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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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doch eine Methode, meine wachsenden Fähigkeiten in geordnete Bahnen zu lenken.
    Mit einiger Zuversicht klemmte ich mir das Buch unter den Arm und kehrte in mein Zimmer zurück. Auch wenn mein Leben in mehr als einer Hinsicht in Scherben lag, dies war wenigstens ein Problem, das ich durch ehrliches Bemühen zu lösen vermochte. Gedankenverloren, wie ich war, bemerkte ich kaum die Stimmen, die aus einem Zimmer auf dem Flur herausdrangen. Ich ging weiter und fragte mich, wie lange ich wohl wach bleiben und studieren konnte, um am folgenden Morgen dennoch zur rechten Zeit aufzustehen und zu frühstücken, als mich ein schriller Schrei aus meinen Überlegungen riss. Es war ein Laut von unbändiger Angst und entsetzlichem Schrecken, wie man ihn sich vielleicht vorzustellen vermag, aber nie zu hören hofft. Ein Laut, den jemand ausstoßen mochte, der gerade in den Tod stürzte. Sofort blieb ich stehen. Der Schrei war ebenso abrupt wieder abgebrochen.
    Nervös sah ich mich um, da ich nicht sicher war, aus welcher Richtung er gekommen war. Weil mich das Buch ablenkte, legte ich es an der Wand ab, um mit freien Händen ein Stück zurückzulaufen. Da! Hinter einer Tür hörte ich jemanden reden. Ich überprüfte die anderen Türen auf beiden Seiten, bis ich ganz sicher war, die richtige gefunden zu haben, und beugte mich vor. Devon sprach leise mit jemandem. An diesem Punkt wäre ich beinahe schon weitergegangen, denn der Mensch, der diesen grauenvollen Schrei ausgestoßen hatte, konnte ganz gewiss nicht in diesem Zimmer sein, wo Devon derart gefasst sprach.
    Gerade als ich den Kopf vom Türrahmen zurückzog, spürte ich ein Aufwallen der Kraft. Nach den Übungen der letzten Tage war mir dieses Gefühl durchaus vertraut und erregte meine Aufmerksamkeit. Ich presste das Ohr fest an die Tür und strengte mich an, um durch das dicke Holz die Worte zu verstehen. » Manchmal braucht es ein solches Erlebnis, damit man erkennt, wie wichtig das Leben ist. Sicherlich doch wichtiger als deine Jungfräulichkeit. « Ich war nicht sicher, mit wem Devon sprach, begriff aber sofort, dass die Betreffende in fürchterlicher Not sein musste.
    Freilich war ich zunächst unsicher, was ich tun sollte. Nach kurzem Zögern holte ich tief Luft und benutzte den einzigen Zauberspruch, den ich kannte und der vielleicht etwas auszurichten vermochte. » Shibal «, sagte ich leise und mit so viel Kraft, wie ich nur aufbieten konnte. Dabei richtete ich meinen Willen auf den Raum hinter der Tür. Ich lauschte wieder, war aber nicht sicher, ob dort wirklich jemand zu Boden sank. Jedenfalls redete Devon nicht mehr. Zufrieden packte ich den Türgriff.
    Es war abgesperrt. Natürlich. Eine Magie, die mir bei verschlossenen Türen half, kannte ich nicht, und die Türen in der Burg von Lancaster waren so stabil gebaut, dass man zwei Männer und einen Rammbock brauchte, um sie aufzubrechen. Wütend über meine eigene Ohnmacht starrte ich die Tür an. Wäre ich besser ausgebildet gewesen, so hätte ich sicherlich einen Weg gefunden, das Schloss zu knacken. Der Gedanke an das Schicksal des armen Mädchens beflügelte meinen Zorn. So legte ich die Hand an die Tür, schloss die Augen und senkte den Kopf. Ich holte tief Luft, sammelte meine Kräfte, während sich die Lungen füllten, bis fast ein Wettstreit entstand, wo wohl zuerst etwas platzen mochte, in meinem Kopf oder in der Brust. Ähnliches hatte ich noch nie versucht, und ich wusste wohl, dass es ohne das richtige Wort eine Menge Kraft erforderte. Dann atmete ich langsam aus, baute den Druck in meiner Hand auf und presste sie gegen die Tür. Sobald ich beim Ausatmen spürte, wie die Tür nachgab, entließ ich den restlichen Atem mit einem stoßartigen Schnaufen aus den Lungen. Das Resultat war eine Explosion von Holz und Splittern, während sich die Tür geradezu auflöste. Die Späne flogen in alle Richtungen.
    Wenn ich daran denke, was ich daraufhin dort drinnen entdeckte, ereilen mich noch heute die Albträume. Devon lag zusammengesunken in der Ecke, doch auf ihn verschwendete ich keinen Gedanken. Der Anblick des Mädchens auf dem Bett ließ mich wie angewurzelt verharren. Es war Penny. Das lange Haar hatte sich aus dem Knoten gelöst, den sie bei der Arbeit gewöhnlich trug, und jetzt umringten die dunklen Locken den ganzen Kopf. Ihre Uniform war vom Hals bis zum Bauch aufgerissen, und ich sah die Haut, die jemals zu sehen ich mir vielleicht einmal vorgestellt, aber niemals zu hoffen gewagt hätte. Der Rock

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