Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
Vom Netzwerk:
und ich war ständig in Sorge, auf dem Flur jemandem zu begegnen. Es war jedoch schon nach Mitternacht, und ich hatte Glück, denn alles war verlassen. Nun galt es, ein paar andere Probleme zu lösen.
    Ich brauchte Hilfe. Um diese Stunde gab es jedoch nur einen, dem ich wirklich trauen konnte. Fünfzehn Minuten später stand ich vor der Tür der Thornbears. Lord Thornbear diente auf der Burg von Lancaster als Seneschall, daher lebte seine Familie in dem großen Zwinger direkt am Haupttor. Die Nachtluft war feucht, inzwischen hatte ein leichter Regen eingesetzt. Es entsprach durchaus meiner Stimmung, dass ich nass war, als ich ihre Tür erreichte. Ein schläfriger Diener öffnete mir. Ich kannte den Mann bereits von meinen früheren Besuchen bei den Thornbears. Ob er einen Vornamen hatte, weiß ich nicht. Er wurde immer nur »Remy« genannt.
    »Mort, im Namen der Götter, was tut Ihr um diese Stunde da draußen?« Er sprach leise, um niemanden zu wecken.
    »Remy, es wird dir seltsam vorkommen, aber du musst Dorian für mich wecken. Sei dabei so leise wie möglich! Ich muss dringend mit ihm sprechen«, erklärte ich ihm ernst und aufrichtig.
    »Gut, gut, mal sehen …« Er drehte sich um und prallte prompt gegen den Türrahmen. »Verdammt!«, fluchte er leise. »Niemanden kümmert es, ob Remy genug Schlaf bekommt oder nicht, was? Nein, natürlich kümmert es niemanden. Remy braucht keinen Schlaf, was?« Er murmelte unablässig mit sich selbst, während er ins Haus stolperte.
    Mehrere Minuten musste ich ängstlich warten, bis Dorian in der Türe erschien. »Mort, ich will nicht unhöflich sein, aber es ist wirklich spät …«, begann er. Dann bemerkte er meine Miene und begriff sofort, wie verzweifelt ich war. »Warte, ich hole meinen Mantel.«
    Gleich darauf eilten wir über den Hof zum Hauptgebäude der Burg zurück. Ich sollte noch erwähnen, dass Dorian einer jener seltenen Menschen war, die mit einer gestrickten Zipfelmütze schliefen. In der Aufregung hatte er vergessen, sie abzunehmen, und ich brachte es nicht über mich, ihn darauf aufmerksam zu machen. Manches lässt man besser unausgesprochen, und in dieser dunklen Nacht brauchte ich seine Hilfe wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    Unterwegs versuchte ich ihm zu erklären, was geschehen war, aber ich glaube, er begriff es erst richtig, als er Penny ohnmächtig in meinem Bett sehen musste. Unter den hochgezogenen Decken lag sie da wie ein Engel.
    »Weißt du, wo ihre Kammer ist? Ich muss sie in ihr eigenes Zimmer zurückbringen, ehe sie aufwacht«, drängte ich.
    »Klar, aber ich glaube nicht, dass wir sie dort hinbringen können, ohne die anderen Dienstmädchen zu wecken«, erwiderte er.
    »Überlass das nur mir.« Ich trat neben das Bett, um sie wieder aufzuheben.
    »Soll ich sie tragen?«, bot er an. Ich überlegte, doch irgendetwas knurrte in mir, als ich mir vorstellte, dass jemand anders sie berühren sollte. In mir war etwas zerbrochen, als ich sie in Devons Zimmer entdeckt hatte, und bisher hatte ich noch nicht die Zeit gefunden, gründlich über die ganze Sache nachzudenken.
    »Nein, nein, es geht schon. Aber du könntest mir mit den Türen helfen und den Weg zeigen.« Ich schlug die Decken zurück und hob sie hoch. Dieses Mal spürte ich die Anstrengung im Rücken. Allmählich forderten die Erschöpfung und der Schlafmangel ihren Tribut.
    Dorian atmete ein und stieß ein leises Zischen aus, als er ihre Verfassung bemerkte – das zerfetzte Kleid, all das Blut. Ich konnte es ihm nicht vorwerfen, mir ging es ja selbst nicht anders. Ich barg sie in den Armen und suchte seinen Blick. Heiße Wut kochte in ihm hoch, und ich fragte mich, was er wohl täte, sobald wir sie in ihr Bett gesteckt hatten. »Wer hat das getan, Mordecai?«, fragte er mit finsterer Miene.
    »Noch nicht, Dorian. Zuerst müssen wir uns um Penny kümmern.« Ich betete, dass er einstweilen ruhig blieb.
    »Ich will wissen, wer das getan hat, Mordecai!« Er war keinesfalls in der Stimmung zu warten.
    »Hör zu, Dorian«, setzte ich an, doch er wollte nichts davon wissen.
    »Nein, du hörst jetzt mir zu! Ich will wissen, wer das getan hat, und zwar sofort!« Er schrie es mir fast entgegen.
    »Verdammt!«, schrie ich zurück. »Nun halt doch mal den Mund und denk nach!« Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich ihm gegenüber die Stimme hob. Erschrocken schloss er den Mund, dann fuhr ich fort: »Was meinst du denn, was passiert, wenn jemand Penny so sieht? Ihr Vater ist gebrechlich, sie

Weitere Kostenlose Bücher