichen.
    »In der Garage?«
    »Ja.« Breuer nickte. »Sie steht immer noch dort.«
    »Versteckt oder offen?«
    »Unter anderen Kisten mit diversem Zeug. Alles für den Sperrmüll.«
    »Was sagt Herr Ludevik dazu? Der Psychologe?«
    Das wusste Breuer nicht, weil er ihn noch nicht gefragt hatte. Er habe es ihr zuerst mitteilen wollen, weil sie ja einen so

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