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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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bedenken.
    »Vornehme Leute reden nicht mit der Dienerschaft«, verkündete er, indem er herrisch das Kinn reckte. »Außerdem habe ich ihnen für alle Fälle schon Bescheid gesagt.« Er zwinkerte mir zu.
    Nun gab ich auf. Ich kannte Marc lange genug, um zu wissen, dass ich ihn von seinen verrückten Plänen nicht abbringen konnte, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Mir blieb allein zu hoffen, dass es keine üble Wendung nahm. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und verabredeten uns, die Suche in der Bibliothek nach dem Abendessen aufzunehmen. Sobald wir alles besprochen hatten, ging er davon, und ich hatte den Raum für mich allein. Ich legte mich sofort hin und machte ein Nickerchen. Ich muss zugeben, es war das bequemste Lager, auf dem ich je geruht hatte.
    Als ich eine Weile später wieder aufwachte, stand jemand neben meinem Bett. Ich war verwirrt und brauchte eine Weile, um mich zu erinnern, wo ich mich befand. Ich drehte mich zu der jungen Frau um, die mich etwas verlegen anblickte. »Sir, wenn es Euch nichts ausmacht, in einer halben Stunde wird das Essen serviert.«
    Immer noch benommen richtete ich mich auf und ordnete meine Gedanken. Noch einmal betrachtete ich das Dienstmädchen. Sie war auf eine höchst erfreuliche Art, die nur wenigen Menschen eigen ist, schön und natürlich. Weiche braune Locken ringelten sich am schlanken Hals herab und umrahmten ein zartes Gesicht mit leicht geröteten Wangen. Auf einmal kam ich mir ausgesprochen dumm vor. Ich kannte sie doch! »Penny, was machst du denn hier?« Eigentlich hieß sie Penelope Cooper, in der Stadt nannte sie jedoch jeder Penny. Sie war die Tochter des Fassbinders und eines der begehrtesten Mädchen in ganz Lancaster. Nicht, dass sie sich für einen der Jungs interessiert hätte. Sie war ebenso wählerisch wie schön.
    »Verzeiht mir, Sir, ich habe erst im letzten Winter den Dienst im Haushalt des Herzogs angetreten.« Schüchtern schlug sie die Augen nieder. Die Penny, die ich kannte, war alles andere als zaghaft. Freundlich war sie und liebenswürdig, aber ganz sicher nicht so unterwürfig.
    »Jetzt hast du mich zweimal ›Sir‹ genannt, Penny. Noch einmal, und ich werde Lady Genevieve verraten, wer vor ein paar Jahren ihre Rosen stibitzt hat.« Als wir etwa elf Jahre alt gewesen waren, hatten wir im Garten hinter dem Burgfried gespielt. Ihre Durchlaucht, die Herzogin von Lancaster – oder Lady Ginny, wie wir sie damals schon genannt hatten – unterhielt dort einen wundervollen Blumengarten. Dorian war dabei gewesen, als uns Penny dazu angestiftet hatte, ein paar Rosen für sie zu stehlen, und ich hatte gefürchtet, er werde vor Angst halb umkommen. Trotz der Schüchternheit und Ängstlichkeit, die Dorian manchmal zeigte, sollte er später ein großer Krieger werden. Letzten Endes hatte ich drei Rosen gepflückt, für jeden von uns eine. Dorian war jedoch zu nervös gewesen, um seine zu behalten.
    »Ich doch nicht!«, rief sie. »Du warst es, du hast die Rosen gestohlen!«
    »Na ja, aber du hast mich angestiftet«, antwortete ich trocken.
    »Mort, die werfen mich vielleicht hinaus, wenn du das jemandem erzählst.« Einerseits war sie ernstlich besorgt, andererseits setzte sich allmählich doch die alte Penny wieder durch.
    »Immer mit der Ruhe, ich hab nur Spaß gemacht. Aber nun erklär mir doch, wie du unter die Dienerschaft derer von Lancaster geraten bist.« Hätte ich nur einen Augenblick nachgedacht, so wäre ich sicher auch selbst darauf gekommen. Die Diener im Burgfried wurden gewöhnlich gut bezahlt, und die Arbeit war normalerweise besser als alles, was man in der Stadt finden konnte. Daher war es für jeden, dem es gelang, ein Glücksfall, auf der Burg eine Anstellung zu finden. Wenn sie eines Tages heiratete, konnte sich ihr Ehemann über ein ordentliches Zubrot freuen.
    »Die Geschäfte meines Vaters laufen seit einiger Zeit nicht mehr so gut. Er hat sich letztes Jahr den Rücken verletzt, und wir haben Schwierigkeiten, genug Essen auf den Tisch zu bekommen, ganz zu schweigen davon, dem Steuereintreiber sein Geld zu geben. Als ich hörte, dass auf der Burg eine Stelle frei ist, habe ich mich beworben. Wohlan! Hör auf, mich abzulenken, denn sonst bekomme ich bestimmt bald Ärger. Und sprich ja mit niemandem über die Rosen!« Sie sagte es mit einer gewissen Gereiztheit, doch ihre Augen lächelten mich an. »Ich soll dir auch sagen, dass deine Kleider auf der Kommode bereitliegen und dass du dich sputen musst,

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