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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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der Flur sei voller Wächter und hinter ihnen stünde Lord Devon. Doch es war nur Benchley, der geduldig wartete.
    »Darf ich eintreten, Sir?«, fragte er mit einem Tonfall, der allzu deutlich verkündete: »Ich mag ein Diener sein, aber ich bin immer noch etwas Besseres als du.« Erstaunlich, wie viel manche Menschen mit leisen Betonungen zu übermitteln vermögen. Vielleicht konnte ich ihn einmal bitten, mich in dieser Kunst zu unterrichten. Zunächst aber wich ich aus, damit er eintreten konnte.
    »Ich nehme nicht an, dass du mir etwas zu essen mitgebracht hast?«, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Das Mittagessen ist vorüber, Sir, aber wenn Ihr Euch jetzt gleich ankleidet, könnt Ihr den Koch vielleicht noch überreden, Euch ein paar Reste aufzuwärmen«, erwiderte er mit einem kleinen Lächeln. Der Bastard wusste ganz genau, was der Koch von Leuten hielt, die die Essenszeit verpassten. Darauf fiel ich nicht herein.
    »Da du gerade das Ankleiden erwähnst – könntest du mir behilflich sein?« Mein Geist kam allmählich in Fahrt.
    »Ich glaube, genau dies hatte der junge Herr Marcus im Sinn, als er mich zu Euch schickte«, erwiderte er. Fünfzehn Minuten später war ich angekleidet. Benchley war geschickter als Penny, wenn es darum ging, ein Wams zu verschnüren, aber vermutlich hatte er mit dem Ankleiden von Männern auch mehr Erfahrung. Ich bemerkte außerdem, dass er sich gar nicht hinter mich stellte, um herumzugreifen und die Bänder zu verschnüren. Das hätte mir etwas sagen sollen, aber ich war im Augenblick zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt und dachte nicht weiter darüber nach.
    Als er fertig war, ging Benchley hinaus, und ich war froh, wieder allein zu sein. Jetzt musste ich genau überlegen. Der Diener hatte sich verhalten wie gewohnt, also mochte es am Morgen wohl kein großes Aufsehen gegeben haben. Höchstwahrscheinlich hielt sich der vornehme Lord Devon bedeckt und fragte sich, wer ihn buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatte und ob er mit Vergeltung rechnen musste. Es war zwar naiv, so etwas anzunehmen, aber ich wusste nicht viel über Aristokraten.
    Da ich dachte, draußen sei die Luft rein, wagte ich mich hinaus, um nach Penny zu suchen und vielleicht irgendwo ein wenig Essen zu ergattern, falls etwas herumlag. Leider konnte ich weder Penny noch Marcus oder Dorian entdecken. Anscheinend hatten sie alle Wichtigeres zu tun, als darauf zu warten, dass ich endlich aufstand. In Bezug auf das Essen war mir Fortuna jedoch hold, denn ich stieß auf den jungen Timothy, der im großen Saal gerade die Tische abräumte. Er überließ mir ein gutes Stück gebratenen Fasan, das jemand liegen gelassen hatte. Ich wickelte das Fleisch in ein Mundtuch und nahm mir noch ein ordentliches Stück Brot von einem anderen Teller. Timothy zeigte mir grinsend seine Zahnlücken. Ich zwinkerte ihm zu und zog mich mit meiner Beute in mein Zimmer zurück, um das weitere Vorgehen zu planen.
    Nachdem ich gegessen hatte, beschloss ich, die freie Zeit zu nutzen und etwas zu lernen. Ich vertiefte mich in die Lycianische Sprachlehre. Zwei Stunden später schwirrte mir der Kopf. Ich habe zwar eine Begabung für Sprachen, aber beim Lycianischen bekam ich fast einen Knoten in der Zunge. Die grammatischen Zeiten waren verwirrend. Wozu brauchte man eine »Verlaufsform des Präteritum« oder »die vollendete Zukunft«? Ich entschied mich, mir lieber die Vokabeln einzuprägen, die ich gerade für besonders nützlich hielt. Nach einer weiteren Stunde hatte ich auch davon genug und wechselte wieder zu Vestrius’ Tagebuch. Dank meiner kleinen Fortschritte in der lycianischen Sprache verstand ich nun auch etwas besser, was er in den ersten Wochen seiner Ausbildung gelernt hatte.
    Das meiste davon war für die Beseitigung böser rivalisierender Herzogssöhne nicht geeignet, aber ein Detail stach mir doch ins Auge. Nachdem ich Devon in der vergangenen Nacht mit dem Schlafspruch außer Gefecht gesetzt hatte, war mir sehr bewusst, wie leicht man andere Menschen hilflos machen konnte. Daher war ich nun in großer Sorge, er könnte mir bei passender Gelegenheit seinerseits etwas Derartiges antun, denn ich war schon fast überzeugt, dass auch er ein Magier sein musste. Offenbar war ich aber nicht der erste Zauberkundige, der auf solche Gedanken kam. Die Methoden, um Geist und Körper eines Magiers gegen schädliche Einflüsse oder mitunter auch gegen die Folgen seiner eigenen Fehler abzuschirmen, nahmen viel

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