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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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einem entfernteren Zielobjekt. Am Himmel kreiste ein Falke. » Shibal. « Der Vogel stutzte kurz im Flug, erholte sich aber rasch. Ich war nicht sicher, ob es an der Entfernung lag oder ob ein fliegender Vogel schwieriger zu betäuben war. Abermals sammelte ich mich und konzentrierte mich völlig auf das Tier. » Shibal! « Der Falke stürzte wie ein Stein vom Himmel. Ich hörte einen Plumps und glaubte sogar die Erschütterung zu spüren, als er auf den Stein im Hof schlug. Verdammt! Ich habe ihn getötet! Rasch zog ich mich vom Fenster zurück, damit mich niemand sehen und eine Verbindung zu dem Geschehen herstellen konnte. Die Geschichte über die Feuersbrunst in Albamarl hatte einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.
    Ich schreckte auf, als es an der Tür klopfte. So schnell konnte doch niemand den Falken bemerkt haben und hochgerannt sein. Als ich öffnete, stand Dorian vor der Tür.
    »Du musst in ein paar Minuten hinunterkommen, Mort. Die ersten Gäste sind bereits eingetroffen, und du sollst sie mit Marc zusammen begrüßen.« Er sah sich im Zimmer um. Das Bett war noch immer zerwühlt, die Kissen verstreut. »Anscheinend hast du dich ja schon mit dem Reinigungspersonal angefreundet.«
    Ich fragte mich, ob er mit Marc gesprochen hatte. »Dorian, du vertraust mir doch, oder?« Ich zog ihn ganz herein und schloss die Tür.
    »Ja, sicher. Weißt du noch, wie du mich damals mit Marc zusammen zum Gehöft des alten Wilkins geschleppt hast, um Kürbisse zu stehlen?« Er hatte eine liebenswerte Art, bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit Geschichten aus unserer Kindheit aufzuwärmen. Manchmal war es allerdings auch etwas nervtötend.
    »Ja, ja. Komm her, setz dich einen Moment.« Ich schob ihn zum Diwan.
    »Ihr habt mir erzählt, ihr wolltet die Kürbisse benutzen, um Sir Kelton …«, erzählte er weiter. Normalerweise hätte es mich nicht gestört, aber ich hatte die Geschichte schon ein Dutzend Mal gehört und zurzeit Wichtigeres im Sinn.
    » Shibal «, sagte ich gemessen. Nichts geschah.
    »… zu erschrecken, der an diesem Abend Wache hatte«, fuhr Dorian ohne das geringste Zögern fort. Da ich ihn aufmerksam anstarrte, dachte er vielleicht, ich hörte ihm zu. Ein zweites Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
    Benchley, Marcs Kammerdiener, stand in der Tür. »Seine Lordschaft dachte, Ihr bräuchtet vielleicht etwas Hilfe, um Euch zurechtzumachen.« Anscheinend hatte Penny keine Lust mehr, mich anzukleiden, oder Marc hatte aus eigenem Antrieb eingegriffen.
    Da fiel mir etwas ein. »Ich bin bereits richtig angezogen, Benchley, aber du könntest mir mit dem Bett helfen. Ich habe keine Ahnung, wie ich die Decken und Kissen richtig hinlegen muss.« Ich winkte in die Richtung jenes Katastrophengebiets, in dessen Zentrum sich mein Bett befand.
    Benchley richtete sich ein wenig auf, und mir dämmerte, dass ich ihn vermutlich beleidigt hatte, weil derlei Aufgaben gewöhnlich den Zimmermädchen vorbehalten waren. Schließlich war er der »Gentleman eines Gentleman«. Doch er hielt den Mund und begann schon damit, die Decken einzusammeln. Ich beobachtete ihn genau und ließ mir Zeit. Unterdessen hatte Dorian seine Geschichte beendet und sah mich erwartungsvoll an. Inzwischen war ihm klar, dass ich irgendetwas im Schilde führte.
    Sobald sich Benchley über das Bett beugte, um die Decken zu glätten, sagte ich: » Shibal. « Der Diener brach auf der Matratze zusammen, als hätte er sich einen Hieb mit der Streitaxt eingefangen.
    »Heilige Mutter!« Dorian stand auf und starrte Benchley an, dann wandte er sich offenen Mundes an mich. »Was hast du getan?«, hauchte er, als könnte uns jemand belauschen. Ehrlich, diese ungeheuer ernsten Mienen, die er manchmal aufsetzen kann, sind der wichtigste Grund, warum ich Dorian so ins Herz geschlossen habe.
    Es dauerte einige Minuten, ihm zu erklären, was ich getan hatte. Das Nette an Dorian war, dass er mich im Gegensatz zu Marc nicht unterbrach. Er hörte aufmerksam zu, und mit jedem Wort, das ich sagte, wurden seine Augen größer. Meine Vorführung hatte ihm sichtlich große Angst gemacht, aber ein weiterer Grund, warum ich Dorian mag, ist seine unerschütterliche Loyalität.
    »Ich passe lieber im Flur auf, damit niemand hereinplatzt«, sagte er leise. Ich versicherte ihm, dies sei gar nicht nötig, da es in meinem Zimmer nichts Schlimmeres zu sehen gab als einen schlafenden Kammerdiener. Aber wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht mehr

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