Das Erwachen: Dunkle Götter 1
mein Zimmer zurückgekehrt bin, warst du gerade dabei, meine Sachen zu durchwühlen.« Während er sprach, streckte er lässig den Arm aus und warf ein Kästchen mit Schmuck von der Kommode. Ringe und Edelsteine, die mehr wert waren, als sie je verdient hatte, verteilten sich auf dem Boden. »Offenbar bist du erschrocken, als ich dich entdeckt habe.«
Die Verzweiflung überflutete Penny wie eine dunkle Woge. Ihr stand keine Fluchtmöglichkeit mehr offen, und gleich wäre ihr altes Leben vorüber, nur weil dieser selbstgefällige verdorbene Lord all ihre Träume zerstörte. Wenn sie aber schon in den Dreck getreten werden sollte, dann würde sie wenigstens dafür sorgen, dass dieser Hundsfott, der dafür verantwortlich war, so viel abbekam wie nur irgend möglich. Sie holte tief Luft.
»Reg dich nicht auf, ich habe gar nicht die Absicht, dir etwas zu tun oder dich zu deflorieren, falls du das befürchtest. Ich benötige lediglich die Antworten auf einige Fragen.« Beruhigend lächelte er sie an.
»Was für Fragen?«, erwiderte sie. Eine neue Hoffnung keimte in ihr auf, und sie schämte sich zugleich, weil er sie derart hatte täuschen können.
»Erzähl mir etwas über deinen Freund Master Eldridge.« Das verwirrte sie sehr. Warum interessiert er sich für Mort? , dachte sie bei sich. Soweit sie Mordecai kannte, musste er für jemanden wie Devon Tremont völlig uninteressant sein.
»Verzeihung, Sir, ich kenne ihn überhaupt nicht. Er ist erst vor kurzer Zeit hier eingetroffen, und …«, setzte sie an. Devon machte einen Schritt auf sie zu. Sie hielt inne, als er eine Handbreit vor ihr stehen blieb.
»Wie war noch dein Name, Mädchen?«
»Penelope, Sir. Die Leute hier nennen mich Penny.« Sie hasste sich selbst, weil sie so unterwürfig antwortete.
»Nun, Penelope, die Penny genannt wird, ich will dir etwas erklären. Hörst du mir auch gut zu?« Er klang immer noch ruhig, aber zugleich ein wenig heiser. Sie wagte nicht, mit Worten zu antworten, und beschränkte sich darauf, stumm zu nicken. Wer schon einmal als Kind vor einem großen wilden Tier gestanden hat, wird verstehen, wie sie sich fühlte. Wie eine starke Brandung ging die Drohung von ihm aus.
»Ich verabscheue es, wenn man mich anlügt, Penny. Ich hasse es. Und ich glaube, du lügst mich jetzt an. Ich weiß es sogar, weil ich gesehen habe, wie du ihn beobachtet hast.« Pennys Herz schlug so schnell, dass sie fürchtete, es werde gleich aus ihrer Brust herausplatzen. »Hältst du mich für einen Dummkopf, Penny?« Sie hielt den Kopf gesenkt, um seinem Blick auszuweichen, doch er wollte nichts davon wissen. »Sieh mich an, Penny.« Er hob ihr Kinn. Große Tränen rollten ihr über die Wangen und verrieten ihre Angst.
»Kennst du Master Eldridge?«
»Wie ich schon sagte, Sir, ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn nur beobachtet, weil er ein hübscher junger Mann …« Seine Ohrfeige ließ ihren Kopf zur Seite fliegen, und nun brannte ihre Wange. Kräftig genug, um sehr wehzutun, aber schwach genug, um keine Spuren zu hinterlassen. Auf einmal fiel alle Angst von ihr ab und wich dem Zorn. Sie hob die Hand, um auch ihn zu schlagen. Sie war so aufgebracht, dass ihr Schlag, hätte er denn getroffen, gewiss eine Spur in seinem Gesicht hinterlassen hätte. Doch er schien darauf vorbereitet. Er war stark und schnell, fing ihre Hand ab und drehte ihr abrupt den Arm auf den Rücken. Sie hatte das Gefühl, ihr Arm werde gleich brechen, als er den Druck verstärkte, und war völlig hilflos. Er schleuderte sie mit dem Gesicht voran auf das Bett.
»Jetzt werde ich wirklich wütend, und das ist nicht gut für dich, Penny. Ich wollte es bei einer freundlichen Unterhaltung belassen, aber du willst dich anscheinend nicht fügen.« Er warf sich über sie und hielt sie mit seinem Gewicht fest. Sie spürte eine mehr als beunruhigende Wölbung im Rücken. Heiser, mit belegter Stimme, flüsterte er ihr ins Ohr: »Nichts erregt mich mehr als ein Mädchen mit einem feurigen Gemüt. Ich habe gelernt, wie man Gespielinnen wie dich bricht. Genau wie eine junge Stute muss man euch manchmal hart zureiten, um euch an Trense und Zaumzeug zu gewöhnen. Ich bin sicher, dein Mann wird mir eines Tages dankbar sein.« Seine Hand fuhr unter ihren Rock und wanderte am Bein entlang weiter – erbarmungslos nach oben.
Die Verzweiflung fegte jede Vernunft beiseite. »Nein, wartet, wartet, ich sag es Euch. Bitte hört auf! Er ist der Sohn des Schmieds. Er ist nicht wichtig, bitte, tut mir dies
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