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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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dachte, du siehst hier lieber ein freundliches, bekanntes Gesicht als einen Fremden! Ehrlich, Mort, wofür hältst du mich eigentlich? Ich bin doch keine Dirne!« Manche Männer finden wütende Frauen attraktiv, aber zu dieser Gruppe gehöre ich nicht. Penny starrte mich böse an, und ich überlegte mir, wie sie – ausgehend von dem, was ich gesagt hatte – auf die Idee hatte kommen können, ich hielte sie für ein käufliches Weib.
    »Warte mal, Penny, es tut mir leid. So meinte ich es gar nicht. Ich bin erschrocken und fühle mich hier völlig fehl am Platze. Es ist mir nur so herausgerutscht.« Wenigstens erwachte mein legendärer Charme und rettete mich. Sie funkelte mich noch einen Moment an, dann aber wurde ihre Miene wieder weicher.
    »Das kann ich sogar verstehen. Dieses Haus ist ganz schön einschüchternd.« Sie entspannte sich, und als ich schon nicht mehr damit rechnete, knuffte sie mich gegen die Schulter. »So, jetzt sind wir quitt.« Es fühlte sich fast wie damals in unserer Kindheit an. Zu jener Zeit, als alles viel einfacher gewesen war. »Aber was hat dich denn so erschreckt?«, wollte sie wissen.
    Manchmal ist man in der Gegenwart von Freunden viel zu unbefangen. »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du ein Wildfang mit großen Zahnlücken, und jetzt … also …« Da war es schon wieder passiert. Sagte ich bereits, dass ich ein Genie bin?
    »Wildfang?« Sie dachte darüber nach und überlegte offenbar, ob ich sie schon wieder beleidigt hatte. »Das muss ich wohl gewesen sein, aber welche Rolle spielt das jetzt? Ich bin doch immer noch mehr oder weniger die Gleiche. Wir sind schließlich alle größer geworden. Willst du damit sagen, ich sehe komisch aus?«
    »Nein, nein … du siehst sogar … umwerfend aus. Ich meine wirklich hinreißend. Geradezu schön. So schön, dass ich verlegen werde.« Ich lief rot an, als ich mir noch einmal vor Augen hielt, was ich gerade gesagt hatte. Endlich begriff sie, worauf ich hinauswollte, und lächelte einen Moment. Ich hätte schwören können, dass sie ebenfalls errötete, ehe sie sich rasch abwandte. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein.
    »Entschuldigung angenommen«, erklärte sie. »Danke für das Kompliment.« Sie ging davon und drehte sich erst an der Tür noch einmal um. »Du musst dich beeilen, sonst kommst du zu spät zum Essen, Master Eldridge.«
    Ich schnappte mir ein Kissen und warf damit nach ihr, aber sie hatte die Tür bereits geschlossen, ehe es sie treffen konnte. Frauen konnte ich noch nie gut verstehen, aber es schien mir eigentlich gar nicht so schlecht, mit einer befreundet zu sein.
    Ein letztes Mal begutachtete ich mich im Spiegel. Die Veränderung war erstaunlich. Ein großer dunkelhaariger Mann starrte mich an, die blauen Augen bildeten einen starken Kontrast zur Kleidung. Ich wirkte zwar immer noch etwas schlaksig, aber das Wams machte durchaus etwas her, und ich musste zugeben, dass mir das Grau gut stand. Es klopfte, draußen vor der Tür stand ein kleiner Junge.
    »Sir, wenn es Euch beliebt, es ist jetzt Zeit zum Abendessen. Master Marcus trug mir auf, Euch davon zu unterrichten.« Der schmutzige Bursche mochte acht oder zehn Jahre alt sein. Ein Schneidezahn fehlte, sodass er ständig schief zu grinsen schien.
    »Wie heißt du, Junge?«, fragte ich. Es klang so erwachsen, dass ich es selbst kaum glauben konnte.
    Als er antwortete, lispelte er ein wenig. »Timothy, Sir.«
    »Dann führ mich, Timothy«, trug ich ihm auf und verneigte mich tief vor ihm. Er spürte meine Stimmung, reckte die Nase hoch in die Luft und schritt neben mir durch die Gänge und Flure, als wären wir zwei große Lords. Zumindest, bis wir der Herzogin begegneten. Da gaben wir unser Spiel auf, und ich zwinkerte Timothy zum Abschied noch zu. Den Rest des Weges legte ich in deutlich ernsterer Stimmung mit Ihrer Durchlaucht zurück.
    Da ich mich im Burgfried recht gut auskannte, hätte ich den Weg auch allein gefunden. Instinktiv wollte ich mich im großen Saal an den Dienertisch setzen, an den ich so offensichtlich gehörte. Marc fing mich jedoch ab, kaum dass ich eingetreten war, und führte mich zur Haupttafel. Als ich mich setzte, hatte ich das Gefühl, alle anderen im Raum starrten mich an. Der Herzog thronte am Kopfende, seine Ehefrau bekam den Ehrenplatz zu seiner Rechten. Ihr gegenüber saßen Lord und Lady Thornbear, und mein Platz war gleich neben der Lady. Links von mir ließ sich Marcus nieder. Ariadne und Roland, die

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