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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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streben in den verschiedenen Religionen das Priesteramt an, weil ihre Fähigkeit ihnen erlaubt, die Macht ihrer Götter zu den Menschen zu leiten. So entstehen dann die Legenden über die »Heiligen«. Dies wäre sicher auch mein Weg gewesen, hätten mich nicht das Schicksal und meine eigene Neugierde in eine ganz andere Richtung gedrängt.
    Marcus der Ketzer,
    Über das Wesen von Glaube und Magie
    Meine Audienz beim Herzog war in etwa so verlaufen, wie ich es erwartet hatte. Er machte mir wegen meiner Saumseligkeit keine Vorwürfe, sondern tat sie als Folge meines »jugendlichen Überschwangs« ab. Doch ich war trotzdem sicher, dass ich ihn enttäuscht hatte. Jedenfalls gab er mir deutlich zu verstehen, dass er und die Herzogin weiterhin willens waren, meinen gesellschaftlichen Status auf unzutreffende Weise darzustellen. Wie Marc mir schon erklärt hatte, sollte ich mich als reisender Gelehrter ausgeben und möglichen Fragen nach meinem genauen Stand ausweichend begegnen. Sie für ihren Teil würden entsprechende Fragen auf sehr allgemeine Weise dahingehend beantworten, dass ich ein entfernter Vetter sei.
    Rückblickend wundere ich mich sehr über die Leichtfertigkeit, mit der sie so viele Menschen in Bezug auf meinen gesellschaftlichen Status in die Irre führten. Für mich als Sohn eines bescheidenen Schmieds scheint es unglaublich, doch wenn ich ihre hohe Warte einnehme, leuchtet es mir wieder beinahe ein. Für sie mag es wohl wirklich keine große Sache gewesen sein. Höher als die Lancasters stand nur die Königsfamilie selbst. Wer aber wollte ihnen widersprechen? Wer würde es wagen, den Rang eines unbekannten Gelehrten zu hinterfragen? Und falls die Wahrheit herauskam, was konnte schon geschehen? Sie mochten es als kleinen Scherz abtun, und mehr als ein paar zerzauste Federn würden dabei nicht herauskommen. Ich für meinen Teil hatte freilich eine Heidenangst und fühlte mich, als läge mein Hals schon auf dem Henkersblock.
    An diesem Nachmittag nutzte ich eine freie Stunde, um weiterzulesen und ein wenig zu experimentieren. Zu den interessantesten Dingen, die Vestrius gleich zu Anfang seiner Lehrzeit gelernt hatte, zählte ein Spruch, mit dem man andere in einen Zauberschlaf versetzen konnte. Anscheinend war dies recht einfach zu bewerkstelligen, leicht zu erlernen und allgemein sehr nützlich. Man konnte die Fähigkeit gleichermaßen bei Menschen und Tieren anwenden, um sich aus schwierigen Lagen zu befreien. Außerdem musste man kaum mit Schuldzuweisungen rechnen, sofern der Zauber alle anwesenden Zeugen traf. Grummond hatte Vestrius darauf hingewiesen, dass die Magie auf »Stoiker« nicht wirke, aber was dies bedeutete, musste ich erst noch herausfinden.
    Ich suchte mir ein passendes Opfer für meine Experimente. Ursprünglich hatte ich dabei an Marcus oder Dorian gedacht, doch diesen Gedanken verwarf ich nun wieder. Ich war mir meiner Fähigkeiten immer noch nicht sicher und wollte die beiden keinesfalls in einen dauerhaften Tiefschlaf versetzen. Also beschränkte ich mich darauf, mich ans Fenster zu hocken und Vögel zu betäuben. Mein erstes Ziel war eine Amsel, die so freundlich war, auf der Fensterbank zu landen.
    Ich bündelte meine Willenskraft und visierte den Vogel an. » Shibal. « Er brach zusammen, als hätte ihn jemand mit einem gut gezielten Stein getroffen. Ich beobachtete ihn mehrere Minuten lang und wartete ab, ob er wieder erwachte. Das geschah jedoch nicht. Der Spruch sollte angeblich eine Weile wirken, je nachdem, wie viel Kraft man hineinlegte. Allerdings wusste ich nicht, ob dabei auch die Größe des betroffenen Wesens eine Rolle spielte. Ich versuchte, den Vogel mit lauten Geräuschen zu wecken, doch er schlief ungerührt weiter, was bei Vögeln sicherlich etwas höchst Ungewöhnliches ist. Schließlich hob ich ihn auf und vergewisserte mich, dass er noch atmete. Anscheinend ging es ihm nicht schlecht, nur dass er eben in tiefem Schlaf lag. Ich schüttelte ihn leicht und stupste ihn mit dem Finger.
    »Au! Verdammt!« Der Vogel war aufgewacht und hatte mich in den Finger gehackt. Er flatterte dann einige Minuten im Zimmer herum, während ich ihn jagte und zum offenen Fenster zu scheuchen versuchte. Endlich fand er den Ausgang, und ich setzte mich nieder und dachte über das nach, was ich gerade gelernt hatte. Auf jeden Fall wollte ich keine weiteren Vögel in mein Zimmer holen. Mein Finger pochte immer noch heftig.
    Ich beschloss, es ein weiteres Mal zu versuchen, nun aber mit

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